{15} Save me

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Seit ich Jimin zurückgewiesen hatte, waren drei Tage vergangen. Die Jungs mussten überraschend abreisen und an diesem Tag galt meine ganze Aufmerksamkeit meiner besten Freundin, die einem Wrack glich. Durch Jungkooks Abreise war sie gezwungen alle Hoffnungen fahren zu lassen und nun kam der Herzschmerz über Ethan mit einer Heftigkeit zurück, bei der ich sie nicht allein lassen konnte.

Also verbrachten wir den Tag auf dem Sofa meiner Oma, die sich nicht weniger liebevoll um Sammy hätte kümmern können, schauten uns schlechte Liebesromanzen an und verbrauchten geschlagene drei Boxen Tempotücher. Glücklicherweise kamen wir am Ende des Tages auf den Entschluss, dass Sammy und Ethan sich aussprechen müssen.

Ich hätte gerne noch die restlichen drei Tage mit BTS verbracht, aber Jimin reagierte auf keine meiner Nachrichten und ich empfand es als unangemessen dort aufzukreuzen, nachdem ich jede Hoffnung auf mehr mit mir in ihm ausradiert hatte.
Jeden Abend, als ich auf dem Sofa meiner Oma lag und an die Decke starrte, war ich versucht, Jimin anzurufen und ihm zu sagen, dass ich Andy vergessen hatte und nur noch ihn wollte. Aber es stimmte einfach nicht. Ich hatte Andy nicht vergessen und Jimin rief zu schmerzhafte Erinnerungen an ihn hervor.
Außerdem fürchtete ich mich mehr als alles andere davor erneut so demütigend verlassen zu werden, wie Andy es getan hatte.

Als ich die Wohnungstür hinter Sammy schloss war ich dermaßen erschöpft, dass ich mich mit meinen Klamotten aufs Sofa fallen ließ, die Schuhe abstrich und einschlief, sobald meine Wange das Kopfkissen berührte. Und so bemerkte ich nicht, wie ein Brief unter dem Türschlitz hindurchgeschoben wurde.

Es waren mehrerlei Geräusche, die mich aus dem Schlaf rissen. Zum ersten machte eine Party ziemlichen Lärm, die nur ein paar Häuser weiter statt fand. Die Musik dröhnte gedämpft und Stimmen sowie Gelächter schwollen an und wieder ab, wenn die Gäste vor dem Wohnzimmerfenster vorbei liefen. Der Hund aus der Wohnung über der meiner Oma, schien allein gelassen worden zu sein und bellte und heulte und winselte sich die Seele aus dem Leib. Doch das alles hätte ich in meinem Tiefschlaf überhören müssen.

Wohl der Höhepunkt der Geräuschkulisse bildete mein Handy, das eine unerklärliche Fehlfunktion erlitt und in voller Lautstärke 'Save me' von BTS abspielte.
Ich fuhr hoch, brauchte einen Moment, um zu verstehen, was die Musik abspielte, griff dann fluchend nach meinem Handy und stellte es aus. Verwirrt fuhr ich mir durch die Haare.
Das ist doch nicht normal

Ich sah mich im Raum um und entdeckte einen Umschlag, der in der Dunkelheit perlenweiß schimmerte. Ich haderte kurz, doch dann beschloss ich, dass an Schlaf eh nicht mehr zu denken war, stand auf, schlurfte zur Tür und hob den Brief von der Fußmatte auf. Stirnrunzelnd las ich meinen Namen, der in Druckbuchstaben und in ein wenig krakeliger, ja fast kinderähnlicher, Schrift auf dem Umschlag stand. Kein Absender. Nichts. Nur mein Name.

Während ich den Umschlag öffnete ging ich zurück zum Sofa und ließ mich in die Kissen sinken. Ich faltete den Brief auseinander. Es war nur eine Seite beschrieben, aber die Schrift war eng und klein. Trotzdem ohne jeden Zweifel dieselbe wie auf dem Umschlag.

Als ich den Namen unter dem Brief las, setzte mein Herz einen Schlag aus, um in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen: Jimin.
Er hatte mir einen Brief geschrieben und aller Wahrscheinlichkeit nach eigenhändig unter dem Türschlitz hindurchgeschoben. Aber warum nur? Wer schrieb heutzutage noch Briefe?

Ich beschloss, dass der Inhalt mir Auskunft geben müsste und begann zu lesen.

Ich erinnerte mich später kaum noch daran, was ich alles gefühlt oder gedacht hatte. Ich erinnerte mich nur an die bodenlose Angst, die mein ganzes Handeln bestimmte. Die Angst um Jimin.

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