Kapitel 47

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Dorian und ich gingen uns den restlichen Tag aus dem Weg. Leila belagerte den Großteil des Nachmittags meinen Schoß und langsam begann ich auch zu Camilla eine Verbindung aufzubauen. Die Jungen übten mit Camilla den ganzen Nachmittag eifrig Englisch. Sie konnte sich nach diesen wenigen Tagen Unterricht bereits ein wenig Unterhalten. „Mama?", Novel trat zögerlich auf mich zu und beugte leicht seinen Oberkörper. Ich klopfte neben mir auf die Sitzgruppe. „Ein Freund, der auch in Ausbildung beim Oberkommandierenden ist, hat mir geschrieben, dass er den ganzen Juni eingezogen wird", erzählte Novel und rieb mit seiner Handfläche über seine Hose. Verunsichert sah ich zu ihm hinunter. „Hat Euch der Oberkommandierende darauf angesprochen, Mama?" – „Ja, das hat er. Aber wenn du das nicht möchtest ..." – „Nein, Mama. Ich ... da sind ein paar Jungen, die ich mag und sie haben erzählt, dass diese Zeit super ist" Überrascht zog ich meine Augenbrauen nach oben. Ich hatte angenommen, dass er sich pflichtbewusst seinem Schicksal beugen würde, aber nicht, dass er sich darauf freut. Er hatte sich meinen Rat also zu Herzen genommen und Freunde gefunden. Schmunzelnd verstrubbelte ich ihm die Haare. „Der Oberkommandierende und ich haben vereinbart, dass all' diese Dinge so normal wie möglich für dich ablaufen sollten", versprach und ich Novels Lächeln wurde noch eine Spur breiter. Glücklich drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn.

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Dorian hob mich vorsichtig auf meine Stute. Er hatte mich um einen Ausritt gebeten. Gestern Abend hatte er schweigend seine Arme geöffnet und ich war hineingekrochen, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass sich etwas geändert hatte. Außerdem, auch wenn es wehgetan hat, bedeutete mir unsere Ehe mehr als meine Krone. Ich hätte nachgegeben, egal, welche Forderung er gestellt hätte. Der Kompromiss Olivia in den Ministerrat zu holen schien mir für alle Seiten vorteilhaft. Aber am wichtigsten war mir, dass Dorian das Gefühl hatte, ich stünde auf seiner Seite. „Glaubst du, Olivia ist dieser Position gewachsen. Als sie bei mir in Audienz war, wirkte sie viel kampflustiger und patriotischer als in den letzten Tagen"

„Olivia ist ... nicht höfisch"

Ich prustete und nickte zustimmend. Nein, sie verstand weder den Sinn des Hofes noch seine Umgangsformen.

„Aber sie liebt ihr Land. Wahrscheinlich werden wir sie zügeln müssen, aber ansonsten ja ... Sie wird die Minister von der Notwendigkeit der Reformen überzeugen"

Ich nickte langsam und schloss anschießend die Augen. Die Bedingung des Ausritts war, dass wir im Schritt blieben, aber alleine das Gefühl zu reiten tat gut. Dorian ließ mir alle Zeit der Welt die Meeresluft einzuatmen. „Wir sind hier", flüsterte er schließlich.

Überrascht schlug ich die Augen auf.

Auf den ersten Blick sah ich nur das Meer. Aber als ich meinen Kopf umwandte, entdeckte ich eine Ansammlungen von Handwerkern und die ersten Mauern eines Hauses. Mein Kopf ruckte zu Dorian herum. „Ist das ..." – „Unser Haus. Ja, das Haus um das du mich gebeten hast" Dorian half mir vom Pferd und wir traten näher. Er ließ sich von einem Mann eine Karte geben und zeigte mir den Entwurf des Hauses. Auf der Skizze erkannte ich mehrere Stockwerke und unzählige Zimmer. Einen Moment lang fand ich es zu groß, bevor mir einfiel, dass wir hoffentlich bald zehn Kinder unterzubringen hatten. „Wo ist das Kinderzimmer?", flüsterte ich und kämpfte mit den Tränen. Das würde unser Zuhause werden. Dorian legte den Arm um mich und deutete auf mehrere Räume. Ich wandte mich ihm ganz zu und drückte schluchzend meinen Kopf unter sein Kinn. Er schlang beide Arme um mich. „Ich werde dich nie wieder enttäuschen", schwor er und ich hob schniefend meinen Kopf. Dorian wischte mir die Tränen von den Wangen und ich wandte mich erneut zu dem Bauplatz um. Der Keller war bereits ausgehoben und zeigte, wie groß dieses Anwesen einmal werden wird. Es wird unser Palast der Träume werden. „Du wirst gesund werden, Lavinia, und dann werden wir hier alt, umgeben von unserem Kindern und dem Frieden den du geschaffen hast", flüsterte er mir ins Ohr und ich seufzte auf. Ich wandte mich zu ihm um und lächelte ihn breit an: „Ja, ich will" 


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Hey meine Lieben!

Tut mir leid, dass dieses Kapitel so kurz ist, aber es ist sich irgendwie nicht besser ausgegangen. Die nächsten zwei Kapiteln sind der Epilog, den ich zweigeteilt habe, weil er auf einmal zu lang ist. Der erste Teil davon kommt heute und der zweite Teil wie gewohnt nächsten Sonntag. 

Ich halte das jetzt kurz und spare mir alle Gefühlsdusselein für die Danksagung auf ;) 

Lavinia, dass Mädchen unter VielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt