25.

393 14 0
                                    

Als wir wieder zurück ins Schloss kamen, rief er direkt seine engsten Vertrauten ins Büro und zog mich direkt mit. Ich hatte eigentlich keine Lust, geschweige denn Kraft mehr, um da mitzugehen. Aber Doriens Blick verriet, dass ich dabei sein musste. Also folgte ich ihm.
Keine zwei Minuten später standen alle versammelt in seinem Büro. Alle fragten sich zurecht, warum sie hier zur späten Stunde auftauchen sollten. Auch mein Vater war dabei. Man sah, dass er etwas zu kämpfen hatte, da ich jetzt einer von ihnen war. Und trotzdem sah ich seine unbe-
schreibliche Liebe zu mir in seinem Blick. Ich freute mich einfach nur, dass er hier bei mir war. Und ich wusste, dass ich in der nächsten Zeit mit ihm reden und ihm erzählen musste, was in der Zwischenzeit mit mir passiert war. Verdient hatte er es.
"Guten Abend zusammen. Ich entschuldige mich, dass ich euch so spät noch von ihren Liebsten trennen musste. Aber diese Sache kann nicht aufgeschoben werden. Ich habe meine Gefährtin gewandelt und es stellte sich heraus, dass sie die Legende ist. Sie ist die, auf die wir sehnsüchtig gewartet haben.", ergriff Dorien das Wort und deutete mir aus dem Schatten zu treten, denn er wollte sie nicht sofort schocken, sondern es ihnen so schonend wie möglich beibringen, wie es die Situation ermöglichte.
Ich tat wie mir geheißen und trat aus dem Schatten. Zugegeben, ich war nervös. Sehr sogar. Ich war noch nie gerne vor eine Menschenmenge getreten. Selbst die Referate in der Schule waren für mich die Hölle gewesen. Zaghaft lächelte ich den Anwesenden zu und atmete tief durch. Ich musste das schaffen. Irgendwann werde ich ihre Königin sein, da musste ich mit so etwas zurecht kommen.
"Darf ich vorstellen, meine Gefährtin, eure Königin und gleichzeitig die wahr gewordene Legende Ranya!", sprach Dorien und zog mich an sich.
Die Anwesenden machten große Augen und verneigten sich vor mir, selbst mein Vater verbeugte sich. Es war mehr als nur unangenehm. Mein Vater sollte sich nie vor mir verbeugen müssen. Das würde ich ihm bei Gelegenheit auch sagen.
Kurz danach entstand ein Murmeln, dass Dorien aber sofort wieder unterbrach. "Leute! Reden könnt ihr später noch. Wichtig ist, dass wir sie beschützen und auch die Burg muss mehr bewacht werden! Stellt sämtliche Auszubildenden im letzten Lehrjahr zur Verfügung. Sie werden ab sofort mit Wache halten. Die Schule wird dann abends stattfinden."
Alle nickten einvernehmend. Es wurden danach noch einige andere Dinge besprochen. Zwar hatte ich versucht, mich zu entschuldigen, aber Dorien deutete mir, dass ich bleiben musste.
"In Zukunft bist du immer auf den Besprechungen dabei. Das gehört als Königin dazu!", flüsterte er mir ins Ohr, während ein Vertreter ein paar Nöte der Bauern vorbrachte.
Nach gefühlten Stunden wurde die Besprechung beendet. Mir fielen schon fast beim Laufen die Augen zu. Der Tag war einfach nur lang und anstrengend gewesen.
Endlich in meinem Zimmer angekommen, zog ich mich mit Mühe und Not noch schnell um und ging ins Bett. Keine Minute später war ich schon eingeschlafen.

Mitten in der Nacht

Ich wachte mitten in der Nacht auf, da ich kurz auf Toilette musste. Ich bemerkte Dorien, der sich wohl zu mir gelegt haben musste. Scheinbar hatte ich da schon geschlafen,  denn ich hatte davon nichts mitbekommen. Schnell ging ich zur Toilette und legte mich danach wieder schlafen, was gar nicht so leicht war.
Als ich gerade eingeschlafen war, ertönte plötzlich ein Schrei direkt neben mir. Dorien lag da und wand sich hin und her. Schweißperlen bildeten sich an seiner Stirn und Brust. Er schlug um sich.
"Nein.... Nicht sie... nehmt mich nicht sie!", brüllte er schon fast. Tränen liefen ihm dabei sogar über die Wangen.
Ich musste ihn irgendwie wach bekommen. "Dorien, wach auf! Du hast einen Albtraum!"
Doch das funktionierte nicht. Ich setzte mich auf und schüttelte an seiner Schulter. Wieder redete ich mit ihm. Jedoch schubste er mich von sich mit einer Kraft, so dass ich direkt vor der Tür landete.
Ein Schmerz durchzuckte meinen Rücken. Fuck! So war das nicht geplant gewesen! Es waren zwar tierische Schmerzen, aber böse war ich ihm nicht. Schließlich hatte er nur einen Albtraum und hatte es nicht mit Absicht getan.
Vorsichtig stand ich auf und lief wieder auf ihn zu. Ich musste ihn irgendwie wach bekommen. Wieder schüttelte ich ihn und schrie ihn an.
Dies zeigte nun endlich Wirkung. Er schlug die Augen auf und schaute panisch um sich. Als er mich bemerkte zog er mich direkt an sich.
Ich ließ einen schmerzenslaut von mir, da er direkt auf die Stelle drückte, wo ich drauf gefallen war. Erschrocken lies er von mir ab.
"Was ist passiert? Tut dir etwas weh?", fragte er direkt nach.
Ich wusste, wenn ich es ihm erzählen würde, würde er sich unendlich viele Vorwürfe machen. Aber anlügen wollte ich ihn auch nicht. "Du hast mich von dir geschubst, als ich versucht habe dich zu wecken. Dabei bin ich mit dem Rücken auf den Boden vor der Tür geknallt."
Geschockt schaute er mich an und wich zurück. "Ich... Es tut mir leid! Ich wollte das nicht!"
Ich setzte mich dicht neben ihn, doch er rückte weiter weg von mir. "Dorien, es war keine Absicht. Ich bin dir nicht böse. Das wird schon wieder!"
Wild schüttelte er den Kopf. "Es ist oberstes Gesetz bei uns, seine Gefährtin nicht zu verletzen! Und ich selbst habe es gebrochen! Ich muss mich von dir fern halten! Zu deinem eigenen Schutz! Es..." Während er sprach war er auf-
gestanden und zur Tür gelaufen.
Ich ließ ihn nicht ausreden. "Dorien, jetzt mach mal halblang! Du hattest einen Albtraum und hast es im Eifer des Gefechts getan. Und nicht mit Absicht! Wenn du jetzt gehst, dann verzeihe ich dir das nicht! Es ist ehrlich nicht schlimm, mir tut es kaum noch weh! Ich brauche dich hier bei mir! Also reise dich bitte zusammen!"
Dorien schaute mich überrascht an. "Du brauchst mich?"
Ich nickte. "Natürlich. Ich weiß von dieser Welt nichts. Es ist alles so neu und ungewohnt. Du bist mein Anker, der mich das hier durchstehen lässt! Und jetzt komm bitte wieder mit ins Bett!"
Dies ließ er sich nicht zwei mal sagen. Er stürmte schon fast auf mich zu und zog mich mit zum Bett. Dort legte er sich unter die Decke und hob sie an. Eilig legte ich mich zu ihm und kuschelte mich an ihn. Ich wusste, dass ich nicht mehr ohne ihn schlafen konnte. Zu wichtig war er mir mittlerweile geworden.
Dorien schlang vorsichtig seine Arme um mich, darauf bedacht die schmerzende Stelle nicht mehr zu berühren. Sie tat wirklich kaum noch weh.
Kurze Zeit später war ich auch eingeschlafen.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt