Kapitel 5

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„Gräfin", sein Lächeln ließ seine Augen funkeln. „Ihr seht bezaubernd aus", flüsterte und küsste meine Hand. Das Blitzen verschwand langsam, als er begriff, dass ich alleine gekommen war. „Wünscht Ihre Majestät kein inoffizielles Treffen?"

„Doch, Mylord"

Er sah mich verwirrt an, dass mir ein Lächeln ins Gesicht schickte. Sobald ich es ihm gesagt hatte, wäre alles aus seinen Zügen verschwunden. „Ist Ihre Majestät verhindert?", bohrte er nach und Sorge huschte durch seine Augen. Was auch immer er wusste, es schien ihm zu wichtig sein, um es mit einer Hofdame zu teilen. „Aber ...", begann er wieder, doch mein fester Blick hielt ihn davon ab.

Nichts an mir glich mehr einer Hofdame. Ich fühlte die edle Haltung, die ich vor Jahren gelernt hatte und manchmal bemerkte ich ihm Spiegel meinen Blick. Da war nichts mehr verträumtes über, sondern ein Zwischenspiel aus Leidenschaft, Disziplin und Macht.

„Bitte verzeiht!", stotterte er und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf seine Knie. Er hielt seinen Kopf gesenkt. Das Korsett um meinen Brustkorb wurde enger und griff mir kurz in die Seite. Ich musste an mein Land denken. Einer Hofdame hätte er sich nie anvertraut. „Bitte erhebt Euch, Lord Kharja", erwiderte ich und versuchte meine Atmung zu Normalisieren. Mein kleines Geheimnis war fort. Gelüftet, verblasst.

„Warum seid Ihr traurig, Majestät", fragte er und ich bemerkte das Zucken seiner Hand. Wäre ich eine Hofdame hätte er mich nun berührt. Ich wiederholte dieselbe Lüge wie immer, dass es mir gut ginge und ich nur schlecht geschlafen hätte. Danach bat ich ihn ein Stück mit mir zu gehen. Dann musste ich ihn nicht in seine wunderschönen blauen Augen sehen.

„Ihr wolltet mir etwas berichten, Lord Kharja" erinnerte ich ihn und spürte das Zucken seiner Muskeln, als tief Luft holte. „Es geht um Eure Mutter, Majestät"

Vor sieben Jahren

Ich presste die Hand an meine Seite, als ich atemlos vor Mathews Privatgemächern stehen blieb. Die Saalhüter starrten verlegen auf den Boden, aber das scherte mich gerade nicht. Eilig nickte ich ihnen zu. Ich wartete nicht ab, bis mir der Saalhüter die Erlaubnis zum Eintreten gab, sondern huschte sofort durch die Tür, die mir geöffnet wurde. „Mama ist zuhause?", platzte ich heraus. Die Minister, die sich um den Tisch versammelt hatten, erhoben sich. Mathew blieb sitzen und nickte langsam Erleichtert atmete ich aus. Das bedeutet, dass sie in Sicherheit war vor Kenneth. „Dorian hat sie begleitet", ergänzte Mathew und ich zog meine Augenbrauen zusammen. Warum sollte er das tun? Er hatte seinen Hass gegenüber Mathews Regierung deutlich gemacht. Glaubte er wirklich alles verloren, dass er sich uns zuwandte?

„Er bittet um Rehabilitation"

„Er hat mich nachhause gebracht"

„Nachdem er auch entführt hatte"

Ich presste meine Lippen zusammen. Ja, er hatte einen Fehler gemacht, aber er hat auch alles dafür riskiert ihn wieder gutzumachen. „Dorian ist auch nicht das Problem", griff Nemours ein und ich wandte mich ihm zu. Welche Probleme sollte Mama schon machen? Sie hatte sich seit Jahren nicht mehr politisch engagiert. Mathew nickte auf den freien Stuhl am anderen Ende des Tisches. Ob das der Platz im Rat ist von dem er gesprochen hat? „Dorian kann uns wertvolle Informationen über sein Land, seine Struktur und vor allem über seinen Vater verraten. Dazu hat er sich auch bereit erklärt", ergriff Mathew das Wort. Er verriet seinen Vater. Mich überlief ein Schauer. „Er muss sich unser Vertrauen erst erarbeiten, aber er ergreift diese Gelegenheit. Im Gegensatz zu deiner Mama", Mathew machte eine Pause und sah mich auffordernd an. Wie möchte er, dass ich reagiere? Ich weiß dass Mama es bereut Kenneth unterstützt zu haben. Aber sie stellte sich den Folgen. Das schien zu bedeuten, dass sie Kenneth nicht verraten wollte. „Ich wollt doch nicht ...?" ich stockte, war nicht fähig es auszusprechen. Mathew hatte seit der Geburt meiner Zwillinge von Hinrichtungen abgesehen.

„Nein, sie ist uns bleibt meine Tante. Aber wir werden sie in Gewahrsam halten, bis sie bereit ist zu kooperieren"

„Bedeutet Gewahrsam Gefängnis?"

„Nein. Wir werden Ihr Räumlichkeiten im Schloss zur Verfügung stellen. Bis auf weiteres darf sie diese aber nicht verlassen"

Mir schossen Tränen in die Augen. Bisher hatte man mich erst einmal eingesperrt. Das war mit Abstand das Schlimmste, das mir jemals widerfahren ist. Wie konnte er Mama das antun. Seiner geliebten Tante, wie er sie im Vertrauen immer benannte. „Lavinia", seine Stimme wurde sanfter und ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Dabei löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel. „Ihr wird es an nichts fehlen. Ich werde Tante Somalia nicht behandeln, wie Kenneth Euch behandelt hat", versprach er und ich warf ihm einen misstrauischen Blick zu.

Heute

Mathew hat sein Versprechen gehalten. Mama hat niemals annährend dieselbe Behandlung erfahren, wie ich. Karjhas Aussage gefährdet das. Von einem Moment auf den anderen verlor ich die Gewissheit, dass sie in Sicherheit war.

„Was schlagt Ihr vor, Lord Kharja? Soll ich dem Kaiser verraten, dass Mama permanent davon unterrichtet wird, wo sich unser Erzfeind aufhält, damit er sie verbannt oder hinrichtet"

„Es steht mir nicht zu, mich dazu zu äußern"

„Es steht Euch ebenfalls nicht zu, meine Hofdamen zu belästigen oder geheime Informationen vom spanischen Königshof weiterzutragen!"

Er starrte mich aus seinen großen Augen an und für einen Moment, verflog mein Zorn. „Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, Mylord", ich sah ihm ein letzte Mal fest in die Augen und wünschte mir den Glanz und die Unbeschwertheit zurück. Nur für einen winzigen Augenblick die Leichtigkeit der letzten Stunden fühlen.

„Ich muss darüber nachdenken, was ich jetzt tun soll"

Ich holte sofort Nemours zu mir und besprach mich mit ihm. Mama, eine Hochverräterin? Sie hasste Kenneth, wieso sollte sie ihn schützen wollen? Seine Reiserouten für sich behalten, wenn das ihre Möglichkeit gewesen wäre, den engen Räumen in denen sie Mathew einsperrte zu entkommen? Wie sollte sie überhaupt an jene Informationen gekommen sein? Die Wache hatte die Erlaubnis jeden ihrer Briefe zu lesen. Es war beinahe unmöglich ... es sei denn ... Ich erteilte Nemours den Auftrag, die Hintergründe von Mamas Wachen zu überprüfen. Sollten wir einen Spitzel in unseren Reihen haben, mussten wir schleunigst handeln.


Lavinia, dass Mädchen unter VielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt