{26} Make it right

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Ich machte mir Sorgen. Die nächsten Tage verhielt sich Jimin anders. Er war in sich gekehrt, ernster und die wenigen Momente, in denen er mich unbeschwert und glücklich anlächelte waren immer weniger geworden. Miteinander geschlafen hatten wir auch nicht mehr. Es war zermürbend.

Ich wusste was ihn beschäftige und ich wünschte er würde sich den sogenannten  "Rat" meines Bruders nicht zu Herzen nehmen. Stef wollte mich nur beschützen, deswegen konnte ich ihm auch nicht lange böse sein, aber ich war mir noch nie so sicher gewesen, dass ich es genauso meinte, wenn ich zu Jimin sagte, dass ich ihn liebte. Und ich wusste, was uns bevor stand: Nämlich keine Zukunft. Das wusste ich von Anfang an und ich liebte ihn trotzdem. Und keine Trennung würde daran etwas ändern.

Aber Jimin schien es nicht zu verstehen und ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Es war nicht gerade mutig von mir und mir war bewusst, dass ich mich feige verhielt, aber ich konnte ihn nicht verlieren. Nicht so.
Drei Tage nachdem Jimin sich von mir abgewandt hatte, beschloss ich einen Entschluss zu fassen. Ich würde ihm zeigen, dass er mich brauchte.

Ich kündigte am Vorband an, die Nacht bei Sammy zu verbringen, weil es wieder Probleme in ihrer Beziehung gab. Es war eine kleine Notlüge, die ich erfinden musste, da es wieder Sonnenschein und Regenbogen kotzende Einhörner in Sammys und Ethans Welt gab. Jimin war überrascht und ich sah, dass es ihn nicht passte, aber er ließ mich gehen. Somit verbrachte ich seit langem mal wieder Zeit mit meinen besten Freunden und es war schön, wieder alles beim Alten zu haben und unbeschwert lachen und reden zu können.

Am nächsten Tag, es war Tag 24 nach unserem Beziehungsbeginn, kam ich erst abends zu Jimin zurück. Er tanzte. Ich hörte die Musik schon von außen und ich schloss leise die Tür auf. Vorsichtig zog ich meine Schuhe aus und lief auf Zehenspitzen auf die Treppe zum Keller zu. Jimin hatte mir mal den verspiegelten Tanzsaal gezeigt, den er sich in den Keller hat bauen lassen, also wusste ich, wo er war. Vorsichtig lief ich die Treppe hinunter und späte durch den Spalt der angelehnten Tür.

Jimins Anblick war ein einziger Traum. Das helle T-Shirt klebte vor Schweiß an ihm und jede Kontur seines definierten Oberkörpers zeichnete sich deutlich ab. Er trug eine Jeans, die eng seine muskulösen Beine umschmeichelte. Aber es war nicht nur sein reiner Anblick, auch die Bewegungen zogen mich wie so häufig in ihren Bann. Jede war perfekt ausgeführt und sprühte pure Beherrschung aus. Ich konnte nicht richtig einordnen, was er tanzte - es war wohl eine Art Modern Dance - aber es sah wunderschön aus.

Er machte einen winzigen Fehler, als er den Kopf nach hinten riss, der mir gar nicht aufgefallen wäre, hätte er nicht gestoppt. Er fluchte laut auf koreanisch. Dann redete er leise mit sich selbst und Angst beschlich mich. Obwohl ich nicht verstand, was er sagte, klang es nicht positiv. Er klang unendlich sauer und hilflos. Verzweifelt.

Sich die Haare raufend lief er im Raum umher und ich verstand schnell, dass es nichts mehr mit dem misslungenen Tanzschritt zu tun haben konnte. Seine Stimme wurde leiser, als er vor einer Wand, die nicht verspiegelt war, stehen blieb, die Augen geschlossen, die Miene angespannt. Dann holte er plötzlich aus und ließ seine Faust gegen die Wand donnern. Heftig atmend starrte er gegen die Wand, das Gesicht vor Wut und Kummer verzehrt.

Sein Anblick erschreckte mich so sehr, dass ich einige Schritte zurückwich. Dabei bemerkte ich nicht die Treppe hinter mir und fiel prompt auf die Stufen. Stöhnend stand ich auf und rieb mir mein schmerzendes Hinterteil, als Jimin im Türrahmen auftauchte und mich besorgt ansah.
"Was ist passiert?"
Er lief auf mich zu und musterte mich so, als wäre ich über und über mit Wunden versehrt. Der Zorn war aus seinen Augen verschwunden, aber ich konnte die Traurigkeit noch in ihnen schwimmen sehen. 
"Nichts, ich bin nur gestolpert." Ich wich seinem Blick aus. Ich schämte mich nun, ihn so beobachtetet zu haben.

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