Gilles Sicht
,,Ey ich wusste, dass du es schaffst!" Kenneth kam begeistert auf mich zugelaufen. Ich umarmte ihn und gratulierte ihm zum Geburtstag. ,,Du weißt doch, meine Mum liebt dich." Gespielt genervt verdrehte ich die Augen.
Zusammen betraten wir seinen Garten, in dem sich schon ziemlich viele Leute befanden. Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich sah, dass selbst im Pool schon Partybecher verteilt waren, denn dieser Pool war das Heiligtum seines Vaters. Als Kenny meinen Blick bemerkte, winkte er ab. ,,Mein Dad ist über's Wochenende in Madrid, bis er wiederkommt, ist hier alles wieder sauber. Aber bis dahin plane ich noch ein paar dreckige Sachen, also entschuldige mich bitte, ich sehe gerade jemanden, der mir dabei helfen könnte." Grinsend klopfte er mir auf die Schulter, ehe auf eine sehr knapp bekleidete Blondine zusteuerte.
Ich hatte noch nie verstanden, was alle an blond so toll fanden.
Aber Kenny fuhr voll auf blond ab, etwa 90% seiner Eroberungen waren blond und er hatte viele Eroberungen. Die Mädchen vergötterten ihn. Als wir in der 9.Klasse waren, hatte sich sogar eine mal die Haare versucht blond zu färben, nur damit er sie beachtet. Tja, Beachtung hatte sie bekommen, allerdings von jedem außer Kenny und das war auch sicher nicht die Art von Beachtung, die sie sich gewünscht hatte. Man sollte definitiv auf die Warnhinweise achten, wenn man nicht mit grünen Haaren enden wollte.
Vier Jahre später suchten die Mädchen immer noch seine Aufmerksamkeit. Aber sie benutzten andere Mittel, wie die Blonde eben mit dem Fetzen, der Kleidung darstellen sollte.Auf einmal sprach mich jemand mit einem leicht säuerlichen Ton von der Seite an: „Hey Babe." Aramina sah heute Abend sehr gut aus in ihrem schwarzen trägerlosen Top, der Baggy-Jeans und den Locken, die sie in ihre langen schwarzen Haare gestylt hatte. Ihr Gesichtsausdruck sah weniger gut aus. Verdammt, ich war doch hier, was wollte sie mehr?
,,Du hast nicht Bescheid gesagt." Ihr stechender Blick konnte einem schon etwas Angst machen. ,,Ja, aber immerhin bin ich gekommen. Reg dich nicht auf." ,,Du bist in letzter Zeit ganz schön anstrengend, was ist bloß los mit dir?" Ich und anstrengend? Vielleicht sollte sie sich da erstmal an die eigene Nase fassen. ,,Du weißt, dass wir nicht diese Art von Beziehung führen, in der man ständig über die Probleme und Gefühle des anderen spricht... oder?" Manchmal war ich mir da nämlich nicht sicher bei ihr, weswegen ich das lieber noch einmal klarstellen wollte. Ihre Antwort ließ einen Moment auf sich warten. ,,Ich weiß G", seufzte sie schließlich, „aber du bist mir wichtig. Wenn du etwas hast, kannst du mit mir reden. Ich meine, wir kennen uns ja jetzt auch nicht erst seit gestern."
Als sie kapierte, dass ich dazu nichts sagen wollte, reichte sie mir augenrollend den Drink, den sie in ihrer Hand gehalten hatte und zog mich, kaum dass ich ausgetrunken hatte, zu den anderen Tanzenden. Eigentlich hatte ich vorgehabt, mich erstmal zu betrinken, aber ich ließ mich trotzdem von ihr mitziehen.
Auf der „Tanzfläche" - oder auch einfach gesagt der Terrasse - war ziemlich viel los. Einige Mädchen beäugten mich interessiert. Geld zu haben, schien für die meisten als Grund zu reichen, um attraktiv zu wirken. Auch Aramina entgingen die Blicke nicht und sie legte demonstrativ ihre Arme um meinen Hals, während sie sich zum Takt der Musik bewegte. Unsere Unterhaltung von eben schien bereits vergessen.
Je weiter die Nacht voranschritt, desto langweiliger wurde mir. Aramina war gerade mit einer ihrer nervigen Freundinnen auf Toilette verschwunden, so dass ich wenigstens von ihr kurzzeitig eine Pause bekam. Ein paar Jungs aus dem Football Team unserer Schule hatten mich zu sich gewunken und ließen mich großzügigerweise an ihrem Gespräch zu ihrem letzten Sieg teilhaben. Wer konnte es ihnen verübeln, dass sie sich so lang und breit darüber ausließen, schließlich passierte ihnen ein Sieg nur äußerst selten. Wer wusste, wann sie wieder die Gelegenheit bekamen, damit anzugeben.
Aber für Football interessierte ich mich kein Stück und so sah ich mich hilfesuchend nach einem Ausweg um. Kenny hatte ich seit unserer Begrüßung nicht mehr gesehen. Klar, das war sein Geburtstag und er hatte als Gastgeber sicherlich alle Hände voll zu tun, aber trotzdem hätte ich mich gerne wenigsten kurz mit ihm unterhalten.
„Gilles, das siehst du auch so, oder? Der Schiri hat echt nicht gegönnt." Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf mich und was ich nun sagen würde. Sollte ich ihnen die Wahrheit sagen? Dass ich gar nicht beim Spiel gewesen war und Football nur als eine weitere überbewertete Ballsportart ansah? Das wäre vermutlich Selbstmord, wenn ich mir die Muskelpakete vor mir so ansah. ,,Ja klar, der war mies." Das musste es tun. Zufrieden nickend wendete Jason, der Typ, der mich angesprochen hatte, sich wieder seinen Mannschaftskollegen zu.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich es schaffte, mich aus der Unterhaltung mit den Footballern zu reißen, aber als es mir gelang, machte ich mich schleunigst daran, von ihnen wegzukommen. Nicht einmal komplett betrunken würde ich mir diese Unterhaltung länger geben.
Es war kurz nach zwölf und das Haus war mittlerweile zum Bersten gefüllt. Einen Großteil der Anwesenden kannte ich, aber ich verspürte bei keinem die Lust, ein Gespräch anzufangen. Nur Kenny konnte ich immer noch nirgendswo ausmachen. Auch der Pegel schien in der vergangenen Stunde drastisch angestiegen zu sein; viele torkelten umher und die ersten hingen bereits ausgeknockt auf dem Sofa herum. In solchen Momenten war ich recht froh, dass ich niemals bei mir zuhause eine Party veranstalten durfte - dann musste ich mich wenigstens auch nie darum kümmern, am Ende alle wieder rauszuschmeißen.
Zu allem Überfluss kamjetzt auch noch Aramina auf mich zugesteuert, mit nicht nur einer sonderngleich drei Freundinnen im Schlepptau. ,,Gilles", fröhlich zog sie meinen Namenin die Länge. Scheinbar war auch sie bereits etwas angetrunken. ,,Du kommstjetzt mit uns mit, wir wollen so gerne tanzen!" Na prima, das klingt ja nacheiner ganz tollen Idee...
DU LIEST GERADE
Fill me with poison
RomanceIch lachte kurz sarkastisch. ,,Mein Name bedeutet übersetzt Geisel, welch Ironie..." ,,Tja, mein Name bedeutet irgendetwas mit allein sein", antwortete er leise. Ich drehte mich so, dass ich ihn ansah. ,,Das bist du aber nicht", ich nahm seine...