Kapitel 31

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Natürlich fehlten Nemours, Chevaliers und Prince Esposito bei Tisch. Seine Schwester Princesse Esposito hingegen saß unruhig einige Plätze weiter am Tisch. An meinem Tisch hatten heute ungewöhnlich viele Menschen Platz genommen. Grace saß bei den Spaniern, die sich wiederum einen Tisch mit anderen Nationen teilten. Obwohl zwei freie Plätze von Nemours und Chevaliers vorhanden waren. Gwen saß direkt neben mir und auf der anderen Seite Dorian. Neben dem freien Platz von Gwen hatten Maida und Princesse Solei Platz genommen, gefolgt von den restlichen beiden Mitgliedern des Hochadels, die an Dorian anschlossen. Dieser Menschenauflauf auf meinem Tisch missfiel mir. „Da Euer Innen- und Außenminister als auch der italienische Botschafter das Diner ausfallen lassen, hege ich ernsthafte Befürchtungen, dass etwas im Gange ist", kam Leblanc sofort auf den Punkt. Seine Frau verdrehte die Augen und schob ihr Besteck hin und her. „Lasst uns den Abend genießen, Grande Duc und befassen wir uns mit allen Unannehmlichkeiten morgen", schlug ich vor, worauf Gwen sofort zustimmend ihre Tasse hob. Maida und Solei folgten ihr schuldbewusst und prostete ihnen lächelnd zu. Dank sei Gott rettete Dorian die Situation, indem er den Duc in ein Gespräch zog.

Desto länger das Diner dauerte, desto feuchter wurden meine Handflächen und konnte das Besteck kaum noch in der Hand behalten, so zitterten meine Hände. Wie der Adel auf Dorians Antrag wohl reagieren wird? Ich wollte auf jeden Fall verhindern, dass er Dorian vom ersten Moment an brüskierte. Natürlich verstand ich, dass sie gewisse Vorurteile hatten, die hatte ich zu Beginn auch, aber Dorian wird jeden Tag dem Titel eines Prinzgemahls würdiger.

Dorian erhob sich als erster vom Tisch und lächelte mich schief an. Überrascht sah ich zu ihm auf. Ich spürte, wie der Adel mich fokussierte. Gott gebe, dass Dorian ein System verfolgte. Ich erhob mich ebenfalls, musste aber immer noch zu ihm aufsehen. Er schob seinen Sessel zurück, griff nach meiner Hand und führte mich ein Stück zur Seite. In diesem Moment hasste ich mich selbst dafür, dass ich zustimmte, diesen intimen Moment öffentlich zu machen. Obwohl ich wusste, was geschehen wird, traten mir Tränen in die Augen, als Dorian vor mir niederkniete. Durch den Saal wog eine Welle des Erstaunens, gefolgt von drückender Stille. Jeder Kopf wog gerade ab, ob ich Dorian so bloßstellen würde, indem ich seinen Antrag ablehnte. Mit Sicherheit hofften sie darauf.

„Eure Majestät, ich, Dorian Manches bitte Euch um Eure Hand", begann er steif und ich zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. Das war alles, das er sich überlegt hatte? „Ich möchte Euch auf den Höhenflügen, die dieses Land erwarten begleiten und Euch stützen, wenn Ihr einen Rückschlag erleidet. Ich möchte Euch lieben, Euch Ehren und Euch dienen, bis zu meinem letzten Atemzug", fuhr er fort und seine Stimme war so laut und kräftig, dass ich für einen Moment nicht glauben wollte, dass er zu mir sprach. Seine Augen schimmernden und seine Augenbrauen begannen nervös zu zucken, als ich nicht antworte. „Ja", antwortete ich schließlich, so laut es meine belegte Stimme zustande brachte. Ich reichte ihm meine Hand, auf die er galant einen Kuss hauchte, während er sich erhob. Einen Moment standen wir uns still gegenüber, lediglich verbunden durch unsere Hände, bevor ich meine Hände an seine Wange legte und einen Kuss auf seine Lippen hauchte. Niemand von uns beiden getraute sich weiter zu gehen, deshalb schloss mich Dorian im nächsten Augenblick in die Arme.

„Es lebe das Kaiserpaar hoch! Hoch! Hoch!"

***

Dorian küsste mir schwer atmend die Hand und meine ohnehin erhitzten Wangen färbten sich noch dunkler. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Ball mit solcher Freude eröffnet habe. Es kostete mich einiges an Überwindung seine Hand loszulassen, obwohl ich mich einen Moment später bei ihm unterhacken konnte. Dorian führte mich zu meinem Thron auf dem erhöhten Podest und verbeugte sich erneut, als ich Platz nahm. Ich sah sehnsüchtig zu ihm. Ich wollte selbst tanzen und nicht den wogenden Massen von Adligen dabei zusehen. „Später", flüsterte Dorian und ich seufzte theatralisch auf. „Bitte entschuldigt, Majestät", la Rovere beugte sich zu meinem Ohr hinunter und ich suchte den Saal nach dem benannten Mann ab. „Ich werde mit Esposito sprechen, jedoch später", erwiderte ich und la Rovere nickte beflissen. Mit Sicherheit wollte der Prince etwas anderes hören. Aber zuerst mussten mich die Elite des Landes begaffen können, ich musste freundlich Nicken, Höflichkeiten austauschen und Damen in der Gesellschaft willkommen heißen. Die Menschen sahen es noch als Teil meiner Krönungsfeierlichkeiten an, deshalb musste ich auch hier sein, um mich Feiern zu lassen.

Lavinia, dass Mädchen unter VielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt