26.

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Erst am nächsten Morgen erhielt ich die Gelegenheit mit meinem Vater zu reden. Dorien hatte mir die Zeit mit meinem Vater gegeben. Ich war echt froh darum, denn wir hatten uns einiges zu erzählen.
Wir trafen uns in der Bibliothek. Ich konnte mich schon auf einige Stunden der Fragen, Antworten und Erzählungen einstellen. Schließlich war einige Zeit vergangen seit wir uns das letzte mal gesehen hatten.
Eilig lief ich nach dem Frühstück, dass relativ ruhig verlaufen war, zur Bibliothek. Einige Wachen schauten mir nach. Zwei folgten mir sogar. Darüber würde ich mit Dorien reden müssen. Innerhalb des Schlosses wollte ich keine Bodyguards.
Kurze Zeit später war ich bei der Bibliothek angekommen. Als ich sie betreten wollte, wollten die Bodyguards mir folgen. "Ihr könnt schön hier warten."
Der größere der beiden trat vor. "König Dorien sagte, dass wir Euch überall hin folgen sollen."
Ich schnaubte. "Jetzt hört mal. Da drin ist nur mein Vater. Er wird mir schon nichts tun. Wenn, dann schreie ich. Ihr seit doch binnen Sekunden bei mir. Den Rest kläre ich mit Dorien selbst. Und nun wartet hier!"
Er wollte zwar etwas sagen, aber mein Blick schien ihn wohl schweigen zu lassen. Nickend stellte er sich und sein Kollege vor die Tür.
Zufrieden betrat ich nun die Bibliothek. Mein Vater saß bereits auf einem Sofa nahe der Tür. Ich ging zu ihm und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Noch immer war ich froh, dass er hier war. Ich hoffte nur, dass er meiner Mutter nicht über den Weg lief. Das würde er nicht verkraften.
"Hallo, Mäuschen!", begrüßte mich mein Vater. "Kannst du mir endlich erzählen, was passiert ist?"
Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich ihm alles erzählte. Nun ja, fast. Die Küsse ließ ich erst mal bewusst aus. Der Biss war für ihn schon schlimm genug. Hätte ich ihn nicht abgehalten, wäre mein Vater zu Dorien gelaufen und hätte ihn vermutlich kastriert. Erst als ich meinem Vater glaubhaft versichert hatte, dass ich mich besser fühlte als vor der Wandlung, gab er es endlich auf und setzte sich wieder.
Danach erzählte ich ihm, was ich bereits über die Lypianer wusste. Bisher hatte ich sie als friedliebende Lebewesen kennen gelernt. Aber durch Dorien wusste ich nur all zu gut, dass sie zum Teil auch Tiere waren. Sie jagten, töteten jeden der auf ihr Territorium kam und führten Kriege. Es war fast so, wie zu Hause auf der Erde, nur um einiges brutaler. So wollte ich zwar nie leben, aber damit musste ich mich jetzt wohl zufrieden geben. Ich war zu einen von ihnen geworden, wenn auch erst etwas unfreiwillig. Trotzdem liebte ich es.

Nach gefühlten Jahren hatte ich ihm auch alles erzählt. Ich musste ihm zwischendurch immer versichern, dass es mir wirklich gut ging.
Die beiden Babysitter, alias Body-
guards, standen immer noch direkt vor der Tür, wo ich sie stehen gelassen hatte. Nicht einen Millimeter hatten sie sich bewegt.
Jetzt musste ich mich erst mal ernsthaft mit Dorien unterhalten. Im Palast liefen mehr als genug Wachen rum, die auf alles aufpassten, insbesondere auf mich. Da brauchte ich nicht noch mal welche, die mir auf Schritt und Tritt verfolgten. Wenn ich in die Stadt ginge, oder in den Garten wäre das eine voll-
kommen andere Sache.
Glücklicherweise befand sich das Büro von Dorien nicht sehr weit von der Bibliothek entfernt. Eilig lief ich darauf zu und öffnete ohne anzuklopfen die Tür.
Dorien schreckte von den Papieren auf, die er gerade las. "Mia kurray, was für eine Überraschung. Was treibt dich zu mir?"
Ich lief zu seinem Tisch und verkreuzte die Arme vor meiner Brust. "Ich brauche keine Bodyguards innerhalb des Schlosses. Hier rennen schon genug Wachen rum!"
Er seufzte. "Ich hatte schon geahnt, dass du da etwas dagegen hast. Aber nicht jede Wache ist hier aufmerksam genug. Viele halten während ihrer Schicht ein Nickerchen. Und nicht an jeder Ecke steht eine."
Ich schnaubte. "Hier stehen fast überall welche rum! Und nein, diese Schlafen nicht, zumindest nicht am Tag! Ich verstehe, dass du im Garten oder in der Stadt Bodyguards für mich hast. Aber hier im Schloss ist es mehr als übertrieben! Es ist schlichtweg überflüssig!"
Dorien war aufgestanden und stand rechts von mir. "Sie bleiben auch im Schloss bei dir! Zu groß ist die Gefahr, dass dir etwas passiert!"
Jetzt wurde ich wütend. "Hast du auch mal etwas von Privatsphäre gehört? Ich lasse mich ja auf draußen ein, aber nicht innerhalb des Schlosses! Das ist mein gutes Recht!"
Er schien noch etwas sagen zu wollen, knickte aber dann doch ein und gab mir meinen Willen. Als Dank ging ich auf ihn zu und nahm ihn in die Arme. Lange konnte ich ihm einfach nicht böse sein.
Seine Arme schlossen sich beinahe sofort um mich. Es schien, als brauchte er meine Nähe zum Überleben, auch wenn er die Stelle am Rücken immer noch mied. Obwohl diese mich nicht mehr schmerzte.
"Morgen machen wir mit dem Training weiter.", nuschelte er in mein Haar.
Grinsend nickte ich und löste mich von ihm. Zumindest versuchte ich das. Aber loslassen wollte er mich noch nicht. Er drückte mich eher noch fester an sich.
"Dorien, du musst mich auch mal wieder loslassen. Die Papiere machen sich nicht von alleine."
Widerwillig knurrend ließ er mich los. "Du hast recht. Mach dir mit Aria einen schönen Tag. Sie hat sich vorhin bei mir beschwert, dass ich dich zu sehr in Beschlag nähme.", grummelte er weiter. "Ist ja nicht so, dass du mir gehörst."
Ich musste lachen, während ich das letzte einfach überhörte. Besser war es im Moment. "Werde ich machen. Ich habe sie in der letzten Zeit auch vermisst."
Nach diesen Worten drückte ich ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verschwand dann. Wie besprochen machte ich mich auf den Weg zu Aria. Wir hatten wirklich seit Ewigkeiten nichts mehr gemacht. Teils geschuldet durch das wochenlange Koma.

Nach kurzer Zeit war ich auch an ihrem Zimmer angekommen. Hoffentlich war sie da und hatte Zeit für mich. Mittlerweile konnte ich durch das Training mit Dorien sogar fliegen, wenn auch nicht gerade perfekt. Einzwei Wackler hatte ich noch drinnen.
Ich klopfte an und wartete. Keine zwei Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür.
"Hallo, Süße! Was willst du denn hier?", fragte sie erfreut und umarmte mich zur Begrüßung.
Ich erwiderte die Umarmung grinsend. "Dorien meinte, dass ich heute frei habe und mit dir den Tag verbringen kann. Also, was willst du machen? Du darfst aussuchen."
Sie quietschte erfreut auf. "Aaaahhhh! Wir machen eine Pyjama-Party! Den lieben langen Tag, da Dorien dich nie bei mir schlafen lassen würde. Also zieh dir etwas gemütliches an und hohl uns was zu trinken! Ich mache das gleiche, nur das ich uns Snacks besorge! Das wird ein Spaß!"
"Aye aye, Captain!", salutierte ich und lief in das Zimmer von mir und Dorien. Eilig zog ich mir eine alte Jogginghose von mir an und eines dieser hiesigen Oberteile, dass einigermaßen bequem aussah.
Danach machte ich mich auf die Suche nach der Küche, oder etwas das so aussah wie eine. Denn ich war hier noch nie in den Räumen der Bediensteten. Ich lief durch etliche Gänge und Treppenhäuser.
Nach gefühlten Stunden fand ich endlich etwas, dass aussah wie eine Küche. Nur war alles über Laser gesteuert.
Schnell betrat ich diese und suchte den Kühlschrank. Ich öffnete einige Schränke und Türen, bis ich die richtige gefunden hatte. Eilig nahm ich gleich mehrere Flaschen und steckte sie in eine Tasche, die ich mitgebracht hatte. Doch was ich da einpackte, wusste ich nicht. Noch immer hatte man mir die Sprache und die Schrift nicht beigebracht.
Danach lief ich wieder zurück. Nicht ohne mich ein paar mal zu verirren. Erneut. Das war typisch ich. Das Schloss war nun nicht gerade einfach aufgebaut.
Als ich endlich wieder an Aria's Zimmer angekommen war, wartete sie schon ungeduldig. "Wo bist du denn so lange gewesen? Du warst eine Stunde weg!"
War ich wirklich schon so lange weg? Das hatte ich gar nicht mitbekommen. "Sorry, habe mich ein wenig verlaufen. Mein Orientierungssinn ist noch nie der Beste gewesen."
Aria lachte und zog mich in ihr Zimmer rein. "Ja, wenn man sich hier nicht auskennt ist man echt aufgeschmissen. Ich habe schon manch einem aus der Patsche geholfen."
Ich stimmte ihr zu. "Ja. Das Schloss gleicht einem Labyrinth."
"Aber nun lass uns loslegen!", klatschte Aria begeistert in die Hände.
Und das taten wir auch. Wir legten sämtliche Decken und Kissen auf ihr Bett, bevor wir es uns darauf bequem machten. Die Getränke und die Snacks hatten wir auf ein Tablett in unserer Mitte gestellt.
Wir diskutierten eine Weile, was wir schauen wollten. Wie sich heraus stellte war unser Geschmack doch etwas sehr verschieden. Nach gefühlten Stunden fanden wir nun doch etwas, dass wir zusammen schauen konnten.
Aria startete den Film. "Wie läuft es bei dir und Dorien?"
Ich hatte eigentlich gehofft, dass sie nicht danach fragte. "Eigentlich ganz gut, obwohl ich ihn schon etwas spüren lasse, dass ich noch etwas sauer auf ihn bin wegen dem Biss. Nur gestern Nacht war es echt heftig. Er hatte einen Albtraum, von was weiß ich nicht. Verraten hat er es mir immer noch nicht. Auf jeden Fall hat er, beim zweiten Versuch ihn zu wecken, mich von sich geschubst. Ich bin volle Kanne auf meinem Rücken gelandet. Es ist aber nichts weiter passiert. Als er wach war und ich ihm erzählt hab, was passiert ist, ist er komplett abgedreht. Er wollte gehen, dabei hab ich ihm mehrfach gesagt, dass nichts passiert war. Erst als ich laut wurde und ich gesagt hab, dass ich ihn brauche, ist er geblieben."
Aria schaute mich erschrocken an. "Es ist strengstens Verboten seine Gefährtin zu verletzen. Dieses Gesetz hat er selbst nach einem solchen Fall beschlossen. Es ist vollkommen natürlich für uns, dass er so reagiert."
Ich schnaubte. "Es war aber nicht mit Absicht. Er hat es im Affekt getan. Deshalb war ich ihm auch nicht böse, wieso auch?"
Sie grinste. "Du wirst die beste Königin in der Geschichte sein! Das hatte ich schon eine Weile im Gefühl!"

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt