{32} You give me purpose

137 8 0
                                    

"Wie fühlst du dich?", fragte ich und nahm Jimins Hand, um seine Knöchel zu inspizieren.
Er zog sie zwar nicht weg, antwortete aber auch nicht auf meine Frage. Nach drei Tagen waren die Wunden zum Größten Teil wieder verheilt, aber sie erinnerten mich immer daran, in welchem labilen psychischen Zustand Jimin sich befand. Er wollte mir zwar partout nicht sagen, wo genau er sich die Woche nachdem er Schluss gemacht hatte, rumgetrieben hat, aber ich konnte es mir schon denken: in den Ecken der Stadt, die unserem am nächsten lag, in den runtergekommenen Bars und den billigen Nachtclubs. Ich war nicht wütend auf ihn; all dies bereitete mir nur mehr und mehr Sorgen.

Ich ließ seine Hand los und sah ihm in die Augen. Sie wirkten irgendwie stumpf und sie waren geziert von Augenringen. Er schien nicht gut zu schlafen.
"Ich wünschte du würdest mit mir reden.", sagte ich leise.
Er kniff die Lippen zusammen und sah zur Seite. Das war einer der Reaktionen, die ich abbekam, wenn ich auf das Thema zu sprechen kam.
"Ich kann nicht." Das war eine andere.

Ich seufzte und erhob mich von seiner Couch. "Vielleicht heute nicht."
Er blickte mit großen Augen zu mir hoch. "Wo gehst du hin?"
Tiefe Zuneigung wallte in mir auf und ich lächelte ihn beruhigend an.
"Ins Bett. Es ist spät und ich bin müde."
Ich wandte mich zum Gehen im Erwarten, dass er mir folgen würde.

Als ich bemerkte, dass dies nicht der Fall war, drehte ich mich zu ihm um. Mein Herz zog sich bei seinem Anblick schmerzhaft zusammen. Er saß auf der Couch und starrte ins Leere. Seine Miene war so traurig, so hoffnungslos. Es tat weh ihn so zu sehen.
"Jimin?"
Er schreckte auf. Dann erhob er sich und folgte mir. Ich nahm stumm seine Hand und wir stiegen die Treppe hinauf. Ohne viele Worte zu wechseln, putzten wir uns die Zähne.

Auf dem Weg in Jimins Schlafzimmer kamen uns Jungkook und Namjoon entgegen. Mit Jin waren sie die einzigen, die noch bei Jimin wohnten. Die anderen hatten sich Hotelzimmer gebucht. Jimins Haus war zwar groß, aber der Platz reichte dennoch nicht für sieben Männer und mich aus.
In Jimins Schlafzimmer zogen wir uns um und ich wartete, dass Jimin sich ins Bett legen würde. Aber er stand nur da und beobachtete mich, wie ich die Decken zurückschlug.

„Es tut mir so leid."
Ich seufzte und wollte etwas erwidern, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen.
"Es tut mir leid, dass ich nicht der normale, perfekte Typ sein kann, mit dem du den Sommer verbringst."
Ich sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick. "Ich weiß, dass ich auf dich schrecklich wirken muss. Und anstrengend. Und ich würde dich so gerne ausführen. Oder wieder einen Karaokeabend mit dir veranstalten. Oder wieder Sex haben."
Ich lächelte sanft. "Das ist ok, Jimin. Wirklich."

Er schüttelte heftig den Kopf und begann im Raum auf und ab zu tigern.
"Du sagst immer, dass es ok ist, aber es ist nicht ok. Ich sollte den letzten Rest meines Lebens auf die Kette bekommen und es genießen mit dem einem Menschen, für den es sich zu leben lohnen würde, selbst, wenn mir nur noch Sekunden der Qual blieben."
Ich sah ihn aus großen Augen an.
Mit schnellen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen uns und nahm mein Gesicht in seine Hände.

"Du machst mich zu einem besseren Menschen. Und du verlangst noch nicht einmal etwas für all das Unfassbare, das du mir gibst."
Meine Unterlippe bebte und ich spürte wie mir die Tränen vor Rührung in die Augen stiegen.
"Du bist zu dem Sinn meines Lebens geworden. Das einzige, was mich vor dem Ertrinken rettet."
Ich schniefte leise und lächelte ihn unter Tränen an.
"So etwas schönes hat noch nie jemand zu mir gesagt.", flüsterte ich.

Die Glanzlosigkeit verschwand aus seinen Augen und seit langem erkannte ich wieder den alten Jimin. Meinen Jimin.
Sein Blick ruhte warm auf mir und er sprühte all die Liebe, all die Zuneigung aus, die er für mich empfand.
"Ich liebe dich.", flüsterte er und sah mir dabei tief in die Augen.
"Ich liebe dich auch.", wisperte ich und legte meine Lippen auf seine, um einen Schluchzer zu ersticken. Wir küssten uns ausgiebig und hingebungsvoll, bis wir uns langsam voneinander lösten, das Licht löschten und uns ins Bett legten.

Converse High [p.jm]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt