Maida schloss mein rosafarbenes Wollkleid am Hals und nickte mir lächelnd zu. Es war eines der wenigen verspielten Kleidungsstücke, die ich noch hatte und heute schien mir der richtige Abend dafür zu sein. Vielleicht könnte ich mich so vor weiteren politischen Seitenhieben bewahren.
„Ich hoffe die Affäre um Dorians Ministerposten legt sich schnell. Könnt Ihr Euch gegen die Entscheidung zu Wehr setzen?", fragte Henry und verbeugte sich vor mir. Er war in höfischen Dingen bewanderte als seine Frau, die ungeschickt knickste.
„Solange die Minister im Schloss bleiben, ist alles halb so schlimm. Ich habe dem Rat heute geschrieben, dass die Berufung der Minister mir obliegt. In der Regel genügt das, um sie zur Ordnung zu rufen"
„Man hört, dass Ihr den einen Teil des Hofes umgarnt habt und den anderen Teil durch den Ministerrat streng bei Leine haltet. Das konnte ich mir bisher nicht vorstellen"
Ich zuckte gespielt unbekümmert mit den Schultern und bewegte mich zielstrebig auf den Whiskey zu. Er trat mir zur Nahe. Ich umgarnte niemanden, aber es stimmte, dass ich meine Sympathisanten hatte und den Rest mit Drohungen und Ehrentitel bei Laune hielt. Das unterschied mich von keinem anderen Herrscher. „Ich habe fünf Buben in den Kinderzimmern zu erziehen. Das hat mir gelehrt, mich durchzusetzen", erwiderte ich kühl und hoffte ihn mit einer so weiblichen Antwort davon abzuhalten, in ein weiteres Fettnäpfchen zu treten.
„Ihr solltet wissen, dass Ihr den Menschen hier viel Hoffnung geschenkt habt, indem Ihr Dorian erwählt habt", setzte Olivia hinterher und ich zuckte lediglich mit den Schultern. Mein rosa Kleid schien mich vor nichts zu bewahren. Hoffentlich gefiel es zumindest Dorian.
„Ich brauche meinen Ehemann nicht dazu, um die soziale Ungerechtigkeit zu bemerken. Immerhin ist es meine Regierung, die an einer Gleichstellung arbeitet"
„Mit Verlaub. Davon spürt man aber wenig, Majestät"
„Ich spreche auch über landwirtschaftliche Reformen und mehr Bildungsgleichheit. Ich habe nicht behauptet, die Absicht zu hegen, mich dem hiesigen Adel anzunähern"
Die beiden musterten mich perplex und ich wandte mich resigniert ab. So verhielten sich keine Gäste, schalt ich mich selbst. Aber Olivia verstand nicht, wie frisch die Wunden im Ministerrat noch waren und wie behutsam ich deshalb vorgehen musste.
„Lavinia", Dorian stieß die Tür auf und strahlte mich an. Von da weg wurde der Abend besser.
***
Ich kämmte meine Haare nochmal mit den Fingern durch. Die meiste Zeit trug ich sie auch nachts geflochten, da es angenehmer war, aber heute war alles anders. Dorian hat mir geholfen, dass Diner gut zu meistern und mir ging es gut. Wir haben uns bereits früher zurückgezogen, da wir beide wussten, was immer noch im Raum stand.
Ich fuhr mit den Fingern die Spitze des Negligés nach und biss mir auf die Lippe. Zögerlich legte ich mein Ohr an die Tür zu unserem Schlafzimmer. Es war noch nichts zu hören. Auf leisen Sohlen schlich ich mich hinein und ließ mich auf einer der Sitzgruppe nieder. Dorian hastete durch die Tür und hielt einen Moment inne, als er mich erblickte. Ich errötete. Vielleicht war es doch zu gewagt? Ich erhob mich und er bemerkte, dass das Kleid nur knapp meine Knie bedeckte. Sein Blick wurde noch eine Spur dunkler und ich ging zögerlich auf ihn zu. „Du wirst dich erkälten", prophezeite er knapp vor meinen Lippen. Ich lachte auf. „Ich bin schon Lungenkrank", erwiderte ich, bevor ich seine Lippen an meine zog. Dorian schlang seine Arme um meine Taille und vertiefte den Kuss sofort. Er ließ seine Hände auf meinen Po wandern und signalisierte mich mit sanftem Druck, was er von mir wollte. Völlig benebelt stieß ich mich vom Boden ab und schlang meine Beine um seine Hüfte. Er transportierte mich mühelos zum Bett, ohne unseren Kuss zu unterbrechen. Langsam ging er mit mir in die Knie, um an der Bettkannte abzusetzen. Fasziniert schob er den Saum des Kleides über mein Knie und hauchte einen Kuss in meine Kniekehle. „Du weißt, dass ich dich auch anders befriedigen könnte, oder?" bohrte er nach und ich seufzte auf. Natürlich wusste ich das. Aber das wollte ich nicht.
