24. Das Gegenteil einer Romantikerin, Pt.2

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kapitel vierundzwanzig ——— Das Gegenteil einer Romantikerin, Pt.2

    ༄ Hannah

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    ༄ Hannah

    ES WAR KEINE LÜGE zu behaupten, dass Hannah Lancaster das Gegenteil einer Romantikerin war. Sie war jung, hatte noch genügend Zeit sich auf die Liebe zu fokussieren und hatte in ihrem letzen Schuljahr genügend Stress mit den Vorbereitungen auf die UTZ-Prüfungen auf sich zukommen. In den letzten Jahren war sie diejenige gewesen, die mit sich mit einer Tasse Tee in der Hand über die Liebesprobleme ihrer Mitschüler informiert und sich gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jo köstlich über gewisse Auftritte, die Personen mit Liebeskummer hinlegten, amüsiert hatte.

Und nun stand sie hier, vor dem Spiegel in ihrem Schlafsaal und übte angespannt eine schnulzige Liebeserklärung, die nicht zu ihr passte. Geschrieben hatte es sich besser gehört, aber sie konnte James wohl kaum einen Brief zuschieben. Frustriert warf sie den Zettel in den Mülleimer neben ihr, fischte ihn aber im nächsten Moment heraus und verbrannte ihn, damit niemand ihn finden konnte.

Hannah atmete tief durch und strich sich über ihre Bluse. Sie sollte nicht so versteift sein, richtig? Wie wäre es mit einer spontanen Ansprache? „Ich finde dich ganz... adrett." sagte sie zu ihrem Spiegelbild und verzweifelte anschließend mit einem frustrierten Aufschrei. Was sollte das denn werden?

Vielleicht mussten ihre Worte wirklich von alleine kommen — vielleicht musste sie ins kalte Wasser geworfen werden. Tief durchatmend öffnete sie die Tür ihres Schlafsaals, schlug sie wieder zu, blieb fünf Minuten verzweifelt auf ihrem Bett sitzen und machte sich mit schnell schlagendem Herzen und schwitzenden Handflächen auf den Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum.

Der Tag war ihr länger vorgekommen als sonst, doch jetzt fühlte es sich an, als wären nur fünf Sekunden vergangen, seit sie losgegangen war. Die fette Dame positionierte sich in ihrem Gemälde, doch bevor Hannah das Passwort sagen konnte, das James ihr gegeben hatte, kam Peter Pettigrew an ihr vorbei, den sie innerlich für diesen Zeitpunkt segnete.

„Hey Peter." begrüßte sie ihn und er sah sie verwundert an, was vermutlich daran lag, dass Hannah rote Flecken im Gesicht bekam und die Hitze, die in ihr aufkam, kaum unterdrücken konnte.

Sie konnte noch panisch davonrennen.

James war noch nicht hier.

„Könntest du vielleicht James holen, wenn er gerade im Gemeinschaftsraum ist?"

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Peter stellte nicht einmal Fragen und nickte nur. „Klar, mach ich."
Und schon war er im Gemeinschaftsraum verschwunden.

Hannah hibbelte nervös herum — sie fühlte sich, als würde man sie zum Henker führen. Ich weiß, dass das definitiv nichts ist, was wir ausgemacht haben, aber ich... Ich muss einfach wissen, ob es dir genauso geht.

Sie zog verzweifelt die Augenbrauen zusammen. Es war immer so leicht und natürlich gewesen mit James zu reden, aber jetzt fühlte es sich wie die schwerste Aufgabe der Welt an.

Als sich das Portrait zum Gemeinschaftsraum öffnete, sah Hannah mit klopfendem Herzen und aufgeregt geweiteten Augen voller Hoffnung zu James, der grinsend zu ihr kam.

„Hannah, du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin!" rief er schon aus und während Hannah hilflos und verwirrt lachte, lief er auf sie zu und packte sie begeistert an den Armen. Fragend und überfordert erwiderte Hannah seinen Blick.

Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt, James. Konnte sie so auf den Punkt kommen? Oder sollte sie das „Ich glaube" weglassen?

„Lily hat mich nach einem Date gefragt! Mich? Ist das zu fassen?" meinte James freudestrahlend und als Hannah ihn wie versteinert ansah, kamen die Worte langsam bei ihr an. Lily? Ein Date? Mit James?

Oh.

Sie wollte lächeln und etwas sagen, um die Leere in ihr, die sie plötzlich überkam zu überspielen, doch ihr kam kein Wort über die Lippen. Doch da schloss James sie auch schon in die Arme und wirbelte sie übermütig in der Luft herum.

Lily hatte ihn nach einem Date gefragt.

Ohne dass Hannah es bemerkt hatte, glitzerten Tränen in ihren Augen und sie versuchte, das beißend stechende Gefühl in ihrem Herzen zu ignorieren. Es war zu spät. Sie war zu spät. „Das ist toll." hauchte sie, doch ihre Stimme klang hohl und fern in ihren eigenen Ohren, als James sie wieder auf dem Boden absetzte. „Ich freue mich so für dich."

Es fiel so schwer, diese Lüge auszusprechen und sie musste James' Blick ausweichen — sie konnte nicht in diese wunderschönen, braunen Augen sehen, wenn er so glücklich war. Glücklich wegen Lily, nicht wegen ihr.

„Hannah, ist alles in Ordnung?" fragte James plötzlich verwundert und Hannah sah schnell auf, bevor sie sich über die Augen rieb. Er war glücklich. Sie wollte ihn nicht mit ihren Problemen belasten.

„Ach, das ist nur alles ziemlich rührend." sagte sie leise und James legte ihr leicht eine Hand auf den Arm. Hannah zuckte bei dieser Berührung zusammen, wünschte sich aber gleichzeitig, dass er sie nie wieder losließ, auch wenn es nur eine so simple Geste wie diese war. Sie wünschte sich zurück in seine Arme, auch wenn er sie nur umarmte, weil er sich darüber freute, dass Lily ihn nach einem Date gefragt hatte.

Lily hatte ihn nach einem Date gefragt.

„Keine Sorge, ich helfe dir schon noch mit Remus. Wenn es selbst bei mir geklappt hat, wird das doch mit dir ein Klacks." meinte James energisch und Hannah zwang sich ein strahlendes Lächeln auf, so leer es auch war. Als ob der Gedanke, dass James nun ihren Deal vergaß, ihr schlimmster Gedanke gewesen war...

„Bestimmt." entgegnete sie zuversichtlich. „Ich kann's kaum erwarten, dass es endlich klappt."

Es war keine Lüge zu behaupten, dass Hannah Lancaster das Gegenteil einer Romantikerin war, doch in diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als dass James ihr eine kitschige Liebeserklärung machte, sie gemeinsam den Sonnenuntergang beobachteten und in fünf Jahren auf Hawaii heirateten.

Denn gerade wurde ihr klar, dass James Potter der einzige Mensch auf der Welt war, mit dem sie sich dieses Ende wünschte.

✓ | Mr Perfect ¹ ━ Rumtreiber [de]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt