11.

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Ich nickte. "Und was passiert, wenn die Gefährtin, oder in diesem Fall ich, dich ablehne?"

Er schluckte. "Das muss dich nicht kümmern. Ich bringe dich dann lediglich zurück zur Erde."

Dieser Satz schrie danach hinterfragt zu werden. Jedoch wusste ich es schon durch Aria. "Tut es aber! Also erzähl!"

Erstaunt blickte er mich an. "Ich interessiere dich nicht mal, also warum willst du das wissen?"

Ich schaute ihn nur an und nickte ihm auffordernd zu. Schließlich wollte ich nichts sagen, da sonst Aria in Schwierigkeiten stecken könnte.

"Du lässt wohl nicht locker!", murmelte er vor sich hin, aber ich hörte es trotzdem und wartete ab. "Wenn du mich ablehnst, dann werde ich an gebrochenem Herzen sterben. Und der Rest auch, weil sie keinen Anführer haben. Oder sie werden wahnsinnig."

Ich setzte mich aufrecht hin. "Dorien, ich würde nie wollen, dass wegen mir du und auch der Rest deiner Art sterben oder wahnsinnig werden. Ich verstehe dich da auch, aber gib mir etwas Zeit. Schließlich muss ich das verdauen. Aber du kannst dich darauf verlassen, dass ich erst mal bleibe."

Ohne eine Antwort abzuwarten verließ ich sein Arbeitszimmer und lief in meins. Wenn das nur so leicht zu finden gewesen wäre. Hier waren so viele Flure, Abzweigungen und Treppen, dass man sich hier vorkam, wie in einem Labyrinth.

Zum Glück tauchte Aria auf. "Hey, wie lief es?"

Ich erzählte ihr alles. "... Naja, auf jeden Fall habe ich ihm gesagt das ich Zeit brauche. Aber auch das ich erst mal bleiben werde."

Aria quietschte auf und fiel mir um den Hals. "Danke! Danke! Danke! Du bist echt die Beste!"

Ich lachte. "Übertreibe jetzt nicht. Außerdem kann ich keine unschuldigen leiden lassen, nur weil dein Bruder einen Fehler gemacht hat. Er hat mich entführt, nicht du oder die anderen!"

Sie lachte. "Ich wusste, dass du bleiben würdest! Du bist die perfekte Königin für uns!"

Ich verdrehte die Augen. "Jaja. Ich weiß noch nicht mal, was meine Aufgaben sind."

Sie grinste verschwörerisch. "Das ist leicht. Du kümmerst dich um das Volk, hörst dir ihre Probleme an. Heilst sie, wenn sie verletzt sind. Und wenn Dorien einen Tobsuchtsanfall hat, beruhigst du ihn. Weil das kann nur seine Gefährtin, sobald er sie gefunden hat."

Ich ahnte schlimmes. Zu viel Aufmerksamkeit war noch nie meins gewesen. "Ohje. Ich hab doch keine Ahnung von Medizin und erst recht nicht von eurer. Ich kann alle mal erste Hilfe leisten."

"Süße, dass wird schon. Dafür bin ich ja da, um dir alles zu zeigen.", munterte sie mich auf. Zumindest versuchte sie das.

Nur kam das nicht so bei mir an. Ich verabschiedete mich und ging in mein Zimmer. Schließlich war es schon spät geworden.

Die größte Frage allerdings war, ob ich jemals meinen Vater wiedersehen würde. Ich hoffte es. Denn was würde er ohne mich machen?

Ich dachte noch Stunden über alles nach. Einschlafen konnte ich auch nicht. Sollte ich zu Dorien gehen? Denn nur er konnte mir die Antwort darauf geben.

Langsam stand ich auf und verließ mein Zimmer. Nur wo war Dorien's Zimmer? Vielleicht war er auch noch in seinem Arbeitszimmer.

Also zog ich mir ein Bademantel ähnliches Teil und zog es an. Dann verließ ich mein Zimmer und ging in Richtung seines Arbeitszimmers.

Nach etlichen Gängen und Abzweigungen, die ich auch ein paar mal falsch genommen hatte, war ich endlich da. Vorsichtig klopfte ich an.

"Herein!", ertönte es kurz darauf hinter der Tür.

Ich atmete noch einmal tief durch und betrat sein Büro. "Hey!"

Überrascht schaute er auf. "Hey! Was machst du hier? Kannst du nicht schlafen?"

Als Antwort schüttelte ich den Kopf. "Ich vermisse mein Zuhause."

Er seufzte. "Das hatten wir doch..."

Bevor er weiter reden konnte, unterbrach ich ihn. "Ich sagte nicht, dass ich zurück will. Aber werde ich meinen Vater jemals wiedersehen? Er hat schon meine Mutter verloren. Ohne mich dreht er durch."

"Was ist mit deiner Mutter passiert?", fragte er und legte seinen Stift zur Seite.

"Er hatte sie geliebt, wie keine andere. Doch sie hatte ihn verlassen, wegen einem anderen. Seitdem stürzte er sich nur noch in die Arbeit. Bis ich mich zu Wort gemeldet hatte, dass ich auch noch da war. Erst da hatte er sich aufgerafft. Ohne mich dreht er vermutlich noch mehr hohl." Es fiel mir schwer darüber zu reden, aber ich war immer ehrlich gewesen. Und irgendwie vertraute ich ihm.

"Das ist große Scheiße! Wenn du möchtest, können wir deinen Vater auch zu uns hohlen. Vielleicht geht es ihm hier ja besser!", schlug er vor.

Ich schaute ihn erstaunt an. Das hatte ich nie von ihm erwartet. "Das würdest du echt für mich tun?"

"Na klar. Und deine Mutter auch, wenn du magst!", grinste er mich an.

Ich schnaubte. "Die kann mir gestohlen  bleiben. Nie war sie für mich da. Kurz bevor du kamst hatte sie echt gemeint, bei uns aufkreuzen zu müssen. Sie wollte mit mir einen Kaffee trinken, als wäre nie was gewesen."

"Okay, dass ist echt krank. Ich versteh euch Menschen echt nicht.", erwiderte er. "Aber das es nicht leicht war, kann ich mir denken."

Ich nickte. "Leicht war es nie. Aber wir haben uns irgendwie durchgekämpft. Währenddessen war sie in Hawaii am Strand mit ihrem neuen Lover."

"Danke für dein Vertrauen, Ranya.", sagte Dorien. "Ich merke immer mehr, dass du eine starke Frau bist. Wie gemacht für mich. Du wirst deinen Posten mit Leichtigkeit meistern. Aber nun komm. Gehen wir zu Bett. Es ist schon echt spät geworden."

Gemeinsam standen wir auf. Er trat um den Schreibtisch herum und reichte mir seinen Arm. Aus meinem Geschichtsunterricht wusste ich, dass es damals zur Etikette gehörte. So musste es hier wohl auch sein. Also legte ich meine Hand auf seinen Arm.

Schweigend gingen wir zu meinem Zimmer. Dort angekommen standen wir nebeneinander. Ich wollte nicht alleine sein.

"Gute Nacht, meine Kleine!", sagte Dorien und öffnete die Tür.

"Dorien, bleibst du bei mir? Ich will nicht alleine sein.", fragte ich ihn und schaute schüchtern auf den Boden.

Er legte seine Hand unter mein Kinn und hob es an. "Aber sicher, meine Kleine. Dafür musst du dich doch nicht schämen."

Er ließ mir den Vortritt und betrat nach mir das Zimmer. Ich zog den Bademantel aus und legte mich hin. Kurze Zeit später legte sich auch Dorien zu mir.

Erst als er mich an sich zog, bemerkte ich, dass er halbnackt war. Aber das machte mir erstaunlich wenig aus. Er gab mir ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit. Ich drehte mich zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Brust. Durch sein regelmäßiges Herzschlagen schlief ich kurze Zeit später ein.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt