Kapitel 1

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Heute war der Tag, auf den ich solange vorbereitet worden bin. Heute war der Tag an dem sich alles entschied. Denn heute würde ich ihn kennenlernen. Meine Name ist Felia und heute würde ich mein neues Leben antreten.

Ich wachte früh auf, da ich mir einen Wecker gestellt hatte um ja nicht zu spät zu sein. Ich sprang unter die Dusche, wusch und rasierte mich, denn für ihn wollte ich schön sein. Zwar hatte ich Angst davor, was er mir antun, wie er mich behandeln könnte, aber ich wollte perfekt für ihn sein. Das war meine Aufgabe seit dem ich geboren worden bin; ihn glücklich zu machen.
Einige von meinen Freunden könnten sich gar nicht vorstellen seine Freuden für die eines Anderen aufzugeben, aber ich fand den Gedanken daran weder abstoßend noch traurig. Nein, ich mochte die Vorstellung.
Da ich die Erstgeborene in meiner Familie war, wurde ich ausgebildet jeden Wunsch von den Lippen ablesen zu können. Jedes Bedürfnis zu stillen und meine Arbeit perfekt zu verrichten. Außer ein Bedürfnis, wahrscheinlich das wichtigste, das wurde mir nur kurz theoretisch erklärt. Mein Vater meinte, dies solle mein Zukünftiger mir alles selbst beibringen. Ansonsten wurde ich zehn Jahre in Sachen Hygiene, Stil, Putzen und Kochen, Disziplin und Gehorsam ausgebildet und mir wurde immer wieder gesagt, dass ich ihn glücklich machen muss. Denn dafür lebte ich, lebten alle Erstgeborenen der unteren Schicht. Ab dem 17. Lebensjahr würden wir unserer Bestimmung folgen.
Wieder von meinen Gedanken in die Realität zurück gekommen holte ich das Kleid aus dem Kleidersack, welches ich extra zu diesem Anlass gekauft hatte. Es war ein bisschen offener als das was ich sonst trug, aber die Organisation schrieb vor nicht zu viel Stoff zu tragen. Mir sollte es egal sein, Hauptsache ich gefiel ihm.

Als ich fertig angezogen war, schminkte ich mich noch leicht und ging danach die Treppe zu unserer Küche hinunter. Dort erwartete mich schon meine Mutter, mein Vater und meine beiden Brüder. Sie alle waren natürlich nicht erfreut darüber, dass ich nun fort gehen würde, aber sie wussten wie das System lief. Nach einem gesprächsreichen Frühstück warteten wir alle darauf, dass es klingelte. Denn das bedeutete, dass ich abgeholt und in mein neues Leben gebrachte werden würde. Nach etwa einer halben Stunde war es dann soweit; eine schwarze Limousine stand vor unserem Häuschen und ein großer Mann in Anzug begleitete mich hinaus. Gepäck hatte ich keines, denn zu meinem Herrn würde ich nur das mitnehmen, was ich am Leib trug. Ich setzte mich in das Auto und wusste nicht wie lange wir fuhren, aber nach einer Weile hielt der Wagen wieder und ich stieg,mit Blick auf den Boden, aus. Das war mir so lange antrainiert worden, dass ich in Gegenwart eines Mannes direkt meinen Blick senkte. Auch als der Herr von meiner Mutter herein gelassen worden war, kniete ich mich automatisch vor ihn hin, küsste seine beiden Schuhe und wartete bis er mir befahl aufzustehen.

Ich folgte ihm einen langen Gang entlang und schließlich hielten wir vor einer olivfarbenen Tür. Diese öffnete er und bedeutete mir einzutreten. Bisher hatte er noch kein Wort gesprochen und da ich nicht aufgefordert wurde zu reden unterließ ich dies ebenfalls. In dem kleinen Raum stand ein Sofa, eine Kommode und ein Spiegel. Also wartete ich bis der Mann den Raum verließ und ging hinüber zu dem Spiegel um mich zu betrachten. Da ich zufrieden mit mir war kniete ich mich auf den Boden, der Grund war, dass keiner mir erlaubt hatte sich auf das Sofa zu setzen, also tat ich es nicht. Nach ungefähr einer Viertelstunde sprang die Tür wieder auf und ich senkte meinen Blick. Ich sah wie schwarze Lackschuhe auf mich zu kamen und vor mir stehen blieben.

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615 Wörter

Ihm unterworfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt