It's annoying

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Es ist ein wunderschöner, warmer Sommertag, mitten im September. Die Sonne sucht ihren Weg durch das Blätterwerk des East Brighton Park über mir, einzelne Strahlen blenden mich sogar. Es ist wirklich ein unglaublich schöner Tag, ich könnte ih beinahe genießen. Aber nur beinahe.

Mein Name ist Anne, bin 18 Jahre alt und singe für mein Leben gern. Das Problem dabei ist nur, dass ich seit drei Wochen Singverbot habe. Ich hatte mir irgendeinen blöden Virus oder so eingefangen, der meine Stimmbänder angegriffen hat, und wenn ich nochmals irgendwann wieder singen möchte, so solle ich mindestens zwei Wochen meinen Mund halten, hat der Arzt gesagt.


So, die zwei Wochen sind schon längst wieder vorbei, doch blöderweise war mein Dad bei der Untersuchung dabei und hat sich von all dem, was der Arzt sagte, nur das „mindestens" gemerkt.

„Anne", sagte Dad. „Anne, wir müssen ganz sicher gehen, dass deiner Stimme nichts passiert. Du darfst die nächsten zwei Wochen auch noch nichts reden oder sprechen, geschweige denn singen."

Die darauffolgende non-verbale Kommunikation, diverse tötende Blicke und wüsten Gesten meinerseits erspare ich euch. Ich bin zwar schon 18, aber durch mein angehendes Musik- und Kunststudium leider noch abhängig von meinem Dad.


Ich will euch nur klar machen, dass Musik ein ziemlich wichtiger Bestandteil meines Lebens ist – wenn nicht sogar einer der wichtigsten – wenn nicht sogar der wichtigste – und schon die ersten zwei Wochen ohne Singen – das Sprechen ist nicht so wichtig – die pure Qual für mich waren. Dass mein Dad mir das Singen aber noch zwei weitere Wochen verbieten will, das ist der absolute Höhepunkt!!


Nun gut. Jetzt hocke ich hier eben auf einer Bank im East Brighton Park und versuche, mich auf mein Buch zu konzentrieren und nicht von der Gruppe verrückter Teenie-Girls gegenüber von mir ablenken zu lassen. Das ist allerdings gar nicht so leicht. Die Gruppe scheint es sich nämlich zur Aufgabe gemacht zu haben, sämtliche One Direction-Songs zu covern.

Ja, man mag es mir auf den ersten Blick nicht zutrauen, aber ich, die normalerweise eher Rock, Punk und Alternative hört, kenne einige Songs von One Direction. Und ich finde sie auch nicht schlecht. Aber das, was die Mädchen dort drüben (versuchen) zu singen, klingt absolut schrecklich. Der Text stimmt ja, das habe ich bis jetzt schon heraus hören können, aber ansonsten dreht es mir den Magen um und meine Ohren schreien um Hilfe.

Allzu gerne würde ich jetzt aufstehen und den Mädchen zeigen, wie man richtig singt. Aber ich darf ja nicht. Ich muss meine Stimme schonen. Wobei, bei der letzten Untersuchung hat der Arzt eigentlich schon grünes Licht gegeben...


Ein Mädchen mit blonden Locken stimmt ein neues Lied an. Jetzt erst merke ich, dass zwei andere mitfilmen, eine andere hält ein Handy, von dem das Lied abgespielt wird. Das ist ja der blanke Horror! Da hat die Blonde doch eh ein Playback und „singt" immer noch so wie mein Kater, wenn man ihm auf den Schwanz getreten ist!! Die übrigen vier Mädchen setzen nacheinander zum Refrain ein. Stellenweise singt One Direction das Lied mehrstimmig, das weiß ich, aber DAS ist nicht mehr mehrstimmig, das ist gesetzwidrig! Ich halte das eindeutig nicht mehr aus.

Achtlos werfe ich das Buch auf die Bank und stapfe raschen Schrittes zu der Gruppe. „Halt! STOP! BITTE seid ruhig. Merkt ihr denn nicht, wie scheiße (entschuldige den Ausdruck) das klingt?! Ihr habt Ohren! Benutzt die doch bitte auch!"

Die Blonde wirft ihr Haar zurück, baut sich vor mir auf und blitzt mich bitterböse an – man könnte noch erwähnen, dass sie einen Kopf kleiner ist als ich und ich nicht wirklich weiß, ob sie mich einschüchtern will... „Was bildest du dir denn eigentlich ein?! Das ist One Direction, die beste Band auf der ganzen Welt, das klingt ganz und gar nicht scheiße!"

Ich glaub's nicht. Ich schüttele fassungslos den Kopf. Zum Glück kommt gerade die nächste Strophe und ich kann der Blonden zeigen, wie man „What makes you beautiful" richtig singt.


Es tut so unglaublich gut, wieder zu singen. Viel zu lange habe ich nicht mehr gesungen, ein wenig ist meine Stimme auch schon eingerostet, aber es klingt immer noch um Welten besser als das Gedudel der Blonden und ihrer Gang. Nein, ich bin nicht eingebildet, aber das würde auch ein Gehörloser sagen.

Nach und nach kommt meine Stimme wieder zurück und ich versinke in die Euphorie des Songs, ja, ich steigere mich immer mehr in den Song hinein und beginne sogar, auf die Bank hinauf zu hüpfen, um dort oben ein wenig herum zu tänzeln. Es tut einfach so gut, wieder eins mit der Musik zu werden, sodass ich nicht auf die Girlies achte.


Erst, als das Lied vorbei ist, merke ich, dass sie mich mit offenen Mündern und filmenden Handys anstarren. Okay. Jetzt ist es mir doch ein wenig peinlich, dass ich gleich so überreagiert habe. Ein wenig rot im Gesicht will ich von der Bank runter und wieder zurück zu meinem Buch. 

Doch die Blonde stellt sich mir entgegen und blitzt mich diesmal mit riesigen, glänzenden Augen an. „Bitte sing' noch etwas von One Direction für uns!", kommt es atemlos aus ihrem Mund. Zustimmendes Gemurmel kommt auch von den anderen Mädchen.

Etwas verwundert und unsicher bin ich jetzt schon, aber da tönt schon das nächste Lied aus dem Handy. Es ist „Kiss you". Okay, da kann ich eindeutig nicht widerstehen. Das ist das Mega-Stimmungsmacher-Lied – Ich liebe es. Außerdem kann ich bei dem Lied ein bisschen den Clown raushängen lassen, weil ich ständig herum springen und dermaßen überdreht sein muss, dass es schon fast gruselig ist.

~*~

„Was meinst du, Niall?"

Alle Blicke richten sich gespannt auf den Iren. Der blickt aber immer noch gespannt auf das Display seines Handys.

„Niall, was hältst du von der Idee?", probiert es Harry nochmals.

Keine Reaktion.

Seufzend lässt sich der braune Wuschelkopf wieder zurück in seinen Sessel fallen und greift gleichzeitig mit den übrigen Bandmitgliedern nach den jeweiligen Kaffeebechern, um daran zu nippen.

Zayn ist der erste, der den Becher wieder absetzt und das Wort ergreift. „Manchmal kommt es mir wirklich so vor, als lebe Niall weit weg von allem. Der hat bestimmt keine Ahnung, von was wir gerade gesprochen -"

„Hey Leute!" Niall fährt auf und streckt den anderen sein Handy ins Gesicht. „Das müsst ihr euch unbedingt ansehen! Das wurde mir gerade erst getwittert und ist nicht einmal weit weg von hier!" Er hält inne und sieht seine Kollegen verwirrt an. „Warum schüttet ihr euch alle mit Kaffee an? Oh, Zayn, du nicht. Sorry."

Louis wirft Niall einen verärgerten Blick zu, während er, Liam und Harry verzweifelt versuchen, mit den Café-Servietten ihre Kleidung vom Kaffee zu befreien. „Zuerst reagierst du nicht, wenn man dich zweimal etwas fragt, und dann erschrickst du uns! Das ist los!"

„Oh, sorry. Das wollte ich nicht..." Zerknirscht sinkt Niall wieder zurück in den Sessel. Dann hebt er erneut sein Handy. „Das solltet ihr euch aber trotzdem wirklich ansehen. Die hat's echt drauf!"

1D - One DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt