Wie ein schweres Stück Blei liegen Patricks Worte in der Luft und scheinen von den Wänden des Zimmers immer wieder zu erklingen und ihn zu durchdringen. Auch Thomas ist still, lässt sich seine Worte auf der Zunge zergehen und sucht nach einer passenden Antwort, die er im Moment nicht zu finden vermag.
Patrick blickt ihn ruhig an. Seine Tränen bahnen sich wieder ihren Weg über seine Wange und gleichzeitig sehnt er sich unwahrscheinlich nach frischer Luft. Nach frischer Luft, dem Nachthimmel, dem Duft und den Geräuschen der tiefen Nacht, die er gerade unwahrscheinlich gerne zu hören bekommen würde. Thomas erwidert seinen Blick nicht mehr, spürt Patricks aber noch deutlich auf sich ruhen. Er wartet. Wartet ab, was Thomas zu sagen hat, mit welchem klugen Rat er nun wieder um die Ecke kommt und alles versucht besser zu reden.„Erzähl mir davon."
Nur leise dringen diese Worte aus Thomas hervor, dessen Stimme mittlerweile jede Art von Forderung verloren hat. Er möchte für Patrick da sein, als Freund. Ihn in den Arm nehmen und klar machen, dass alles gar nicht so aussichtslos scheint. Nicht so aussichtslos wie seine Gedanken ihm immer wieder zuflüstern.
Patrick blickt noch immer ruhig zu Thomas, während seine Gedanken eine wilde Achterbahnfahrt in seinem Kopf zurück legen und dabei unwahrscheinlich laut schreien. Sie wollen alle hinaus. Das, was er das letzte halbe Jahr verdrängt hat möchte endlich gehört und gefühlt werden. Gehört und gefühlt werden, weil dies wohl die einzige Möglichkeit ist, um richtig damit umzugehen.
„I.. ich weiß nicht wo ich anfangen soll.",gibt er zu und lässt seinen Blick an die Decke gleiten, nur um seinen Kopf an die Wand legen zu können.
„Wir waren im Urlaub. Die letzten Konzerte der Winter Tour waren vorbei und wir wollten uns noch eine kleine Auszeit in Österreich nehmen, bevor die ganzen Pressetermine losgingen. Schon in den Tagen davor herrschten immer wieder Spannungen zwischen uns wegen Kleinigkeiten, aber eben auch weil Joelle merkte, dass mir etwas zu Kopf stieg. Wir stritten viel, hauptsächlich um meine Arbeit und meine Einstellung dazu...-"
Leise schluchzt er und unterbricht sich somit selbst, bevor er mit seiner Hand über sein Gesicht streicht und fortfährt.
„Ich konnte in den Nächten nicht mehr schlafen, hatte immer neue Song Ideen und musste sie mitten in der Nacht festhalten. Alpträume.. irgendwie kam alles zusammen und ich kann mir selbst nicht erklären was damals los war."
Patrick erinnert sich ungern an diesen Urlaub. Seine Schlaflosen Nächte, die Streite zwischen ihm und Joelle wegen diesen und ihre Worte. Joelles Worte, die noch immer durch seinen Kopf schwirren.
„Sie sagte immer, dass mir alles zu viel sein würde, ich mich ausruhen solle und sie bei mir wäre. Egal welchen Weg ich einschlagen würde. Wie recht sie doch hatte."
Seine Stimme beginnt leicht zu zittern und auch sein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Sie ist nicht hier. Patrick hat den falschen Weg eingeschlagen. Und auf diesem lohnt es sich wohl kaum die Geschwindigkeit in Richtung Besserung zu erhöhen.„Warum ist die Stimmung immer wieder gekippt?",hakt Thomas vorsichtig nach und sieht, wie Patrick seine Augen langsam schließt.
„Ich wollte das nicht hören. Mir ging es gut, ich hatte wahrscheinlich nur meine ausgelaugte Phase nach der Tour und wollte ihre Sorge um mich nicht verstehen. Ich hätte mit ihr reden sollen.. ich hätte das alles aus der Welt schaffen sollen! Ich hätte auf sie höre sollen!"
Seine Stimme beginnt zu beben, während er seine Augen wieder öffnet und sich aufrafft, um erneut aus dem Fenster zu blicken. Die Nacht ist noch tiefer, noch dunkler. Noch mehr voller Dämonen und Ängsten geplagt, die Patrick automatisch ein wenig zum zittern bringen.
„Was hast du stattdessen gemacht?"
„Mich weiter mit ihr darüber gestritten. Auch an diesem einen Tag, an dem wir wieder nachhause fahren wollten..."
Thomas schweigt. Er muss Patrick nun den Raum lassen, den er selbst für angemessen hält. Dieser blickt jedoch nur zu den Sternen hinauf, die tröstend in die unheimliche Trauer in ihm leuchten und ihm tatsächlich ein verweintes Lächeln auf die Lippen zaubert, was Thomas ebenfalls zu sehen scheint. Viel löst sich gerade in ihm und doch sind noch einige Sachen in ihm. Sachen, die die Wahrheit ans Licht bringen und somit die ganze Situation zu der bitteren Realität umwandeln.
„Ich war müde, hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und doch wollte ich unbedingt nachhause fahren. Joelle wollte mich davon abhalten und selbst fahren, doch das ließ ich nicht zu. Es endete in einem riesigen Streit und letztendlich gab sie nach. Wie immer."
Patrick muss schmunzeln. Wie oft Joelle doch immer wieder versuchte gegen seinen Kelly Dickschädel anzukommen. Wie oft sie sich jedes Mal aufs neue darüber aufregte und schließlich nachgab. Auch auf Thomas Lippen schleicht sich ein Lächeln. Er ist froh, dass Patrick so offen darüber redet und gleichzeitig seine Gefühle ein wenig hervortreten.
Seufzend stützt Patrick seine Hände auf die Fensterbank und zwingt sich schon fast nach Draußen zu blicken. Thomas Ausdruck würde ihn wahrscheinlich nur wieder verunsichern.
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Gegen den Verstand
Fanfiction„Wenn wir uns an dem Ort treffen, an dem wir uns kennengelernt haben, du mich aber nicht siehst, tue mir bitte einen Gefallen. Lass die Vergangenheit endlich los.." Triggerwarnung: In dieser Geschichte werden Themen behandelt, die für Menschen in p...