Lasse
Zufrieden schließe ich die App auf meinem Handy. Meine erste eigene App. Wie cool ist das bitte.
Ich habe sie endlich fertig gestellt. Jetzt muss ich nur noch raus finden, wie ich sie in den Playstore bekomme. Nicht weil ich Geld damit verdienen möchte, mich interessiert einfach nur, ob sie anderen Leuten auch gefällt, meine Sternenbilder-App.
Ich gehe auf Whatsapp, aber das hilft natürlich auch nicht, ich habe trotzdem keine Nachricht. Was Anne und Mary wohl machen? Sie haben beschlossen, dass man mit dem Plätzchen backen ruhig auch schon Ende November beginnen kann, und versprochen, mir Bescheid zu geben, sobald ihre Kunstwerke fertig sind.
Bis eben habe ich meine Freizeit auch wirklich genossen, wie schon das ganze Semester, seit Mary in unser Leben getreten ist. Ich habe es tatsächlich geschafft, mich mit einem Kommilitonen anzufreunden, bei dem ich jetzt manchmal zum Zocken bin, und ich habe wirklich viel programmiert, was mir außerhalb der Uni unglaublich viel Spaß macht.
Anne hatte vor ein paar Wochen nachgefragt, ob es mir etwas ausmache, dass sie jetzt viel Zeit mit Mary statt mit mir verbringt, und ich hatte, anfangs nur zögerlich, zugegeben, dass ich es eigentlich ziemlich genieße.
Ich hatte gedacht, das würde sie vielleicht traurig machen, obwohl es ja von ihr kam. Aber stattdessen schien sie einfach nur erleichtert, kein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Und wir übernachten ja trotzdem noch ziemlich viel, und unternehmen auch Dinge zu dritt.
Insgesamt ist es, glaube ich, einfach für alle perfekt, wie es gerade läuft. Naja, bis auf das mit Mary und Tom.
Er kommt fast nie in Vorlesungen, aber wenn er es tut, ist es fast schmerzhaft mit anzusehen, wie sehr Mary sich nach ihm verzehrt, während er ziemlich gleichgültig wirkt.
Anne hat mir, mit Marys Erlaubnis, alles erzählt, und wir versuchen unser Bestes, sie aufzubauen und abzulenken, wenn sie mal wieder besonders niedergeschlagen ist. Meist gelingt uns das auch sehr gut.
Sie ist einfach ein sehr emotionaler Mensch, entweder sie ist mega glücklich oder todtraurig, irgendwas dazwischen kennt sie nicht. Ich finde solche Leute eigentlich total anstrengend, aber Mary ist einfach in beiden Stimmungen so liebenswert, dass man sie gern haben muss.
Ich könnte sie mir auch gar nicht anders vorstellen. Und meine Anne hat sie sowieso völlig in ihren Bann gezogen.
Ehrlich gesagt mache ich mir fast ein bisschen Sorgen um Anne. Ich glaube, sie selbst merkt es gar nicht, aber sie wirkt so, als wäre sie total verschossen in Mary.
Was irgendwie süß ist und mir echt nichts ausmacht. Aber ich frage mich, ob Mary noch so viel mit ihr unternehmen würde, wenn sie irgendwann doch Erfolg bei Tom hätte. Klar, wir könnten auf Doppeldates und so etwas gehen, aber das wäre nicht dasselbe wie jetzt, wo sie und Anne mehrmals wöchentlich etwas zu zweit unternehmen, sich für Film und Massageabende treffen, und kuschelnd zusammen einschlafen.
Nachdem sie das erste Mal gekuschelt hatten, hatte Anne mir direkt davon erzählt, und es schien, also habe sie fast ein schlechtes Gewissen deswegen. Das habe ich ihr sofort ausgeredet, denn sie muss natürlich kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie mit ihrer besten Freundin kuschelt. Sie sah es dann auch schnell ein, und wirkte sehr erleichtert.
Aber zeigen nicht genau diese Gewissensbisse, dass sie möglicherweise mehr für Mary empfindet, als sie zugeben möchte? Wobei ich mich da natürlich auch nicht auskenne, also ich weiß schon, dass Mädchenfreundschaften wesentlich intimer sind als Jungsfreundschaften, vielleicht ist kuscheln und massieren und Händchen halten da total normal. Aber einfach die Art, wie Anne über Mary redet, und die Tatsache, dass sie, wenn sie sie nicht sieht, die ganze Zeit über sie redet, und wie viel Zeit sie mit ihr verbringen will, wirken für mich schon verliebt.
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Und dann kamst du
RomanceAnnes Leben ist komplett vorherbestimmt. Und sie liebt es. genau wie ihr Germanistikstudium und ihren Freund Lasse, den gutaussehenden Informatiker. Mary ist neu in der Stadt, überfordert von ihrem Leben und furchtbar unglücklich verliebt. Am ersten...