7.

637 14 0
                                    

Nach diesen Worten hatte er mich wieder alleine gelassen. Und nach dem Krach, der kurz danach erklang, hatte er irgendwo dagegen geschlagen. Doch er hatte keinen Grund wütend zu sein.

Ich war hier das Opfer. Er hatte mich doch entführt. Und behandelte mich, als wäre ich sein Eigentum. Verdammt! Ich war doch kein Gegenstand! Er hatte eindeutig eine Meise. Aber das schien bei diesen Monstern ja normal zu sein.

Plötzlich ruckelte das Raumschiff und das lose Zeug im Raum fiel quer durch den Raum. Selbst ich purzelte fast vom Bett, wenn ich mich nicht rechtzeitig am Metallgestänge festgehalten hätte.

Nach etwa fünf weiteren Minuten war alles still. Wir flogen nicht mehr. Ich schaute aus dem Fenster. Dort sah ich Gebäude, die aussahen wie halbe Eier. Eines höher als das andere. Kleinere Fluggeräte flogen hin und her. Auch viele solcher Wesen mit Flügeln waren zu sehen. Einige sogar mit Aktenkoffern, zumindest sahen sie so aus. Scheinbar waren wir am Zielort angelangt.

Jedoch kam bisher keiner, um mich hier raus zu holen. Okay, wir standen ja auch erst kurz. Jedoch glaubte ich nicht, dass ich da atmen konnte. Schließlich brauchte ich als Mensch Sauerstoff. Wer wusste schon, wie die Wesen lebten und von welcher Luft. Dorien würde sich wundern, wenn ich auf einmal nach Atem ringend zusammen klappen würde. Vielleicht wäre das mein Weg nach Hause.

Nach einer Weile kam eine junge Frau, auch mit diesen Flügeln, zu mir. Ich schätzte sie auf etwa mein Alter. Vielleicht ein Jahr älter oder jünger. "Hey, ich bin Aria. Du musst Dorien's Gefährtin Ranya sein. Komm, ich bring dich erst mal in dein Zimmer!"

Sie wartete noch nicht mal eine Antwort ab, sondern lief eilig voraus. Ihre Flügel wippten mit jedem Schritt mit. "Ich bin übrigens Dorien's Schwester. Wenn er sich daneben benommen hat, wende dich einfach an mich. Ich lese ihm dann schon die Leviten!"

Ich lachte. Aria war mir direkt sympathisch. "Der hat sich mehr als daneben benommen. Er hat mich einfach verschleppt, nur weil so ein anderer Möchtegern mich angefasst hatte. Sein Arm war wohlgemerkt nur auf meiner Schulter!"

Sie zischte. "Das sieht ihm mal wieder gleich! Sobald ich dich ins Zimmer geführt habe, knöpfe ich ihn mir direkt vor! Er ist so ein ungehobelter Volltrottel!"

Ich lachte. Aria schien voll und ganz auf meiner Seite zu sein. Naja, zumindest teilweise. Wer wusste schon, wie weit ihre Sympathie für mich reichte.

Wir liefen auf ein riesiges Gebäude zu dass fast so aussah, wie ein Palast (Bild oben). Die Landschaft darum war etwas rau und es gefiel mir. Ich hätte den Anblick sicherlich mehr genossen, wäre ich freiwillig mitgekommen. Wir traten durch ein großes Tor ein und liefen direkt eine Treppe hoch. 

Kurze Zeit später waren wir in einem großen Zimmer angelangt. Die Wände waren weiß, mit vielen Rosenwandtattoos in verschiedenen lilatönen. Rechts neben mir stand ein Schminktisch, ganz in weiß und mit einem Spiegel, indem ein Licht integriert war. Ein schwarzes Boxspringbett stand direkt an der rechten Wand, ebenfalls mit lilaner Bettwäsche überzogen. Direkt mir gegenüber lag eine riesige Fensterfront, von der man über das ganze Tal blicken konnte. Links hing ein riesiger Bildschirm. Aber ein Fernseher konnte das wohl kaum sein. Rechts und links von dem Bildschirmen war jeweils eine Tür.

Neugierig betrat ich die, die mir am nächsten lag und staunte nicht schlecht. Ein riesiges Bad mit Badewanne, Whirlpool und Regendusche erstreckte sich vor mir. Und natürlich eine Toilette fehlte auch nicht. Die untere Hälfte, sowie die ganze Dusche waren mit mattsilbernen Fliesen versehen. Die Wand darüber war in dunklem lila gestrichen. Die Amaturen waren ebenfalls in Silber, aber in leicht glänzendem.

Danach ging ich zur anderen Tür und öffnete auch diese. Es war ein begehbare Kleiderschrank, der bereits gefüllt war. Er platzte fast schon. Auch hier waren die Wände dunkellila gestrichen. Die weißen Regale an der Wand, in der einige komische Kleidung lag oder hing, bildeten den perfekten Kontrast. 

Das Zimmer war echt mein Stil. Jedoch konnte ich mich nicht so richtig freuen. Schließlich war ich ja hier gefangen. Wie ich hier raus kommen sollte, wusste ich immer noch nicht.

Aria hatte sich schon lange verabschiedet. Sie wollte gleich zu Dorien. Also legte ich mich auf das Bett und dachte nach.

Aria's Sicht

Als ich das Zimmer von Ranya verließ, lief ich direkt zu seinem Arbeitszimmer. Dort befand er sich meistens, wenn er nicht gerade auf der Jagd war.

Ich war mächtig wütend auf ihn. Er gefährdete uns alle mit seinem Handeln. Was wenn sie ihn ablehnte, wegen seinem Verhalten? Dachte er auch nur eine Sekunde nach?

Ich stieß die Tür mit aller Kraft auf, die ich aufbringen konnte. Nicht mal geklopft hatte ich. Und das bedeutete, dass ich mega sauer war. Dorien war sich dessen auch bewusst.

Jedoch schaute er mich nur mit großen Augen an. "Hat Ranya was angestellt?"

"DIE FRAGE IST EHER, WAS DU ANGESTELLT HAST! ZUDEM HAST DU MICH ANGELOGEN! VON WEGEN SIE IST FREIWILLIG HIER! DU HAST SIE, VERDAMMT NOCH MAL ENTFÜHRT! HAST DU NUR MAL IM ENTFERNTESTEN DARAN GEDACHT, WIE SIE SICH FÜHLT? ODER DARAN, DASS IHRE FAMILIE DENKT, DASS SIE TOT IST, WEIL SIE NICHT AUFZUFINDEN IST UND NICHT WISSEN, WO SIE IST UND WIE ES IHR GEHT?! GANZ ZU SCHWEIGEN DAVON, DASS SIE DICH GENAU DESWEGEN ABLEHNEN KÖNNTE! DENKST DU VIELLEICHT AUCH MAL AN DAS VOLK? DU KÖNNEST UNS ALLE INS VERDERBEN STÜRZEN!", brüllte ich auch schon los und unterstrich meine Worte mit Gesten.

Dorien saß da und schaute mich an, wie ein kleiner Wolfsadlerwelpe. So einen hatten wir mal als Kind. "GENAU DAS TUE ICH DOCH! SIE IST HIER, ODER NICHT? SO KANN ZUMINDEST DIESER MICKRIGE MENSCH SIE NICHT MEHR ANFASSEN!"

Mir platzte der Kragen. "ICH HATTE DIR VOR DEINER REISE GESAGT, DASS DU, SOLLTEST DU SIE FINDEN, DEINE VERDAMMTE EIFERSUCHT IN DEN GRIFF BEKOMMEN SOLLST! JETZT HABEN WIR DEN SALAT! ABER DIESMAL BÜGELST DU DEN GANZ ALLEINE AUS! ICH WERDE DIR DA NICHT HELFEN!"

Ohne ihn noch einmal zu beachten, stürmte ich aus dem Raum. Was ich jetzt brauchte, war Ablenkung. Und ich wusste jetzt schon, dass Ranya genau die richtige Begleitung dafür war. Also lief ich eilig zurück zu ihrem Zimmer.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt