Kapitel 33

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Als die Tür des Stadtpalais von den Nemours hinter mir zufiel, atmete ich erleichtert durch. Ich liebte diese kleinen Spaziergänge, war aber trotzdem dankbar, wenn ich mich wieder von den fremden Blicken sicher wusste. Wir beeilten uns nach oben zu kommen, da ich wusste, dass Nemours kleiner Bruder heute eine Militärdine veranstaltete und ich keine Lust hatte, noch dazu stoßen zu müssen.

Wir ließen uns im kleinen Esszimmer im ersten Stock nieder und ich spürte von Beginn an, dass Solei unruhig war. „Wie lange gedenkt Ihr am Land zu bleiben?" – „Solange Ihr uns beherbergt" Soleis Lachen war anzuerkennen, dass sie es aus reiner Höflichkeit tat. Sie hatte in den letzten Jahren nicht viel Zeit in ihrem Landanwesen verbracht. Wenn sie sich doch dazu überwand, dass schillernde Leben der Stadt hinter sich zu lassen, dann nur, weil ich sie darum bat.

„Wir werden wohl die Neujahrsfeierlichkeiten ausrichten müssen", bedachte ich, worauf Soleis Augen sofort zu leuchten begannen. „Ich werde mit den Kindern Mitte Dezember zu Euch stoßen. Am besten wäre es, wenn Dorian und Ihr einmal ein bisschen Zeit für euch hättet", schlug sie vor und ich sah sie überrascht an. Es kam mir unhöflich vor, erneut bei ihr zu logieren und sie dann auch noch auszuquartieren.

Aber Soleis Lächeln ließ erkennen, dass sie kein Problem damit hatte, für eine, oder eineinhalb Wochen hier mit den Kindern zu bleiben. Gwen kehrte sicher zur Hochzeit von ihrer Kur zurück und konnte Solei ein bisschen unter die Arme helfen.

Anscheinend kamen wir genau rechtzeitig, denn keinen Moment später trug ein Diener die Vorspeise auf. Ich nippte genüsslich an meinem Glas Wein und beobachtete Solei, wie sie unruhig ihr Essen von einer Seite des Tellers zur anderen schob. Man musste den Militärs zugestehen, dass sie einen ausgezeichneten Geschmack hatten. „Nun erzählt mir schon, was Euch bedrückt", forderte ich sie auf, worauf sich ihre Wangen röteten. Neugierig schmunzelnd zog ich die Augenbrauen nach oben.

„Es geht um den Erzherzog", meine Mundwinkel sanken wieder. Warum wollten heute jeder mit mir über Dorian sprechen. An anderen Tagen freute ich mich, dass ihm bei Hof langsam mehr Beachtung zukam, aber heute ging es mir auf die Nerven. Wegen dieses Kindes, zu dem Dorian so eine enge Verbindung hatte.

„Dann kann es ja nicht so Ernst sein", tat ich das Thema sofort ab. Eigentlich genoss ich die Abende in diesem Haus, aber gerade wollte ich flüchten. Solei hatte sich noch nie in meine Männergeschichten eingemischt. Weder bei Paget, noch bei Mathew. „Ich habe mit Gwen gesprochen", begann sie und ich ließ mich resigniert zurücksinken. Dann musste es dramatisch sein, „und mit Maida und la Rovere" – „Das ist ja schon beinahe eine Verschwörung" Ich lachte gezwungen auf und auch Solei gab sich Mühe zu Lächeln. Das Thema schien ihr schon den ganzen Abend auf dem Herzen zu liegen. Deshalb nickte ich schließlich auffordernd.

„Seid Ihr Euch absolut sicher, dass Dorian der richtige Mann ist?"

„Darüber zerbricht sich also mein Hofstaat den Kopf?"

„Nun, Majestät, Ihr habt nur wenig über Malheur erzählt und Dorian daraus völlig ausgeklammert. Deshalb möchten wir lediglich Gewissheit haben, dass ..."

Maida verstummte und zuckte hilflos mit den Schultern. Ich erhob mich abrupt von meinem Stuhl und flüchtete ans nächste Fenster. Beflissen folgte mir Solei. Sie wollen wissen, ob er mich verraten hat. „Ich habe eine ähnliche Frage der Ministerin gestellt", erwiderte ich leise und zuckte mit den Schultern, als Maida schmunzelnd die Augenbrauen hochzog. Sie hielt mich für zu naiv, wenn sie glaubte, dass mir dieser Gedanke noch nie zuvor durch den Kopf gegangen wäre. Die Ministerin war Pagets Geliebte und schuldete mir deshalb nichts. Ich konnte mir sicher sein, dass ihre Antwort der Wahrheit entsprach. „Dorian konnte durchsetzen, dass ich in seinem Anwesen untergebracht wurde. Er hat meine Flucht ermöglicht. Ich glaube", ich trat zum Tisch und griff nach meinem Weinglas, „dass der Minister Dorian nicht unterrichtet hielt, was mit mir geschah. Als ich misshandelt wurde, stürmte Dorian herein ... mit einer Lösung" Nicht blindlings und dem Minister unterlegen, sondern mit einer Waffe. Dorian musste seinen Vater solange bedrängt haben, bis er diese Tortur abbrach. Das wird er die ganze Zeit getan haben. Nein, ich konnte mir nicht vorstellen, dass Dorian diese Methoden unterstützt hatte. „Er hat mich damals genauso geliebt, wie heute" – „In Ordnung" Princesse Solei trat auf mich zu und küsste meine Hand. Ich wandte den Blick ab. 

Lavinia, dass Mädchen unter VielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt