18.

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Niklas war sichtlich schockiert darüber. Er bat mich lediglich jetzt mit zurück ins Schloss zu kommen. Widerwillig stimmte ich zu, da ich bemerkte, dass ich mich restlos verlaufen hatte. Außerdem wurde es so langsam dunkel.

"Aber setze mich bitte bei mir im Zimmer ab. Ich will jetzt niemanden sehen.", bat ich ihn.

Er nickte und schlang die Arme um mich. "Halte dich gut fest!"

Ich tat, wie mir geheißen und schon flog er los. Die Aussicht konnte ich leider nicht genießen, da mir immer noch einiges durch den Kopf schwirrte.

Doch bevor ich mich richtig in ihnen verlieren konnte, waren wir auch schon wieder am Schloss angelangt. Wie versprochen ließ Niklas mich auf meinem Balkon runter und flog weiter. Er winkte zum Abschied.

Ich öffnete die Tür und trat ein. Eilig lief ich zur Zimmertür und schloss diese zu. Das gleiche tat ich mit der Balkontür. Gerade wollte ich einfach nur alleine sein.

Mein Glück, dass ich die Tür sofort zugeschlossen hatte. Denn keine Minute später rüttelte es an der Tür und ein wütender Dorien schrie durch: "RANYA! LASS MICH REIN!"

Ich schüttelte einfach nur den Kopf. UPS! Er kann mich ja gar nicht sehen! "Lass mich einfach in Ruhe, Dorien!"

Er jedoch dachte nicht dran und fing an, gegen die Tür zu schlagen. "MACH AUF ODER ICH TRETE DIE VERFICKTE TÜR EIN!"

Dorien hätte nie Ruhe gegeben, daher öffnete ich einfach nur die Tür und lies ihn rein. Das Zuschließen hätte ich mir echt sparen können. Schweigend setzte ich mich aufs Bett. Es war wohl soweit. Er würde mich zurück schicken.

"WO WARST DU? ICH HAB MIR VERDAMMTE SORGEN UM DICH GEMACHT!", brüllte er los.

Langsam wurde ich wütend. "DU WOLLTEST MICH DOCH WIEDER ZURÜCK BRINGEN! OBWOHL ICH DIR EINEN RIESEN SCHRITT ENTGEGEN GEKOMMEN BIN,  INDEM ICH GESAGT HABE DAS ICH BLEIBE!"

"VERDAMMT! ICH KÖNNTE DICH NIE ZURÜCK BRINGEN! DAS WÜRDE ICH NICHT ÜBERLEBEN!", schrie er genau so aufgebracht zurück.

"ACH JA? UND WARUM HAST DU ES DANN ZU ARIA GESAGT? ICH BIN DOCH NICHT TAUB! VERDAMMT! DU BIST MIR NICHT SO EGAL, WIE DU SEIN SOLLTEST!" Ich brüllte jetzt einfach alles raus. Es war mir einfach egal.

"VIELLEICHT, WEIL ICH SELBER NICHT WEIß, WAS ICH NOCH MACHEN SOLL! ICH WILL DIR DOCH....!", plötzlich stockte er. "Warte... Sagtest du gerade, dass ich dir nicht egal bin?"

Noch müder vom Schreien seufzte ich. "Ja", sagte ich. "Dabei solltest du es sein. Verdammt! Ich fühl mich so krass zu dir hingezogen... Das kann nicht normal sein!"

Dorien zog mich einfach an sich und drückte seine Lippen auf meine. Anfangs war ich noch geschockt und eigentlich wollte ich es auch nicht. Aber mein Körper war da anderer Meinung, denn ich begann den Kuss zu erwidern. Auch als er um Einlass bat, indem er an meiner Unterlippe knabbert, ließ ich ihn gewähren. Ich genoss es sogar. Unsere Zungen kämpften um die Dominanz, die Dorien dann auch gewann.

Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher. Dorien packte mich an der Hüfte und hob mich hoch. Instinktiv schlang ich meine Beine um seine Hüfte.

Plötzlich schwang die Tür auf und Aria stand in der Tür. "Warum, zur Hölle.....?"

Erst jetzt bemerkte sie unsere Situation, auch wenn Dorien und ich schon lange auseinander gesprungen waren. Nicht ohne ein Knurren von Dorien's Seite. Und ich musste aussehen, wie ein Wischmopp mit aufgemalten dicken Lippen.

Und Aria stand mit großen Augen immer noch in der Tür. Sofort stürmte sie auf uns zu. "Was hab ich verpasst? Ihr habt euch doch gerade noch angeschrieen, wie zwei Irre!"

Ich sagte nichts, da ich nicht wusste, was mich gerade geritten hatte den Kuss zu erwidern. Und Dorien? Der verschwand knurrend in den Flur. Lies mich einfach mit Aria einfach alleine.

"Ranya, was war das eben?", ertönte Aria's Stimme erneut.

Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich habe ihm wohl mehr gesagt als ich sollte."

"Und was hast du ihm gesagt? Du siehst aus wie frisch gevögelt!", bohrte sie weiter.

Ich seufzte. "Naja, er ist mir nun mal nicht so egal, wie er es sein sollte. Das habe ich ihm auch gesagt. Daraufhin hat er mich eben geküsst."

Aria quietschte auf. "Ich wusste es! Ihr zwei passt perfekt zusammen!"

"Aria, aber eigentlich ist es falsch. Ich meine, er hat mich entführt und trotzdem fühle ich mich zu ihm hingezogen. Das nennt man bei uns auf der Erde das Stockholm Syndrom. Eine psychische Erkrankung, bei der sich die Person zu seinem Entführet angezogen fühlt und sich in ihn verliebt.", schüttete ich meine Gedanken aus. Mit irgendjemandem musste ich ja reden.

Sie seufzte. "Aber das ist es bei euch nicht. Es ist das Band, dass ihr beide zueinander habt. Nur das du es nicht so spürst, wie Dorien oder ich. Wir kennen das nicht anders. Für dich ist das neu und ich kann dich auch verstehen. Versuche einfach dich darauf einzulassen."

Ich nickte. "Tu ich schon die ganze Zeit. Aber das ist alles nicht so einfach. Ich muss erst noch lernen, was euch ausmacht, wie ihr tickt. Wir kennen euch von der Art her ja nicht."

Sie nickte. "Ich kann dich echt gut verstehen. Dann wird es aber Zeit, dass wir zwei hübschen mal anfangen, dir unsere Art näher zu bringen."

Ohne eine Antwort abzuwarten packte sie meine Hand und zog mich aus meinem Zimmer. Sie ging durch etliche Gänge und Treppen runter, bis wir an einer großen, hölzernen Flügeltür ankamen.

Aria öffnete die Tür und zog mich rein. Dann ließ sie mich an einer Couchecke stehen und verschwand zwischen den ganzen Bücherregalen. Icj vermutete einfach mal, dass es eine Bibliothek war. So viele Bücher fand man ja sonst nicht in einem Raum.

Kurze Zeit später kam sie mit einem Stapel Bücher wieder zurück und legte sie auf den Tisch vor mir. "So, Mäusschen. Dann fangen wir mal an!"

Ich nickte und sie reichte mir ein Buch. "Ich kann die Schrift doch nicht lesen, Aria."

Sie lachte. "Stimmt. Also lese ich es dir wohl vor. Die Lypianer sind Menschen mit schwarzen Engelsflügeln, also Säugetiere, laut dem menschlichen Begriff. Wir allerdings nennen es..."

Ich hörte ihr aufmerksam zu und machte mir ein paar Notizen. Der Notizblock hatte mit einem Stift schon auf dem Tisch gelegen. Sie las mir das Buch bis zum Ende vor.

Als wir aufsahen war es schon mitten in der Nacht. Wir beschlossen morgen weiter zu machen, da wir müde waren. Also brachte Aria mich wieder auf mein Zimmer.

Der Mann vom anderen Planeten (ABGESCHLOSSEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt