Sams Sicht
Verwirrt lehnte ich meinen Kopf gegen die kühle Tür. Keine Ahnung, was das eben gewesen war.
Ehrlich gesagt schaffte ich es einfach nicht, wütend auf ihn zu sein. Seine nervigen Kommentare brachten mich zum Lachen, ob ich das nun wollte oder nicht. Und scheiße der konnte rappen!„Ich wollte mich grad auf den Weg machen, um eure Prügelei zu stoppen", Dan war wach oder zumindest so etwas ähnliches. Jedenfalls hatte er sich aufs Sofa gesetzt und sah mich aus halbgeöffneten Augen erwartungsvoll an. „Wir haben uns nicht geprügelt." „Mhhm, wenn wäre ich auch eher davon ausgegangen, dass du ihn verprügelt hast." Ich seufzte leicht genervt: „Das ist aber auch nicht passiert." Gleichgültig zuckte er die Schultern.
„Bitte sag mir, du leidest genau so sehr an einem Kater wie ich", er rieb sich demonstrativ die Schläfen. „Wie bitte bin ich auf dem Boden eingeschlafen?" „Denkst du, ich weiß noch irgendetwas von gestern Abend?", ich ließ mich neben ihn aufs Sofa plumpsen, vorraufhin er mürrisch seine Beine anzog. „Du weißt sicher gar nichts mehr, soviel wie du getrunken hast. Keine Ahnung was dein Auftrag war..." Beim Sprechen erhob sich Dan langsam. Als er nun stand, machte er sich fluchend aus dem Staub, wahrscheinlich ins Badezimmer.
Auf einmal vibrierte mein Handy. Verwirrt griff ich danach, wer schrieb mir denn schon? Schließlich hatte die Göre recht, ich hatte tatsächlich keine Freunde.
„Hey Mann, keine Ahnung, ob du noch weißt, wer ich bin. Wir waren mal zusammen in einer Klasse. Paul, klingelt da was bei dir?:) Bin momentan für ein paar Tage in der Stadt, vllt könnten wir uns ja mal wieder treffen"
Natürlich wusste ich noch, wer Paul war. Zur Ausnahme war sogar mal er weggezogen und nicht ich. Seine Mutter hatte ein Jobangebot in Miami bekommen.
Wir hatten dadurch den Kontakt verloren, aber ich würde ihn echt gerne mal wiedersehen. Ich wohnte zwar nicht mehr in besagter Stadt, aber weit weg war Washington von hier auch nicht.„Natürlich weiß ich noch, wer du bist! Wäre echt cool, sich mal wieder zu sehen, vielleicht ja wieder am alten Treffpunkt;)"
Seine Antwort ließ nicht lange warten: „Freut mich! Patrick's klingt gut. Ich könnte direkt heute noch, ansonsten morgen, sag einfach wie's dir so passt." Theoretisch sprach nichts dagegen, sich heute noch mit ihm zu treffen. Allerdings müsste ich Dan überreden zu füttern und das würde vielleicht schwierig werden - gerade bei seinem Zustand.
Wie aufs Stichwort betrat Dan den Raum. „Du hast die letzte Tablette genommen." Er schaute grimmig drein, keine gute Voraussetzung für meine Bitte. „Dan, würdest du heute Abend füttern? Ich will nach Washington." „Ganz sicher nicht! Ich werde mich hinlegen. Mein Körper hat schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel als deiner, da bin ich nicht mehr so fit." Ja genau. „Paul kommt nach Chicago. Der, der nach Miami gezogen war. Er wollte sich mit mir treffen. Komm schon, einmal füttern werden deine müden Knochen wohl noch schaffen." „Paul?! Der Große mit den feuerroten Haaren? Den mochte ich immer. Also, hab' ihn ja nie so wirklich kennengelernt, aber der war sympathisch", er unterbrach sich kurz und seufzte. „Ich hab' echt kein Bock auf den Scheiß, aber will ich mal nicht so sein."
Etwas nervös verließ ich die U-Bahn-Station. Ich war gespannt auf das Wiedersehen, aber der Umgang mit Menschen gehörte nun mal nicht so zu meinen Spezialgebieten. Was, wenn es total seltsam werden würde? Ich verwarf den Gedanken direkt wieder. Das war schließlich Paul, was sollte da schon groß schiefgehen?
Wenige Schritte später stand ich vorm Patrick's. Wow, hier hatte sich gar nichts verändert. Selbst der Straßenmusiker war immer noch derselbe wie vor zwei Jahren. Ich glaubte, dass er Bill hieß. Paul und ich hatten ihm einmal das komplette Geld gestohlen, wurden aber von Patrick höchstpersönlich erwischt. Wären wir nicht seine besten Stammkunden gewesen, hätte er uns sofort rausgeschmissen, aber er wusste ohnehin, dass wir ein bisschen anders tickten und so kamen wir mit einer Standpauke davon - die hatte es allerdings in sich gehabt.
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Fill me with poison
RomansIch lachte kurz sarkastisch. ,,Mein Name bedeutet übersetzt Geisel, welch Ironie..." ,,Tja, mein Name bedeutet irgendetwas mit allein sein", antwortete er leise. Ich drehte mich so, dass ich ihn ansah. ,,Das bist du aber nicht", ich nahm seine...