08. Wermut, Safran und Aloe

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kapitel acht ——— Wermut, Safran und Aloe

kapitel acht ——— Wermut, Safran und Aloe

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Lily

WIE HÄTTE SIE MARLENE jemals ihre verzweifelte Bitte ausschlagen können? Sie war eine ihrer besten Freundinnen, wenn nicht sogar ihre beste, und Lily würde alles tun, um ihr zu helfen, auch wenn das hieß gegen ihre eigenen Prinzipien zu verstoßen. Das Schlimme daran war, dass sie Marlene nachvollziehen konnte und nicht einmal wusste, wie sie gehandelt hätte, wenn sie an ihrer Stelle gewesen wäre.

Schwanger mit 17, im letzten Schuljahr und inmitten von einer Welt, die sich im Krieg befand.

Tief durchatmend überflog sie erneut das Rezept, das vor ihr lag und sogar recht leicht zu brauen war. Es hatte sie überrascht, wie schnell sie es gefunden hatte. Professor Slughorns Gunst hatte den Vorteil, seinen Klassenraum für eigene Projekte aufsuchen zu dürfen, sodass Lily den Kerkerraum für sich hatte und die Erlaubnis bekommen hatte, die schülerfreundlichen Zutaten herauszusuchen.

Sie begann die Kräuter zu schneiden, bedacht darauf unter gar keinen Umständen einen Fehler zu machen. Auch, wenn es Unsinn war und niemand wusste, was sie hier tat, fühlte sie sich, als würde sie etwas Verbotenes tun.

Vielleicht zuckte sie deswegen so kräftig zusammen, als sie hörte, wie sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Ihr Blick fuhr zur Seite und sie glaubte für einen Moment, dass es Sirius war, als sie erkannte, dass es sich nicht um ihn, sondern seinen Bruder handelte. „Regulus." entfuhr ihr sein Name, bevor sie es kontrollieren konnte und sie schob die Kräuter unbewusst näher an sich heran.

Er zog die Augenbrauen zusammen. „Evans." erwiderte er und Lily bemerkte erst in diesem Moment, dass sie ihn aus dem Affekt mit Vornamen angesprochen hatte. Sie mochte die Sitte nicht, dass sich so viele Schüler mit ihren Nachnamen ansprachen, doch man gewöhnte sich mit der Zeit daran.

Ohne weiter auf sie einzugehen, bahnte er sich seinen Weg zu dem Schrank neben dem Lehrerpult und öffnete das Regal. Lily sah hinunter auf das Schneidebrett, hob aber immer wieder den Blick, um zu beobachten, was er tat. „Ich habe eine Erlaubnis hier zu sein." sagte sie schließlich, einfach um irgendetwas zu sagen, was ihn dazu veranlasste sich langsam umzudrehen.

„Ich habe nicht gefragt." entgegnete er schlicht und musterte sie, was Lily etwas nervös machte. Sie wusste nicht, was in letzter Zeit mit ihm los war, aber nachdem er ihr nie schlecht aufgefallen war, konnte sie nicht leugnen, dass es sie an Severus erinnerte - und es machte ihr Angst.

Gleichzeitig fielen ihr Marlenes Worte über Sirius Eltern ein und sie fragte sich das erste Mal, wie es Regulus gegangen war, als er seinen großen Bruder verloren hatte. Sie kannte die beiden nicht gut genug, um sie miteinander zu vergleichen, aber sie schienen ihr wie zwei verschiedene Welten.

„Ich auch." fügte Regulus schließlich hinzu, als sie nichts mehr sagte und drehte sich wieder zu dem Regal um, aus dem er ein Buch nahm und in seiner Tasche verschwinden ließ. „Denke ich zumindest." murmelte er und Lily begann die ersten Zutaten in den Trank zu werfen, der gerade zu köcheln begann.

Er stand auf und als Lily glaubte, dass er sich auf den Rückweg machen wollte, hielt er noch einmal inne und sah zu ihr. Sie erwiderte seinen Blick fragend, ergriff jedoch selbst das Wort, als er keine Anstalten machte etwas zu sagen. „Was hast du hier eigentlich gesucht?" fragte sie und nickte in Richtung seiner Tasche.

Regulus erwiderte ihren Blick ruhig und kam etwas näher, bevor er sich an dem Tisch abstützte, auf dem sie arbeitete. Sofort schlug sie das Buch zu, da der Titel der aufgeschlagenen Seite alles verraten hätte. Bei ihrer eiligen Bewegung legte sich ein spöttisches Lächeln auf sein Gesicht. „Du fragst mich, obwohl du selbst nicht gefragt werden willst. So funktioniert das aber nicht, oder, Evans?"

Lily wurde etwas unruhig und sie wusste selbst nicht, weshalb er sie plötzlich so verunsicherte.

„Vielleicht muss ich gar nicht fragen." Er warf einen Blick auf die Zutaten, die vor Lily lagen und sie versuchte unbeteiligt weiter dem Teil des Rezepts zu folgen, den sie noch im Kopf hatte. „Wermut, Safran... Aloe..." Seine Stimme, die erst völlig sachlich die Kräuter aufzählte, die er sah, nahm Verwunderung an, als er Lily einen eindeutigen Blick zuwarf. Er wusste es. Kein Wunder, dass Professor Slughorn ihn mochte. Regulus war nicht nur ein Black - er war auch gut in Zaubertränke.

„Er ist nicht für mich." gab sie schnell zu, ohne ihm in die Augen zu sehen, obwohl sie genau wusste, dass sie sich für nichts vor ihm rechtfertigen musste.

„Das habe ich mir gedacht." meinte er und kurz glaubte sie, er würde weiter fragen, bis er sich mit einem eindringlichen Ausdruck in den Augen wieder von ihr abwandte. „Wir sehen uns."

Lily nickte nur und schlug die Seite ihres Buchs auf, um sich wieder ihrer Aufgabe zu widmen. Die Anspannung, die sie eben noch verspürt hatte, fiel unwillkürlich von ihr ab, als er den Raum verließ.

✓ | Mr Perfect ¹ ━ Rumtreiber [de]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt