{28} Love is painful, something painful

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Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich hätte natürlich auf meine Uhr sehen können, aber ich konnte nicht mein Handy hervorholen und es anschalten. Ich konnte mich nicht regen. Ich hatte Angst davor.

Es war schön so still, so reglos da zu sitzen und dabei zu zusehen, wie meine Welt zusammen brach. Ich betrachtete mein Inneres erschreckend nüchtern. Als wäre ich eine außenstehende Person, die ein kitschigen Roman liest und mit der Hauptperson mitleidet, der soeben das Herz gebrochen wurde. Aber die Protagonisten in den Romanen standen immer wieder auf und schafften es irgendwie das Herz ihres Geliebten zurück zu erobern.

Jedoch war ich nicht die Protagonisten einer kitschigen Romanze. Ich konnte nicht einfach aufstehen und versuchen Jimin für mich zu gewinnen. Denn Jimin würde nicht mehr zu mir zurückkommen. Er hatte mich verlassen aus Gründen, die ich mir nicht auszumalen versuchte, weil entweder mein Herz mehr brechen würde oder wieder Hoffnung in mir aufkeimen würde. Und beides konnte ich nicht ertragen.

Ich wusste zwar nicht wie viel Zeit vergangen war, aber meine Lippen waren spröde und meine Kehle rau. Ich hatte Durst. Mehrere Male versuchte ich mich zu regen, aufzustehen. Ich schaffte es einfach nicht. Ich fand keine Kraft, meine Beine anzuziehen, mich an dem Geländer festzukrallen und mich daran hochzuziehen.

Doch dann dachte ich an all die Menschen, die ich liebte. Ich liebte meinen Bruder, ich liebte meine Eltern, meine Oma. Ich liebte Sammy und Ethan. Ich liebte die Mädchen aus meinem Tanzverein, mit denen ich schon so viele aufregende Bühnenauftritte überstanden hatte. All die Menschen würde ich enttäuschen und hintergehen, wenn ich einfach aufgab. Wenn ich Jimin gewinnen ließe, den ich so anders liebte, als sie alle. Ich würde nicht zulassen, dass er mich zerstörte.

Der erste Schritt wird das Aufstehen sein. Einfach nur Aufstehen und nach Hause gehen. Komm, das schaffst du, Amara!
Ich streckte meine eingeschlafenen Fingerspitzen aus, wartete bis das Kribbeln nachließ und ich sie wieder richtig spürte. Langsam winkelte ich die Beine an und meine Hand wanderte an das Geländer hinter mir.

Ich wusste, dass ich weder krank, noch
körperlich beeinträchtigt war, aber es war so unfassbar schwer einfach aufzustehen. Als wäre mein gesamter Körper gelähmt. Irgendwie schaffte ich es. Ich konnte es selbst kaum glauben, als ich zitternd stand und mich in das feuchte Geländer vor mir festkrallte, damit ich nicht wieder zusammenbrach. So stand ich eine Weile da, starrte auf den Bach und in den Wald hinaus. Ich dachte an nichts, dazu war mein Kopf zu müde, aber mein Inneres schmerzte genauso wie zuvor.

Reiß dich zusammen! Es gibt Menschen, die haben viel Schlimmeres durch gestanden, also krieg deinen verdammten Arsch hoch und geh nach Hause!
Es half immer. Früher, als ich noch klein war, hatte ich mir das immer abends im Bett gesagt, wenn das Haus wieder zu unheimlich still war. Es gibt Kinder, die keine Eltern mehr haben! Das hatte ich mir immer vorgesagt, wenn ich mich wieder so furchtbar allein fühlte. Es war tröstend zu wissen, dass alles viel schlimmer hätte sein können. Und auch heute half es besser, als alles andere. Zu wissen, dass es immer schlimmer sein könnte und dass man sich noch glücklich schätzen kann.

Und dann ging ich nach Hause. Ich lief durch den Wald, wanderte unter den rauschenden Blätterdach entlang und sagte mir immer den einen Satz vor: Es gibt Menschen, die Schlimmeres durchgestanden haben!
Ich schaute meist auf meine Füße, vertraute ihnen, dass sie mich nach Hause bringen würden. So bemerkte ich nicht, dass vor mir plötzlich ein junger Mann auftauchte und ich prompt in ihn hineinlief.

„Oh, Entschuldigung.", murmelte ich und wollte, ohne den Kopf zu heben, an ihm vorbei, aber er hielt mich an der Schulter fest.
"Amara!"
Ich kannte diese sanfte dunkle Stimme.
Überrascht hob ich den Kopf und blickte in Taehyungs dunkle Augen.
„Wir haben dich überall gesucht."
Er musterte mich besorgt. Bevor ich etwas erwidern konnte, zog er mich an sich und schlang die Arme um mich.

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