Ich sehnte mich so nach seinem Körper, dass ich es nicht ertragen könnte, mich noch weiter von ihm fernhalten zu müssen. „Bitte, Dorian. Es geht mir gut", versprach ich und zog seinen Kopf wieder zu mir. Da war kein Kratzen in meinem Hals und kein Stechen in meiner Lunge. Mir ging es einfach gut. Bestimmt drückte mich Dorian zurück in die Kissen und meine Umklammerung um seinen Rücken sorgte dafür, dass er mir nicht sofort entkommen konnte. Dorian lächelte darüber und küsste den Rand der Spitze meines Ausschnittes. Da mein Kleid so kurz war, konnte er es problemlos bis zu meiner Hüfte hinaufschieben und über meine Mitte streifen. Ich hielt die Luft an. „So gefällt mir das", flüsterte Dorian in mein Ohr und teilte meine Schamlippen mit seinen Fingern. Ich verkrallte meine Hände in seinem Oberteil, worauf ich ihn leise Lachen hörte. „Du hast wirklich nicht mit Karjha geschlafen", stellte er fest und ich verkrampfte mich. Hatte er wirklich geglaubt, ich könnte ...? „Glaub mir, in meinen Fantasien kommt schon seit Jahren kein anderer Mann vor wie du"
„Auch Mathew nicht?"
„Gott, nein. Dich liebe ich ganz. Alles an dir und ich möchte auch alles von dir. Das war bei Mathew anders"
Dorian sah mich einen Moment kritisch an, bevor seine Lippen zuckten. Meine Wangen erröteten, als mir bewusst wurde, was ich gerade zugegeben hatte. „Also schon Jahre, mh?", neckte er mich, worauf sich meine Wangen noch dunkler färbten. Um der Situation zu entkommen, legte ich eine Hand um seinen Nacken und wollte seinen Kopf wieder zu mir ziehen. Küssen war mir lieber als reden. Aber anstelle strich er mit seinen Fingern erneut durch meine Mitte. Ich erschauerte und die Lust kehrte mit einem Schlag zurück. „Wie lange schon?", fragte er nochmal drängend. Verzweifelt schlug ich die Augen auf und schob ihm mein Becken noch weiter entgegen. Konnte es ihm nicht reichen, dass ich jetzt unter ihm lag? „Vielleicht vier Jahre?", log ich, damit er endlich weiter machte. Später konnte ich ihm die Wahrheit sagen. Aber jetzt war die Situation zu aufgeheizt und ich zu ungeduldig um dieses Gespräch zu führen. „Na dann lass ich dich nicht länger warten"
***
Dorian strich mir über meine Wange und schob mir einige lose Strähnen aus der Stirn. Ich rollte mich an seiner Brust zusammen und drückte meinen Kopf fest gegen seine Rippen. Ich war müde. Er hatte mich die halbe Nacht wachgehalten und die Sonne war noch nicht Mal ganz aufgegangen. „Hast du Schmerzen?", fragte er vorsichtig, worauf ich sofort den Kopf hochriss und ihn schüttelte. Dorians Gesichtsausdruck schwankte zwischen erleichtert und misstrauisch.
„Dorian, wir hatten eine wunderbare Nacht. Mir kann es nur gut gehen", versprach ich und Dorian lächelte schief. Ich schob mich zu ihm hinauf und drückte meine Lippen auf seine. Das beruhigte uns beide. Er zog mich näher zu sich und ich schob mein rechtes Bein über ihn und kam halb auf ihm zu liegen. Ich spürte, dass die Situation Dorian genauso erregte, wie mich. „Wie spät ist es?", keuchte ich und Dorian wandte sich zur Seite, um auf seinen Wecker zu sehen. „7", presste er hervor, worauf ich meine Lippen wieder auf seine drückte. „Solei weckt uns nicht vor 9 Uhr – wir haben also Zeit", nuschelte ich. Dorians Griff um meine Hüften verfestigte sich und ich lächelte in mich hinein. Genau so hatte ich mir das gewünscht.
Ich spürte seine Spitze, die gegen meinen Eingang drängte. Einen Moment neckte ich ihn, indem ich spielerisch zurückwich. Dorian knurrte. Er zog meine Hüften wieder zu sich und ich stöhnte auf, als er sich in mich schob. Dorian löste eine Hand von meiner Hüfte und zog meinen Hals zu sich hinunter. Ich presste meine Lippen auf seine, während er meine Bewegungen immer noch mit einer Hand steuerte. Unser Kuss wurde immer ungestümer und ebenso unsere Bewegungen. Stöhnen presste ich mein Gesicht in Dorians Halsbeuge, als mich ein überwältigender Höhepunkt überrollte. Dorian trieb mich seinen Händen an, mich noch einige Male zu bewegen. Dann spürte ich bereits seinen heißen Samen in mir.
Dorian keuchte unter mir und ich ließ mich auf ihn niedersinken. Liebevoll strich er mir einige Strähnen hinters Ohr und presste seine Lippen an meine Ohrmuschel: „Ich liebe dich so sehr, Lavinia"
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Lavinia, dass Mädchen unter Vielen
Historical FictionLavinia wird mit der Gewissheit konfrontiert, dass Paget nicht zurückkehren wird, während ihr Cousin Mathew immer schwächer wird. Wer wird das Land reagieren, sollte Mathew wirklich sterben und wer steht ihr dann noch zur Seite? Im letzten Band dies...