12.

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Ich wachte am nächsten Morgen auf. Mir war unerträglich heiß geworden, also suchte ich nach der Quelle. Als ich mich umdrehen wollte, bemerkte ich einen muskulösen Arm, der um meine Taillie geschlungen war.

Vorsichtig, um den hinter mir liegenden nicht zu wecken, drehte ich mich um. Dort lag Dorien. Erst war ich erschrocken, jedoch entsann ich mich schnell wieder, was gestern passiert war.

Zu allem Überfluss meldete sich jetzt auch noch meine Blase zu Wort. Erneut wandte ich mich um und wollte aufstehen. Doch sobald ich nur einen Zentimeter wegrückte, wurde ich wieder an Dorien's Brust gezogen.

Er grummelte etwas vor sich hin, was ich nicht verstand. Ich versuchte es immer wieder, aber das Ergebnis blieb gleich. Mensch, lass dir was einfallen, Ranya! Deine Blase platzt gleich!

Also versuchte ich ihn aus dem Bett zu schmeißen, was nach ein paar Minuten sogar geklappt hatte. Dafür war ich aber total K.O. Dorien war wirklich ni jt der leichteste.

Apropos Dorien. Der lag verwundert auf dem Boden und schaute wie ein Auto um sich. "Verdammt! Was sollte das gerade?!"

Ich lachte. "Sorry, aber ich muss mal. Und da du mich nicht losgelassen hast, musste ich mir wohl was anderes einfallen lassen!"

Haare raufend setzte er sich auf. "Das nächste Mal tut's auch ein Kuss."

Etwas sauer sah ich ihn an. "So weit sind wir jetzt auch nicht, Dorien! Nur, weil wir uns mittlerweile einigermaßen verstehen, heißt das nicht, dass ich mich sofort voll und ganz auf dich einlasse!"

Eingeschnappt ging ich ins Bad und ließ meiner Blase freien Lauf, sobald ich auf der Toilette saß. Das tat echt gut.

Was dachte Dorien sich? Das ich ihn jetzt schon geküsst hätte? Ich hatte ihm noch nicht verziehen. Klar würde ich bleiben, aber an mehr war in diesem Moment nicht zu denken. Es war viel zu früh.

Und, verdammt, ich hatte ihm von meiner Mutter erzählt. Und das mehr, als ich je einem anvertraut hatte. Wie kam es denn dazu? 

Naja, ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Also verließ ich das Badezimmer. Dorien war zum Glück schon verschwunden. Dafür war Aria aufgetaucht.

Diese stand mit verschränkten Armen vor mir. "Wieso kam mein Bruder hier fluchend raus?"

Muss die immer so neugierig sein? Aber ich weiß, dass sie erst geht wenn sie alles weiß. Also atmete ich noch einmal tief ein. "Naja, ich wollte aufs Klo. Er hat sich aber an mich geklammert, wie ein Klammeraffe. Also habe ich ihn aus dem Bett geschmissen. Sein Blick hättest du sehen sollen! Naja, er spielte dann darauf an, dass es ein Kuss auch getan hätte. Da bin ich etwas wütend geworden!"

Aria grinste. "Dorien hat also bei dir übernachtet. Aber hättest du es ihm nicht in aller Ruhe sagen können? Und überhaupt, wie kam es dazu, dass er bei dir schlafen durfte?"

Ich schnaubte. "Nein, seine fordernde und arrogante Art geht mir gegen den Strich! Nun ja, ich konnte gestern nicht schlafen. Also bin ich zu ihm ins Arbeitszimmer. Dort haben wir ein bisschen geredet. Und ja, am Schluss wollte ich einfach nicht alleine sein. Deshalb bat ich ihn, bei mir zu schlafen."

"Awwwwww! Ihr seid so süß!", qieckte sie auf. "Aber, Süße, ich sagte dir doch schon, dass er normal nicht so ist. Du musst ihn nur besser kennen lernen."

"Ja, Aria, ich weiß! Aber er macht es einem auch nicht gerade leicht! Immerhin kam er nicht mit seinen angeblichen Besitzansprüchen!", sagte ich leicht genervt. Denn das Thema Dorien ermüdete mich. Nervte sie es nicht von ihrem Bruder zu reden?

Sie lachte nur und zog mich mit in den Speisesaal, um zu frühstücken. Das ich Hunger hatte bemerkte ich erst jetzt. Jedoch saß eine Person hier, die ich nicht erwartet hätte.

"Mutter, was willst du hier?!", donnerte ich auch schon los. Woher wusste sie, wo ich war?

Diese blickte mich überrascht an. "Du bist Dorien's Gefährtin?"

Ich nickte bloß. Mehr hatte ich ihr echt nicht zu sagen. Eigentlich wollte ich nur wissen, warum sie hier war. Also schaute ich sie herausfordernd an.

"Ranya, ich bin Dorien's Stiefmutter. Sein Vater war mein neuer 'Lover', so wie du es immer nennst. Er war mein Gefährte. Deshalb konnte ich dich all die Jahre nicht besuchen. Es tut mir leid.", erklärte meine Mutter.

Wie bitte?! Sie war Doriens Stiefmutter?! Das musste doch ein übler Scherz sein! Das konnte nicht wahr sein. Ich schaute sie nur entsetzt an.

"Du bist noch nicht mal meine richtige Stiefmutter! Und höflich bist du auch nicht gerade! Ich hatte dich schon immer gehasst! Verschwinde aus meinem Schloss!", donnerte Dorien plötzlich los.

Da ich mich aber umdrehte und in den Garten lief, wusste ich nicht, ob sie reagiert hatte. Ehrlich gesagt war es mir in dem Moment herzlich egal. Ich musste einfach nur raus.

Aria kam mir hinter her und fragte, was das gewesen war. Und woher ich die Frau kannte, die sich leider ihre Stiefmutter nannte.

Also erzählte ich auch ihr alles von Anfang an. Als ich fertig war, nahm sie mich in den Arm und drückte mich an sich. Erst da bemerkte ich, dass ich weinte.

Dabei wollte ich wegen ihr nie mehr weinen. Das hatte wohl nicht so gut geklappt. Wir saßen noch einige Zeit so da, bis Aria zu ihren Verpflichtungen gehen musste.

Ich blieb noch ein wenig hier. Die Ruhe tat mir gerade richtig gut und half mir dabei runter zu kommen.

Oben am Himmel flogen einige Wachen Patrouille. Da ich aber unter einem dicht bewachsenen Baum saß, konnte mich keiner sehen.

Plötzlich hörte ich Dorien meinen Namen rufen. Aber ich hatte keine Lust auf Gesellschaft, daher blieb ich ruhig und hang weiter meinen Gedanken nach.

Meine Tränen waren schon lange versiegt. Jedoch fragte ich mich, warum ich ausgerechnet hier meine Mutter wieder sah?

"Ranya! Da bist du ja! Warum antwortest du nicht?", fragte Dorien, der mich gerade gefunden hatte. "Ich habe mir Sorgen gemacht! Dir hätte sonst was passieren können!"

Ich verdrehte die Augen. "Ich wollte einfach nur alleine sein. Deswegen habe ich nicht geantwortet. Und jetzt tu mal nicht so. Hier fliegen gefühlt Millionen Wachen rum. Wer also sollte mir etwas tun können?!"

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt