13.

449 18 0
                                    

Als ich dann endlich wieder alleine war atmete ich tief durch. Was dachte Dorien sich? Ich war alt genug und brauchte keinen Babysitter mehr. Selbst mein Vater hatte das geschnallt.

Kurz danach ging ich wieder Richtung Schloss. Auf der Abzweigung kam mir eine Wache entgegen, die Dorien ähnlich sah.

"Hey, du musst Ranya sein.", sprach er mich an.

Verwirrt blieb ich stehen und drehte mich zu ihm. "Ja und du bist?"

Er klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. "Mann, bin ich dumm. Ich bin Niklas. Doriens kleiner Bruder."

Ich musste lachen. "Freut mich dich kennen zu lernen. Wusste nicht, dass Dorien und Aria noch einen Bruder haben. Davon haben sie mir nichts erzählt."

Niklas verdrehte die Augen. "Typisch, Dorien. Der spielt wie immer das kaltherzige Arschloch. Aber im Grunde liebt er mich abgöttisch."

Wieder musste ich lachen. Niklas schien der Clown der Familie zu sein. "Dorien könnte sich echt ne Scheibe von dir abschneiden. So viel hab ich schon lange nicht mehr gelacht."

"Das sage ich ihm auch immer. Aber er machts ja nie. Der Kerl ist kalt wie ein Eisblock.", lachte er. "Aber du, sag mal. Ich hab von dem gehört,was vorhin im Esszimmer passiert ist. Stimmt das, dass die Bitch alias meine Stiefmutter deine leibliche Mutter ist?"

Ich nickte. "Leider ja. Ihr war nichts wichtiger als sie selbst und Geld. Ein geldgeileres Miststück habe ich noch nie gesehen. Mein Vater war ihr deswegen nicht gut genug. Und ist abgehauen."

Er schüttelte den Kopf. "Mein Vater hatte sie nur geholt, dass wir eine Mutter hatten. Kurz nach meiner Geburt starb unsere leibliche Mutter an einer unbekannten Krankheit. Auf jedenfall hatte sie uns nie gut behandelt. Sie hatte uns meistens nur alleine gelassen. Dorien stellte so einiges an, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber niemand hatte es je mitbekommen, bis auf Aria und mich. Ein anderer hatte sich ja nie um uns gekümmert. Nur wir drei standen für uns ein. Vater hatte nie etwas mitbekommen, da sie die liebende Mami gespielt hatte."

"Das klingt ganz nach meiner Mutter!", schnaubte ich. Aber das Dorien, der scheinbar fast alles korrekt machte, früher Scheiße gebaut hatte, konnte ich mir nicht vorstellen. "Das mit deiner Mutter tut mir leid!"

"Du konntest es ja nicht wissen. Und ich erinnere mich kaum an sie. Schließlich war ich da gerade zwei Jahre alt gewesen.", lächelte er milde.

"Aber wieso habe ich dich nie beim Frühstück oder Abendessen gesehen?", fragte ich ihn verwundert.

"Ich wollte nie ein Prinz sein. Als Wache und Ritter fühle ich mich einfach wohler. Die Verantwortung, die man als Prinz hat, ist zu viel für mich.", antwortete er. "Ich würde gerne weiter reden, aber ich muss los. Bis dann."

"Bis dann!", rief ich ihm hinter her, da er schon losgelaufen war. Dann lief ich auch weiter Richtung Schloss.

Ich verstand nicht, warum Aria und Dorien mir verheimlicht hatten, dass sie noch einen Bruder hatten. Er war doch echt nett und lustig. Dorien konnte sich echt eine Scheibe von ihm abschneiden. Mit Niklas hatte ich echt mehr gelacht, als in der letzten Zeit.

Kurz darauf war ich auch schon wieder im Schloss angekommen. Ich lief in mein Zimmer und beschloss nachzuschauen, für was dieser riesige Bildschirm zu gebrauchen war. Denn ich konnte schlecht den ganzen Tag nichts tun. Das heißt, dass konnte ich schon, aber das Ding wäre eine willkommene Ablenkung vom nichts tun und den Gedanken in meinem Kopf.

Kaum war ich in meinem Zimmer suchte ich nach einer Fernbedienung, oder sowas in der Art.  Doch ich fand nichts. "Dieses miese Ding muss doch irgendwie angehen!"

Kurz darauf hörte ich plötzlich einen Ton. Erstaunt drehte ich mich um und sah, dass dieser Bildschirm anging. Erstaunlicherweise war da ein Sender von der Erde zu sehen. Wie konnten die das hier empfangen? Das ist doch der reinste Wahnsinn.

Aufseufzend lies ich mich ins Bett fallen. "Schalte auf Comedy Central!"

Es funktionierte. Dort lief grad eine Folge von *American Dad*. Ich liebte die Serie einfach. Stan der Obermacho, Francine seine quierlige Frau und ihre Kinder, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Sie hatten ihre Probleme und doch funktionierte alles. So etwas hatte ich mir immer gewünscht, aber das Leben war nun mal kein Wunschkonzert.

Aber was hatte meine Mutter hier zu suchen? Sie wollte mir doch nicht wirklich weiß machen, dass sie die Gefährtin des Königs war. Denn alleine an Dorien sah man, dass solche Tussen hier nichts zu suchen hatten. Schließlich war ich vom Charakter her ganz anders als sie.

Meine Mutter war von jeher immer ein sehr selbstverliebtes und gieriges Miststück gewesen. Selbst um mich, ihr eigenes Fleisch und Blut, hatte sie sich nie wirklich gekümmert. Immer war es nur mein Vater gewesen, der mich ins Bett brachte und mir Geschichten vorlas. Oder wenn ich krank war zu Hause geblieben war, um mich gesund zu pfegen. Man sah deutlich, dass sie sich nicht um mich kümmerte. Es war ein Segen, dass sie irgendwann dann abgehauen war.

Doch das sie jetzt auf einmal Muttergefühle entwickelte, kaufte ich ihr nicht ab. Sie wollte mich wahrscheinlich zu ihrem Ebenbild machen, aber da machte ich nicht mit. Da konnte sie sich sämtliche Zähne ausbeisen. Es war mir schlichtweg egal.

Plötzlich betrat Aria mein Zimmer. "Dorien ist schon wieder mega ungemütlich. Weißt du zufällig, welche Laus ihm über die Leber gelaufen ist?"

Ich lachte. "Ich vermutlich wieder, als ich ihm gesagt habe, dass ich keinen Babysitter brauche und ich getrost alleine in den Garten gehen kann. Schließlich fliegen da draußen ja mehr als genug Wachen rum."

Sie schnaubte. "Typisch, mein Bruder. Der macht sich wegen jeder Kleinigkeit ins Hemd. Zumindest, wenn es um dich geht."

Da fiel mir Niklas wieder ein. "Apropos, Bruder. Wieso hast du mir Niklas verschwiegen? Er ist mir echt symphatischer als Dorien."

"UPS! Das habe ich wohl in der ganzen Aufregung vergessen, als Dorien dich gefunden hatte, zu erzählen. Ja, Niklas ist ein kleiner Komiker. Er reist viel und gerne Witze und tritt von einem Fettnäpfchen ins andere.", erklärte Aria.

Ich lachte. "Ja, dass hört sich ganz nach ihm an. Er hatte sich voll gegen die Stirn geklatscht, als er vergessen hatte, sich vorzustellen. Aber selbst Dorien hat mir nichts von ihm erzählt."

Aria seufzt. "Dorien schert sich auch wenig um ihn, seit Niklas den Prinzenstand abgab. Er ist da etwas altbacken, obwohl meine Eltern dies Niklas erst ermöglicht haben. Das Leben als Prinz war nie etwas für Niklas. Dorien konnte es noch nie verstehen. Wahrscheinlich redet er deshalb nicht so gerne über ihn. Aber mal was anderes. Dorien würde gerne mit dir zu Mittag essen. Ich soll dich holen."

Dafür schickte er ernsthaft seine Schwester?! "Wenn er mit mir essen möchte, dann soll er mich selbst fragen. Alles andere nenne ich feige. Das kannst du ihm gerne ausrichten!"

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt