{17} The man upstairs

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Ich ließ Jimins Hand los und drehte mich um, um in sein Gesicht zu schauen. Seine Augen wurden groß und er rieb sich nachdenklich die Nase.

Diese Geste war einer der vielen kleinen Dingen, die ich so sehr an ihm liebte und ich musste automatisch lächeln

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Diese Geste war einer der vielen kleinen Dingen, die ich so sehr an ihm liebte und ich musste automatisch lächeln.
"Und was sagst du?" Ich stemmte die Hände in die Hüfte und wandte nun auch mein Blick auf das Gebäude zu dem ich Jimin geführt hatte.

Die Kirche war nicht besonders groß oder prunkvoll. Aber sie war hübsch, aus hellem Gestein und mit gepflegten Stufen, die hinauf zu den offenstehenden Holztüren führten.
"Ich bin nicht getauft, weißt du..." Jimin vergrub die Hände in den Hosentaschen und blinzelte mich gegen die Sonne an.
Ich schmunzelte. "Weiß ich doch."

Ohne auf ihn zu warten lief ich auf die Stufen zu.
"Also ich wüsste spannendere Orte, an denen wir unser erstes Date verbringen könnten.", verkündete er und schloss zu mir auf.
Ich blieb stehen und funkelte Jimin spielerisch an. "Kritisierst du gerade mein Urteilsvermögen, was geeignete Orte für Dates angeht?"
Er grinste, umfasste meine Hüfte und zog mich an sich heran. "Ganz und gar nicht."

Er beugte sich hinunter und strich mit den Lippen über meine Wangen. Sofort reagierte mein Körper und ich hielt die Luft an.
"Ich wüsste nur etwas, das ganz und gar nicht gotteswürdig ist."
Ich fühlte wie das Blut mir in die Wangen schoss und boxte ihm leicht gegen die Brust.
"Das ist jetzt mehr als unangebracht."

Trotzdem lächelte ich, als Jimin mir wieder sein Gesicht zu wandte.
"Dennoch. Ich muss zugeben, ich bin ein wenig verwirrt, was Eure Wahl angeht, Ma'am." Er legte den Kopf schief.
"Ich werde es Euch erklären." Ich küsste ihn kurz auf den Mund, dann machte ich mich daran die Stufen hochzusteigen.
Früher habe ich mir auch nicht viel aus Gott, Kirche und dem Kram gemacht.", erklärte ich Jimin, während wir durch die offenen Türen das Kircheninnere betraten.

Hier wurde es merklich kühler, als draußen und ich fröstelte ein wenig in meiner dünnen Bluse. Das hereinfallende Licht durch die Buntglasfenster und der offenstehende Tür erzeugte ein dämmriges Licht. Der Boden war aus glattem Gestein und an der Wand reihten sich Bilder von dem Kreuzweg Jesu. Die Bänke, die zum Kirchenschiff ausgerichtet waren, waren mit Polstern belegt und eine alte Frau saß in der ersten Reihe und betete. Schweigend liefen wir den Gang entlang und ließen die Kirche auf uns wirken. Ich setzte mich in circa der Mitte der Reihen hin und rutschte, um Jimin Platz zu machen. Er bemerkte meine um mich geschlungen Arme und zog sofort seine Jacke aus.

Ich verdrehte die Augen, nahm sie aber dankend an, als er sie mir wortlos reichte. Ich legte sie mir über die Schultern und sah nach vorn auf den Altar.
"In der Nacht...", begann ich leise, um die Frau im Gebet nicht zu stören. "In der du beschlossen hast...dass es sich nicht mehr zu leben lohnte, da ist etwas passiert."
Jimin sah kurz hinauf zur Decke und sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte.
Ich wandte mein Blick auf eine Statue der Jungfrau Maria.

„Ich habe geschlafen, tief und fest, als du den Brief durch unsere Tür hindurchgeschoben hast. Ich war erschöpft und trotzdem....trotzdem bin ich zum richtigen Zeitpunkt wachgeworden. Es könnte natürlich alles Zufall gewesen sein, aber - aber ich denke, das war es nicht. Mein Handy hat plötzlich 'Save me' abgespielt. Es ist noch nicht sehr alt und von solch einer Fehlfunktion habe ich noch nie gehört."
"Ich auch nicht.", murmelte Jimin leise.

"Jedenfalls bin ich davon aufgewacht. Wäre ich das nicht, dann hätte ich den Brief erst am nächsten Morgen gelesen und dann..." Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich stockte.
Schweigend sah ich in meinen Schoß, um mich zu sammeln. Als ich wieder aufblickte und mich Jimin zu wandte, stockte mir kurz der Atem.
Jimin hatte den Kopf gesenkt und weinte. Glitzernde Tränen liefen seine Wange hinunter.

„Oh, Gott, Jimin!" , flüsterte ich bestürzt und schlang die Arme um ihn. Ich legte den Kopf auf seine Schultern und wartete. Er würde sprechen, wenn er bereit war.

"Es tut mir so leid.", flüsterte er. "Es tut mir so schrecklich leid, dass ich dir so viel aufbürde und du so viel Kummer durch mich hast."
"Hey!", sagte ich sanft und nahm sein Kopf in meine Hände. "Ich habe mich dafür entschieden. Ich habe mich für dich entschieden."
Seine Augen glänzten und waren dunkel vor Traurigkeit.
"Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit.", wisperte er.
Ich schloss kurz die Augen, weil ein heftiger Schmerz durch mich hindurchfuhr und ein schwerer Kloß in meinem Hals mir die Tränen in die Augen trieben.
"Wir haben genug Zeit.", flüsterte ich und drückte meine Stirn gegen seine.

Er legte eine Hand auf meine Wange und fuhr mit dem Daumen sanft über meine Haut.
"Wenn es hilft, dann bete ich jeden Abend für jeden Tag, der uns mehr bleibt.", flüsterte er.
Mein leises Lachen ging in ein Schluchzen über und ich drückte mein Hand gegen meine Brust, weil ich das Gefühl hatte, mein Herz würde zerspringen, wenn ich es nicht festhielt.
"Ich bin sicher...er hört uns." Ich schniefte leise.

„Es ist nicht fair..." Eine unterdrückte, hilflose Wut schwang in seiner Stimme mit.
Ich nahm seine Hand und drückte sie fest.
Dann lehnte ich mich etwas zurück und wartete, bis Jimin sich wieder nach vorne wandte. Ich schmiegte mich an ihn und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Wortlos saßen wir da und weinten. Weinten um das, was geschehen war und um das, was geschehen würde, während Jesus über uns am Kreuz hing und auf uns hinunter sah.

Irgendwann waren unsere Tränen versiegt und ich kicherte unwillkürlich.
"Was ist?" Ich hörte das Lächeln aus seiner Stimme hinaus.
"Das ist wohl das traurigste erste Date, was ein Paar je hatte."
Jimin lachte leise und wischte die Tränen von meiner Wange. "Das ist schon in Ordnung."
Ich schniefte und strich ihm die Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht gefallen waren, aus der Stirn.

„Können wir trotzdem die Kirche verlassen, damit ich dich küssen kann?" Er sah mich unschuldig an.
Ich lächelte.
Auf dem Weg nach draußen, hielt mich die alte Dame am Arm fest.
"Der Herr ist immer bei Ihnen."
Ich lächelte die Frau überrascht an.
Sie nickte noch einmal, um ihre Worte zu unterstreichen, daraufhin verließ sie gebeugt die Kirche. Ich warf Jimin einen fragenden Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte, dann folgten wir der Frau ins Freie.

Draußen schien die Sonne warm und hell auf uns hinunter und wir blinzelten kurz, um uns an das helle Licht zu gewöhnen. Dann gingen wir die Stufen hinunter und blieben wie auf einen stillen Befehl hin stehen.
„Sind wir weit genug weg, damit es nicht mehr anzüglich wird?"
Jimin strich sich gespielt nachdenklich übers Kinn.
„Ach, sei still!", flüsterte ich, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn sanft.

Er neigte seinen Kopf, schlang die Arme um meine Taille und zog mich fest an sich heran. Auch ich hielt ihn fest und so standen wir da, fest umschlungen und küssten uns innig. Und plötzlich war das Rennen gegen die Zeit nicht mehr nur ein aussichtsloser Wettkampf.

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