28.

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Ich wachte auf, weil ich wieder mal auf die Toilette musste. Dorien hatte ich gestern nicht mehr widersprochen. Zu geflasht war ich von diesem Kuss gewesen. Trotzdem musste ich mit ihm noch einmal darüber reden. Sein besitzergreifendes Verhalten konnte ich gar nicht ab. Vielleicht lag es auch an seiner Art. Ich wusste es nicht. Aber eine Antwort brauchte ich darauf trotz allem.
Der Versuch aufzustehen wurde mal wieder durch Dorien's Arm verhindert. Da ich ihn nicht wecken wollte, versuchte ich mich unter ihm vor zu robben. Doch kaum war ich einen Milimeter von ihm weg, zog er mich wieder zu sich zurück. Wieso musste ich ihn jedes Mal wecken, wenn ich aufstehen wollte? Allmählich nervte es schon ein wenig.
Also ließ ich einfach einen kurzen Schrei los. Keine Sekunde später stand Dorien vor mir, seine Hände zu Krallen verformt. Das sah erstaunlich sexy aus, dass musste ich ihm echt lassen.
Während er so dastand, stand ich auf und lief in aller Ruhe ins Bad. Dort erledigte ich mein Geschäft und ging nach dem Hände waschen wieder in unser Zimmer.
Dorien hatte sich in der Zwischenzeit beruhigt. "Wieso weckst du mich immer in dem Glauben, als sei etwas passiert?"
Ein leichter Vorwurf war aus seiner Stimme zu hören. Ich zuckte nur die Schultern. "Eigentlich wollte ich dich nicht wecken. Aber immer, wenn ich versuche aufzustehen während du schläfst, ziehst du mich nur wieder zu dir zurück."
"Küss mich doch einfach! Dann wäre ich auch wach!", grummelte er.
Grinsend schüttelte ich den Kopf. "Nein, das musst du dir schon verdienen." Ich beschloss ihm meine Frage gleich zu stellen. "Du, kann ich dich was fragen, ohne das du böse wirst?"
Er nickte. "Natürlich."
Noch einmal atmete ich tief durch. "Wieso bist du immer so besitzergreifend und eifersüchtig? Das ist meist übertrieben."
Man sah ihm an, dass er seine Wut unterdrücken musste. Aber da musste er durch. "Es ist schlicht weg unsere Art. Je höher der Rang, desto ausge-
prägter die Gefühle. Und da ich der König bin, hat es mich am schlimmsten erwischt. Bei dir müsste es fast schlimmer sein, als bei mir. Und doch siehst du alles so locker."
Ich zuckte die Schultern. "Kommt vielleicht daher, dass ich vorher ein Mensch war."
Jetzt war er es, der mich neugierig ansah. "Aber kennst du das nicht eifersüchtig zu sein? Oder besitzer-
greifend?"
Ich schüttelte den Kopf. "Aufgrund meiner sehr ehrlichen Art war ich nie wirklich beliebt. Ich war eher der Einzelgänger. Daher hatte ich auch noch nie einen Freund gehabt. Und bevor du fragst, ja ich bin noch Jungfrau. Ich hab eigentlich keinerlei Erfahrungen mit Männern, geschweige denn Beziehungen."
Dies brachte Dorien dazu, spitzbübisch zu grinsen. "Dann bin ich also dein Erster!"
Irgendwie schämte ich mich dafür. Denn mit meinen 18 Jahren hatte ich keinerlei Erfahrungen. Ich merkte wie ich rot wurde. "Ja, dass bist du wohl."
Dorien nahm mich in den Arm. "Du musst dich nicht schämen. Ich fühle mich geehrt, dein Erster zu sein. So, wie ich mitbekommen habe ist das aut der Erde wohl sehr ungewöhnlich."
Darauf konnte ich einfach nichts sagen. Stattdessen kuschelte ich mich an ihn und vergrub mein Gesicht in seiner Brust. So konnte er wenigstens mein knallrote Gesicht nicht sehen. Auch wenn er mich mit seinen Worten schon ein wenig beruhigt hatte.
"Kleines, schau mich an!", ertönte wieder seine Stimme.
Ich wollte nicht. Mein Gesicht strahlte immer noch so rot, wie eine reife Tomate.
Er ließ das aber nicht zu und hob mein Gesicht mit zwei Fingern an. "Es ist alles gut. Du musst deshalb nicht rot werden. Ehrlich gesagt bin ich froh darum."
Das er froh war, konnte ich mir denken. Schließlich war er schon bei seiner Schwester sehr eifersüchtig gewesen. Deshalb musste ich auch anfangen zu lachen.
Dorien jedoch schaute mich daraufhin fragend an. "Was ist daran denn so lustig?"
Unter viel Selbstbeherrschung konnte ich es ihm gerade so sagen. "Du warst auf deine Schwester eifersüchtig. Das ist schon ein wenig lächerlich, findest du nicht auch?"
Daraufhin schaute er etwas betreten zu Boden. "Ja, im Nachhinein gesehen schon."
Es war schon süß, dass er sich immer noch dafür schämte. Aber auch genau so lustig, dass ich wieder lachen musste. Anders ging es nicht.
Kurz darauf verabschiedete sich Dorien, da er eine wichtige Versammlung hatte. Und somit war ich wieder komplett alleine.
Ich wusste nicht, was ich an diesem Tag anstellen sollte. Vielleicht war es nun doch mal an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und mir zeigen zu lassen, was meine Aufgaben waren. Zumal hatten Aria und ich den 'Unterricht' seit dem letzten Mal nicht fortgesetzt. Ich beschloss zu Aria zu gehen, um dort anzufangen, wo wir das letzte Mal aufgehört hatten.

Aria und ich saßen schon eine Weile in der riesigen Bibliothek. Zwischenzeitlich hatte sie mir alles über die Lypianer erzählt, was es zu wissen gab, so dass wir zum nächsten Thema kamen: der Medizin. Oder wie sie es nannten: Heilkunde. Für mich ein etwas altertümliches Wort, da es bei uns nur im Mittelalter verwendet wurde.
Sie zeigte mir verschiedene Pflanzen in den entsprechenden Büchern und sagte mir, wo sie zu finden seien. Doch mit meinem Gedächtnis hatte ich das morgen wahrscheinlich wieder vergessen. In sowas war ich null begabt.
Immerhin konnten wir viel lachen, da einige Namen doch sehr komisch waren. Sei es ausgesprochen oder nur gelesen. Die Pflanzen hatten so komische Namen wie Porolalis. Einfach  nur zum schießen.
"Die klingt ja, wie wenn Dorien sagen würde: lass mich in dein Pi und danach Oral!", brachte ich prustend heraus. Es war zu komisch.
Selbst Aria musste lachen. "Ich will mir das gar nicht vorstellen! Die Vorstellung von meinem Bruder und Sex ist echt widerlich."
Jetzt musste ich noch mehr lachen. "Das kann ich mir gut vorstellen. Auch wenn ich Einzelkind bin."
Aria war die Erste, die sich wieder beruhigt hatte. "Okay, dass ist echt blöd!"
Ich beruhigte mich nun auch und zuckte mit meinen Schultern. "Meine Mutter ist ja kurz nach meiner Geburt hier her abgehauen. Sie hatte sich nie wirklich für uns interessiert. Noch nicht mal zu meinen Geburtstagen hatte sie sich gemeldet. Sie saß letztens einfach so in unserem Haus und wollte einen auf scheinheilig machen. Aber darauf konnte ich getrost verzichten. Als ich sie hier sah, dachte ich echt ich seh nicht richtig. Und es war besser so, kein Geschwisterchen zu haben. Dad hatte schon genug mit mir zu tun."
Aria nickte verständnisvoll. "Mechthild war schon immer eine Hexe. Sie war immer nur auf das Geld von unserem Vater aus. Und als er starb versuchte sie, über Dorien an Geld zu kommen. Aber sie hatte uns nie gut behandelt. Wir waren Luft für sie. Erst als ich alt genug für Shopping, Make Up und den ganzen Kram war, wollte sie etwas mit mir unternehmen. Aber ich hatte sie jedes Mal abblitzen lassen. Sie hatte sich ja sonst nie um uns gekümmert, wieso jetzt damit anfangen? Dorien hatte sie danach direkt zurück zur Erde gebracht. Er wollte sie einfach nicht mehr sehen. Dann traf er dich. So kamst du her. Jedoch, wie sie wieder her kam wissen wir bis heute nicht. Aber Dorien ließ sie direkt nach eurem Streit direkt wieder auf die Erde bringen."
Ich seufzte erleichtert. "Zum Glück! Ich will diese Frau nie mehr sehen! Sie ist die Hölle!"
Aria nickte nur zustimmend. "Aber nun lass uns weiter machen, sonst wird das hier nie was!"
Ich nickte zustimmend und wendete mich wieder den Bildern im Buch zu. Einige waren sogar auf Deutsch beschrieben. Außerdem hatte Aria mir ein Alphabet aufgezeichnet, mit ihren Buchstaben von den Planeten und unseres mit unseren Buchstaben von der Erde. So sollte ich ihre Schrift lesen lernen, auch wenn die Sprache etwas anders ausgesprochen wurde.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt