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So in etwa könnt ihr euch Dorien vorstellen. Nur mit schwarzen Flügeln.

Als ich erwachte lag ich auf einer metallenen Pritsche. Es war zwar eine Matratze drauf und Kissen und Decke hatte ich auch, aber besonders bequem war es trotzdem nicht. Und vor allem, wo war ich?

Das einzige, an das ich mich erinnerte war, dass Dorien mich in irgendeinen Wald Meilen weit von New York geschleppt hatte. Und natürlich das ich hier in diesem Metallenen Raum aufgewacht war.

Ich log nicht. Sämtliche Wände und Möbel waren aus Metall. Ob Eisen oder Stahl wusste ich nicht. So genau kannte ich mich in der Materie nicht aus.

Neben meinem Bett war ein Fenster angebracht, aber dadurch sah ich nur schwarz. Und einen Kometen, der gerade vorbei flog.

Warte, da fliegt ein Gottverdammter Komet an meinem Fenster vorbei! Was hat dieses verfluchte Schwein vor? Der hatte mich ernsthaft ins Weltall verfrachtet. Nur wie hatte er das angestellt? Der müsste schon bei der Nasa oder sowas sein, damit man ihm das ermöglichte.

Und jetzt saß ich da und hatte mega Angst. Ich würde nie nach Hause kommen. Denn wie sollte ich von dem Raumschiff, in dem ich scheinbar war, wieder runter kommen? Und wo wollte er Landen?

Finden würde man mich auch nicht. Denn wer würde schon im Weltall nach mir suchen? Niemand. In drei Jahren wurde ich spätestens für Tod erklärt. Und da brachen meine Schleusen. Ich fing an jämmerlich zu weinen.

Was hatte ich Dorien getan, dass er mich entführte? Oder wollte er irgendwas für mich? Aber Geld konnte es nicht sein. Wir waren nicht gerade reich. Es reichte gerade so, um über die Runden zu kommen. Was also wollte er damit bezwecken, wenn es bei uns doch nichts zu holen gab?

Plötzlich hörte ich ein Zischen, also schaute ich auf. Dorien stand in der Tür und musterte mich besorgt. Ich unterdrückte sofort meine Tränen, denn meine Schwäche würde ich ihm nicht zeigen.

Also stand ich auf und stürmte auf ihn zu. "Was hast du kranker Idiot vor? Wir sind verdammt noch mal im Weltall! Bring mich sofort nach Hause!"

Doch bevor ich ihn auch nur schlagen konnte, fing er meine Fäuste ab und presste sie zusammen. "Ich bring dich nach Hause, Babe. Nur nicht in deines! Du gehörst mir!"

"Du bist doch krank! Es gibt kein weiteres Leben auf irgendeinem Planeten!", schrie ich. Ich meinte, dass hätten die Forscher doch rausfinden müssen.

"Da irrst du dich! Schau mich an! Oder glaubst du, ein Mensch sieht so aus!", fuhr er mich scharf an.

Erst dann trat ich einen Schritt zurück und musterte ihn genau. Da fielen mir auch die schwarzen Flügel auf, wie die eines Engels. Nur das er eine Lederartige Rüstung trug und seine Augen gold/blau glänzten. Das war ganz und gar nicht natürlich.

Und ich musste zugeben, dass seine Augen mich in seinen Bann ziehen konnten. Aber das würde ich nie zulassen! Er war ein Monster! Dorien hatte mich von meinem Zuhause entführt und mich in den Weltraum verfrachtet. Zudem war er kein Mensch. Dorien benahm sich wie ein Tier.

Spätestens jetzt hatte ich richtig Angst. Ich lief immer weiter rückwärts. "Verschwinde! Fass mich nicht an! Du bist ein Monster!"

In Doriens Augen blitzte Trauer und Verzweiflung auf. "Ranya! Sag so etwas nicht! Gib mir doch eine Chance!"

Wild schüttelte ich mit meinem Kopf und lief weiter zurück. Doch allzu weit kam ich nicht. Nach ein paar Metern spürte ich das Bett in meinen Kniekehlen und fiel darauf. Schnell zog ich meine Beine an mich und schlang meine Arme um sie. Ich kam mir vor, als wäre ich in einem schlechten Film.
Das konnte alles doch nicht wahr sein.

"Ranya! Bitte!", ertönte Dorien's nach Verzweiflung klingende Stimme erneut.

Wieder schüttelte ich den Kopf. Ich konnte nicht. Er hatte mich entführt. Flog mich auf irgendeinen Planeten von dem ich noch nicht mal wusste, dass er existierte. Wie hypnotisiert schaukelte ich vor und zurück, während ich immer wieder den Kopf schüttelte. Dazwischen kam immer wieder nur ein "Nein, nein, Nein!". Zu mehr war ich gerade nicht in der Lage.

Dorien gab es auch auf. Als er raus ging sprach er: "Türe schließen! Sicherheitsstufe fünf!"

Aber was das bezwecken sollte, wusste ich nicht. Dazu war es mir egal. Ich würde nie mehr meinen Vater sehen, geschweige denn meine besten Freunde Kim und Tobi. Sie machten sich bestimmt tierische Sorgen um mich. Suchen würden sie mich wahrscheinlich auch schon. Doch finden würden sie mich nie.

Irgendwann kippte ich zur Seite. Nach wie vor wiegte ich mich in Embryo-Stellung vor und zurück. Nur das Kopfschütteln hatte ich mittlerweile aufgegeben.

Ich stand vor dem nichts. Dabei wollte ich doch noch so viel erreichen und erleben. Kim, Tobi und ich wollten nach der Schule nach Italien, um Urlaub zu machen. Wir hatten alles schon gebucht und ausgemacht, was wir alles gemacht hätten. Ich hatte mich schon so sehr darauf gefreut.

Doch jetzt würde ich hier im Weltraum auf irgendeinem Planeten verrotten, ohne das jemand wusste, wo ich war. Sie gingen wahrscheinlich ohne mich in den Urlaub. Denn storniert hätten sie den Urlaub nie.

Was wollte Dorien von mir? Wieso hatte er das getan? Immer wieder suchten mich die selben Fragen heim. Und wie immer kannte ich die Antwort nicht. Der Einzige, der mir das sagen könnte, hätte ich nie im Leben gefragt. Als schwach wollte ich nicht gelten. Zumindest nicht vor ihm.

Langsam wurde ich wütend. Der Kerl hatte mich entführt und eingesperrt. Das war doch nicht normal. Ich hatte zwar auch meine Fehler, aber so krass war ich trotzdem nie drauf gewesen. Dorien topte echt alles.

Desto wütender ich wurde, desto fester ballte ich meine Faust. Meine Knöchel schauten schon weiß heraus. Ich konnte mich kaum noch zurück halten. Eine neue Einrichtung aus diesem Raumschiff könnte ich mir nie leisten. Jedoch hatte ich doch auch nicht wirklich die Kraft, um irgendetwas richtig kaputt zu machen. Schließlich bestand das meiste aus Metall.

Ich fragte mich echt, womit ich das verdient hatte. Denn ich hatte mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. Okay, ich war vielleicht manchmal eotzfrech zu anderen gewesen. Und hatte bei wenigen keinen Respekt gezeigt, aber das rechtfertigte nicht meine derzeitige Situation.

Jetzt konnte ich mich gar nicht mehr zurückhalten und schlug gegen die Wand über meinem Bett. Ich hörte es knacken, aber das war mir egal.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt