34.

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Dorien lag schon einige Tage bewusstlos auf seinem Krankenbett. Der Arzt sagte, dass man nur noch warten konnte.
Er musste einfach aufwachen. Ich konnte und wollte ihn nicht verlieren. Zu mal meine Periode ausgefallen war. Aria hatte sie auch regelmäßig, dass hatten Menschen und sie gemeinsam. Heute morgen hatte ich sie danach gefragt. Als sie wissen wollte, warum habe ich nur abgewunken. Auch wenn es mir Sorgen bereitete. Ich wollte es nicht wahr haben, dass ich schwanger sein könnte.
Dorien schlief immer noch. Ich hoffte nur das er das schaffte. Ohne ihn hätte mein Leben keinen Sinn mehr. Wieder durchlief mein Körper ein Schauer der Angst.
Plötzlich öffnete sich die Tür und Gabriel trat ein. "Meine Königin. Ich weiß, dass Ihr am liebsten hier bleiben würdet. Aber auch Dorien's Arbeit muss erledigt werden. Da Ihr die Königin seit, liegt das nun an Euch."
Ich seufzte. Irgendwie war es mir klar gewesen. Also stand ich auf und folgte Gabriel schweigend. Politisches Zeug war noch nie meins gewesen.
Im Büro angekommen drehte sich Gabriel zu mir. "Du wirst wohl Hilfe brauchen. Zumindest hast du es bei deiner Rede deutlich gemacht, dass du von Politik keine Ahnung hast. Oh, ich habe Euch geduzt. Es tut mir leid! Ich werde es nicht wieder tun!"
Ich winkte ab. "Es ist okay, Gabriel. Duze mich ruhig. So ist es einfacher. Und ja, ich brauche deine Hilfe. Sogar dringend!"
Er nickte und erklärte mir dann, worum es in den Fällen ging, die ich zu bearbeiten hatte. Zwischendurch warf er auch ein, wie Dorien entschieden hätte. Dann bearbeiteten wir zumindest die wichtigsten Fälle.
Für mich war das mega ermüdend. Ich langweilte mich dabei einfach zu Tode. Alles war so trocken und eintönig, dass man dabei sogar einschlafen konnte. Wäre Gabriel nicht dabei, dann wäre ich wohl schon längst eingeschlafen. Außerdem war ich abgelenkt, da ich mir immer noch Sorgen um Dorien hatte.
Nach etwa vier Stunden erlöste mich Gabriel von meinem Leid. "Du kannst jetzt aufhören. Das wichtigste hast du gemacht. Den Rest werde ich übernehmen."
Ich nickte dankbar. "Danke, Gabriel. Ich bin echt fertig für heute. Wenn wenigstens Dorien aufwachen würde!"
Er nickte betrübt. "Das hoffen wir alle, Ranya. Er wird es schaffen. Der Gedanke an dich mit einem anderen Mann wird ihn schon wieder zu uns holen."
Leicht lächelnd verließ ich das Büro und lief wieder in die Krankenstation. Wie so oft in den letzten Tagen. Oder waren es Wochen? Ich wusste es nicht mehr.
Sonderlich viel Schlaf bekam ich auch nicht ab, da ich mich zu sehr um Dorien sorgte. Ich schlief noch nicht mal in unserem Bett, sondern bei Dorien. Die Schwestern hatten mir schon nach der ersten Nacht ein anderes Bett direkt neben seinem hin gestellt, da ich mich weigerte ihn alleine zu lassen.
Selbst Gabriel wusste das, aber das Schreibzeug musste einfach erledigt werden. Ich musste also von Dorien weg.
In Dorien's Zimmer angekommen, sah ich eine vor Tränen aufgelöste Aria. Eilig ging ich zu ihr und schloss sie in die Arme. "Dorien wird es schaffen! Er muss einfach!"
Sie nickte nur und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. So standen wir eine Weile an Doriens Bett, bis Aria sich wieder von mir löste. "Ich hab dir was mitgebracht. Sei mir nicht böse, aber als du mich letztens nach meiner Periode gefragt hast bin ich stutzig geworden."
Ich schaute sie nur verwirrt an, während sie etwas in ihrer Handtasche suchte. Kurz darauf hielt sie ein kleines Stäbchen in der Hand. "Was ist das, Aria?"
Sie hielt es mir hin. "Das ist ein Schwangerschftstest. Den machst du jetzt. Keine Widerrede!"
Ich schüttelte den Kopf. "Aria, nein! Dorien..."
Doch sie ließ mich nicht ausreden. "Du machst ihn jetzt! Du musst weiter machen, wenn es so sein sollte! Dorien wacht schon auf!"
Zwar wollte ich wieder protestieren, aber Aria schob mich bestimmt in Richtung Toilette. Dort schubste sie mich in durch die Tür und zwängte sich gleich mit rein. Frecher Weise stellte sie sich auch direkt vor die Tür, dass ich nicht raus konnte.
Auffordernd streckte sie mir erneut den Streifen hin. Resigniert nahm ich ihn und pisste auf ihn.
Die zwei Minuten Wartezeit waren die schlimmsten Minuten meines Lebens. Eine Schwangerschaft konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Ich lief in dem Miniklo hin und her. Selbst Aria konnte mich gerade nicht beruhigen.
Als es endlich soweit war, ließ ich Aria drauf schauen. Ich wollte es eigentlich nicht mal wissen. Aber sie ließ mir ja keine andere Wahl.
"Du bist schwanger!", ertönte auch schon ihre Stimme. "Herzlichen Glückwunsch!"
Trotzdem konnte ich mich nicht richtig freuen. Dorien war nicht anwesend, um diesen Moment zu erleben. Und eigentlich war es viel zu früh. Aber auch kein Wunder, schließlich hatten wir nie verhütet.
"Ranya, trotz allem ist es ein Grund zur Freude. Und Dorien wird auch wieder aufwachen. Wir müssen nur fest daran glauben. Jetzt komm, du musst was essen! Schließlich hast du meinen Neffen im Bauch!", redete Aria weiter auf mich ein.
Geistesabwesend nickte ich und lief Aria hinter her, die zum Essenssaal lief. Oh ihr Götter! Macht bitte, dass Dorien wieder aufwacht. Ich kann nicht mehr ohne ihn!

Zwei Monate später saß ich immer noch an seinem Bett. Ich verließ ihn nur, um zum Klo zu gehen oder die wichtigsten Papiere zu bearbeiten. Aria zwang mich weiterhin zu essen. Mein Bauch hatte sich auch schon etwas gewölbt und meine Brüste waren größer geworden.
Der Arzt meinte, dass Dorien wohl sein Leben lang noch im Koma liegen würde, doch ich gab die Hoffnung nicht auf, dass er wieder aufwachte. Er musste einfach. Wie sollte ich denn alles managen und dann auch noch ein Kind groß ziehen?
Noch wusste nur Aria von dem Baby. Doch bald musste ich es allen sagen, da ich es nicht mehr verleugnen konnte. Man sah es mir ja schon regelrecht an, dass ich schwanger war.
Plötzlich drückte etwas meine Hand und ich sah auf. Erst dachte ich, dass Aria oder Gabriel wieder gekommen waren. Doch das drücken kam von Dorien. Seine Lieder flackerten etwas, bevor er die Augen ganz öffnete. "Wasser!", war sein erstes Wort das er sprach.
Eilig reichte ich es ihm und er trank gierig alles aus. Mein Dorien war endlich wach. Ich weinte vor Glück und ließ nach dem Arzt rufen. "Endlich bist du wieder wach!"
Dorien grinste. "Denkst du, ich lass dich hier alleine? Vergiss es! Kein anderer Mann fässt dich an!"
Ich musste lachen. Es war so typisch Dorien. Und plötzlich fiel mir unser Kind wieder ein. Was wird er sagen? Würde er sich freuen?
Doch darüber konnte ich mir noch etwas Gedanken machen, denn Aria stürmte mit dem Arzt rein. Sie stürmte schon auf das Bett zu und warf sich förmlich auf ihn drauf, was ihm ein schmerzhaftes Stöhnen entlockte. "Mach sowas nie wieder, Dorien, hörst du?! Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt!"
Dorien grinste. "Ich geb mein Bestes, versprochen!"
Danach untersuchte der Arzt ihn und gab an, dass er fast vollkommen genesen sei, aber dennoch etwas Ruhe brauchte. Dann verschwand er auch wieder.
"Ranya, hast du es ihm schon gesagt?", fragte Aria.
Ich wusste genau was sie meinte und schüttelte nur den Kopf. Dorien sollte sich noch nicht aufregen. Wer wusste schon, wie er auf das unverhoffte Baby reagieren würde?
"Mir was sagen, mia Kurray?", hörte ich ihn zärtlich sagen.
Ich wusste, dass ich nicht drum rum reden konnte. Aber ich hatte Angst auf seine Reaktion.
"Entweder du sagst es ihm jetzt, oder ich tus!", krätschte Aria erneut dazwischen.
Also seufzte ich. "Ich bin mittlerweile im dritten Monat schwanger. Wir erwarten ein Kind!"
Dorien machte große Augen. "Ist das wahr?"
Um ihm meinen Bauch zu zeigen stand ich auf und legte seine Hand auf die leichte Wölbung, die sich bereits gebildet hatte. "Ja, Dorien. Es ist wahr. Wir werden Eltern!"
Er streichelte vorsichtig über meinen Bauch und grinste dabei, wie ein Honigkuchenpferd. "Ich werde Vater! Weis man schon, was es wird?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, dafür ist es noch viel zu früh!"
Ab hier wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Auch, wenn ich früh Mutter wurde, so wusste ich, dass ich es mit dem richtigen Mann bekam. Er würde immer an meiner Seite sein und mich, nein uns, beschützen.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt