Das Licht schaltete sich mit einem Klicken an und die Scheinwerfer waren auf uns gerichtet. Nun war die Menge nicht mehr zu sehen und fast, fast konnte ich mir vorstellen, dass ich im Tanzstudio wäre. Dass es nur die Mädchen und mich gäbe. Ich konnte keinen tiefen Atemzug nehmen - dieser würde sonst verstärkt von meinem Mikro wie ein Windstoß über die Menge fegen - also konzentrierte ich mich aufs regelmäßige Ein- und Ausatmen durch die Nase.
Dann setzte die Musik ein und in diesem Bruchteil der Sekunde wurde ich von der Bühne fortgerissen und in eine Welt abgesetzt, die mir ganz allein gehörte. Eine Welt, wie eine Blase, in der nur die Musik existierte. Die Musik, die meine Lippen bewegten und meine Stimmbänder klare Töne erzeugen ließ. Die Musik, die meine Hände, meine Füße, meinen Körper bewegte und Tanzschritte ausführen ließ.
Ich musste mich nicht zwingen zu lächeln, um keinen angespannten Eindruck zu übermitteln. Ich war nicht angespannt. Ich war glücklich. Ich tat das, was ich liebte. Und es war es egal, wie viele hundert Menschen mir dabei zusahen.
SOLO flog so schnell an mir vorbei, dass es mich überraschte, als die letzten Töne erklangen und ich mit dem Rücken zum Publikum meine Endpose einnahm. Einen Atemzug lang war es still und der schwere Atem der umstehenden Mädchen so wie mein eigener hallten laut durch die Stille.
Dann brandete ein tosender Applaus auf und die Scheinwerfer ließen von uns ab.
Es war geschafft.
Ich zog die Kopfhörer raus, um die vielen, vielen Hände zu hören, die uns Beifall klatschten und die zustimmenden Pfiffe, die uns belohnten. Glücklich lächelnd griff ich nach den Händen meiner Tanzpartnerinnen. Die in meiner linken war schwitzig-heiß, die in meiner rechten eiskalt. Wie meine eigenen sich anfühlten, wollte ich gar nicht wissen.
Ich ließ den Blick über die Menge streifen und blickte einige bekannte Gesichter: Sammy, die am lautesten schrie, Ethan mit genügend Abstand, der mir mit einem breiten Lächeln den gereckten Daumen entgegen hielt und meine Oma, die sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel strich. Außerdem sah ich viele aus meiner ehemaligen Schule und andere bekannte Gesichter aus unserem Dorf. Mein Lächeln erfror, als meine Blick auf zwei Personen fiel, die etwas abseits standen: Meine Eltern.
Ich wollte nicht, dass sie da waren. Sie hatten nie verstanden, warum ich nur diesen asiatischen Krach vom anderen Ende der Erde hörte und dass ich tanzte, war ihnen sowieso zu wider. Die einzige Leidenschaft von mir, die sie verstanden und guthießen, war das Singen. Es passte schließlich zu ihrem Image. Aber sie konnten ja nicht gewusst haben, dass ich heute spontan für Sky einspringen würde.
Als ich mir darüber den Kopf zerbrach, was der Grund für die Anwesenheit meiner Eltern sein musste, fielen mir sieben Personen ins Auge. Koreaner. Vielleicht die berühmtesten.
Sie hatten Kapuzen über das Gesicht gezogen, aber ich bezweifelte, dass viele sie erkennen würden. Dafür waren sie schon zu lange auseinander und die Bilder im Internet zu dürftig.
Sie haben mir zu gesehen und zugehört!
Die anderen Mädchen machten sich daran, die Bühne zu verlassen, doch ich konnte mich keinen Millimeter bewegen.
Woher wussten sie davon?Sofort erhielt ich die Antwort, als Sammy sich einen Weg durch die Menge auf sie zu bahnte und sich nah neben Jungkook stellte, der sich nervös durch die Haare fuhr und sie unsicher lächelnd ansah. Oder anschmachtete.
Das Mädchen, dessen kleine Schwester meinen Platz eingenommen hatte, fasste mich am Arm.
"Wo bleibst du?"
Ich schüttelte mich kurz und setzte mich in Bewegung. "Natürlich. Ich komme."Uns blieb nicht viel Zeit, um uns für die nächste Perfomance fertig zu machen: Boombayah. Das Lied war ein richtiger Party-Hit und wir hatten die Aufgabe, die Menge mitzureißen.
Von den Backgroundtänzerinnen verstreuten sich einige, um für andere Auftritte aus unserer Tanzschule sich fertig zu machen und die drei Mädchen, die schon seit mehreren Jahren mit mir zusammen tanzten und mit denen ich die Blackpink-Choreos gelernt hatte, zogen sich mit mir rasch um. Ich löste meinen Zopf und stieg endlich aus den zu großen Schuhen.
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Fanfiction{ABGESCHLOSSEN} Jimin fuhr sich durch die dichten Haare und lächelte mich schief an. Prompt beschleunigte sich mein Herzschlag und ich sah zur Seite. Verdammt, er wusste genau welche Wirkung er auf mich hatte. Lässig lehnte er sich gegen die Hausw...