Die nächsten Tage in Italien vergingen wie im Flug, tagsüber unternahm Jane etwas mit ihrer Familie, kochte mit ihrer Großmutter, spielte Basketball mit Frankie und Tommy. Ihre Mutter wirkte den ganzen Urlaub über ziemlich still und nachdenklich, Jane schrieb es der momentanen Situation zu Hause zu. Ihr Vater, Frank Senior, verbrachte das erste Mal seit vielen Jahren den Urlaub nicht mehr mit ihnen. Zwar wohnte er wieder zu Hause und Angela schien seine Entschuldigung angenommen zu haben, doch noch war alles nicht beim alten. Niemals wieder würde es wie früher sein, die Szenarien haben sich in die Köpfe der Familie gebrannt, vor allem in die der Kinder. Glaubte ihre Mutter etwa das Gegenteil? Jane fiel es schwer die Gedankenzüge ihrer Mutter einzuschätzen, sie hoffte aber inständig auf die Vernunft ihrer Mutter, hoffte darauf nicht auf das Gesäusel ihres Vaters hereinzufallen. Wahrscheinlich ist es dafür aber schon längst zu spät, immerhin wohnte er wieder bei ihnen. Allein der Gedanke daran bereitete ihr Bauchschmerzen, ihr Vater galt nicht länger als ihr Vorbild, jeder wusste das, doch Angela verdrängte es. Sie verdrängte geschlagen worden zu sein, wie sehr Frank seiner Tochter, seinen Kindern wehgetan hatte. Nichts war mehr wie früher, das wurde ihr schmerzlich bewusst. Wie sehr wünschte Jane sich die alten Zeiten zurück, die in denen sie tobend und lachend mit ihrem Vater durch den heißen Sand am Strand in Italien rannte, schwimmen lernte, Sandburgen baute. Wie er ihr beibrachte Bälle zu werfen, ihre Wurftechnik und ihren –arm zu perfektionieren. Stunde um Stunde haben sie im elterlichen Garten verbracht, geübt bis alles in Jane schmerzte, doch am Ende? Da war ihr Vater stolz und das war alles was sie wollte. Sie erinnerte sich daran wie sie ihn mit voller Bewunderung betrachtete, zu ihm aufsah, alles dafür tat um ihren Vater stolz und glücklich zu machen. An manchen Tagen übten sie im strömenden Regen, was ihre Mutter unheimlich ärgerte, doch ihr Vater fand immer ein Argument was sie zum Schweigen brachte. An anderen Tagen nahm er sie mit zur Arbeit, spannte sie ein beim Installieren neuer Rohre, oder der Reparatur von Lecks. Ihr Vater hat immer ein riesengroßes Potenzial in ihr gesehen, wollte dass seine Tochter sein Geschäft übernimmt wenn er in Rente geht. Aber es änderte sich alles ab dem Moment in dem ihm bewusst wurde, dass seine Tochter andere Pläne schmiedete. Janes Berufswunsch brachte einen bitteren und doch faden Beigeschmack in die Beziehung der Beiden ein, es vergiftete sie langsam. Jane fing an für die Akademie zu trainieren, Bücher zu lesen, Praktika in den Stationen in Boston zu machen, vernachlässigte es mit ihrem Vater auf Jobs zu gehen, ihm unter die Arme zu greifen. Ihre Aufmerksamkeit galt der Schule, sie brauchte die guten Noten um angenommen zu werden, ebenso musste sie fit sein. All das kostete sie viel Kraft und Zeit, doch es hat sich gelohnt, immerhin studierte sie nun, würde bald die ersten Pflichtkurse an der Akademie belegen. Frank jedoch nahm es zum Anlass Jane fallen zu lassen, interessierte sich nicht für ihren Tag, ihre Interessen. Es verletzte Jane sehr zu sehen, wie er sich Frankie zuwendete und all das mit ihm machte, was vorher sie mit ihrem Vater teilte. Nicht dass sie es ihrem Bruder nie gegönnt hätte, aber Franks Interesse an ihr sprang von 100 zu 0 von jetzt auf gleich. Seufzend schob sie Tommy von sich, der wie immer versuchte sie beim Spielen zu foulen. Allein der Gedanke am Abend wieder Maura zu sehen, lenkte sie von den negativen Gefühlen ab, dem leichten Ziehen in ihrem Bauch. Grinsend drehte sie den Ball zwischen ihren Händen, spielte ihn zwischen ihren Beinen, ging in die Knie und sprang mit einer Leichtigkeit ab, die ihren Brüdern den Neid in die Gesichter trieb. Die Sekunden bevor der Ball das Netz durchschoss, fühlten sich an wie in Zeitlupe. Mit einem lauten Aufprall landete der Ball wieder auf dem harten Asphalt, ihre Brüder schimpften genervt los, rauften sich die Haare und fragten sich, ob sie ihre Schwester überhaupt jemals besiegen würden. Jane wuschelte T durch die Haare, der sich betrübt auf den grünen Rasen im Garten seiner Großmutter fallen ließ. Frankie dagegen gab seiner Schwester ein High Five, schnappte sich den Ball und übte für sich alleine weiter. Tommy dagegen blieb sitzen, starr auf den Boden blickend. Jane hockte sich zu ihm, versuchte seinen Blick zu erhaschen, doch er wich ihr aus. „Hey T, das ist doch nur ein Spiel. Du wirst besser, du musst nur weiter üben. Ich habe schon ein paar Jahre mehr Übung!" Sie versuchte alles um ihren Bruder aufzumuntern, doch die lieben Worte kamen nicht an. Mit tränenerfüllten Augen schaute er seine Schwester an, rieb sich mit dem Handrücken darüber und blickte wieder weg. „Bud. Was ist los?", fragte Jane besorgt. Sie krabbelte neben ihren kleinen Bruder, setzte sich zu ihm und strich ihm über seinen Rücken. Jane spürte einen leichten Ansatz von Muskeln unter ihrer Hand, grinsend erkannte sie, ihr Bruder wird langsam zum Teen. Vielleicht weinte er deswegen? Gefühlsschwankungen? Unsicher versuchte sie Tommy zum Reden zu bringen, erst nach einigen Minuten nahm er sich den Mut und ergriff das Wort. „Jane...ich...es tut mir immer noch so leid...ich...ich höre Mama nachts weinen... Aber Pops ist gar nicht hier? Verlässt sie uns?" Jane versuchte Tommys Worte zu verarbeiten, sie richtig einzuordnen und eine gute Antwort daraus zu ziehen. Ihr Herz wurde schwer bei dem Gedanken, wie ihre Mutter weinte und dass ihr kleiner Bruder solche Ängste hegte. Ihre Augen verweilten kurz auf Frankie, dann nahm sie Tommys Hand, drückte sie und schaute ihrem kleinen Bruder ins Gesicht. „Mama würde uns nie verlassen, T. Dafür liebt sie uns viel zu sehr. Sie tut so viel für uns und sie hat so viel erlebt, manchmal ist auch sie schwach. Nur weil sie weint heißt das nicht, dass sie uns verlässt oder überfordert ist, Bud. Sie ist wie du und ich, Frank...Pops... Das war nicht leicht für sie, so wie für uns auch nicht. Sie ist traurig und muss wahrscheinlich viel darüber nachdenken wie es weitergehen soll. Ich hoffe du weißt, dass es jederzeit passieren kann, dass Pops wieder auszieht... Aber so viel Verständnis solltest du haben, T. Darauf zähle ich." Ihr kleiner Bruder musterte sie, runzelte die Stirn, nickte anschließend. „Natürlich verstehe ich das. Ich habe mich gefragt, was er wieder bei uns zu Hause macht...ich meine, ich habe mich einerseits gefreut, aber...aber..." Wieder stiegen Tränen in seine Augen, beschämt schaute er weg. Er brachte es kaum übers Herz seiner Schwester in die Augen zu schauen, nicht nachdem er ihr so wehgetan hatte. Noch nie im Leben hat er sich so sehr geschämt, die Erkenntnis über sein Handeln erschlug ihn jeden Tag aufs Neue. „Alles okay, du brauchst nicht weinen. Ich weiß wie leid es dir tut." Jane wusste wie leid es ihm tut, er brauchte es nicht in Worte fassen, auch wenn es schön war es von ihm zu hören. Dankbar schaute Tommy seine Schwester an, legte seinen Arm um sie und drückte sie fest an sich. „Ich passe auf dich auf, Janie. So wie du auf mich. Ich weiß was du jede Nacht für mich getan hast." Es erschrak Jane ihren Bruder so reden zu hören, wann war er so erwachsen geworden? Seit wann sprach er so? Für eine Minute herrschte eine angenehme Stille, doch Jane musste etwas dazu sagen, sie brachte es nicht über das Herz es unkommentiert zu lassen. „T. Du musst nicht auf mich aufpassen, ich bin deine große Schwester, dein Wohl liegt mir am Herzen. Und ich kann schon auf mich alleine aufpassen. Hab dich lieb kleiner Bruder." Sie knuffte ihn in die Seite, wartete nicht auf seine Antwort und eilte zu Frankie. Sie umklammerte ihn von hinten, schlug ihm den Ball aus der Hand, in die Richtung von Tommy. Er sprang erfreut auf, quiekte sogar kurz auf und sprang dem Ball hinterher. „Das war unfair, Jane", grummelte Frankie. „Ach sei doch nicht so, ist doch nur ein Spiel...Außerdem brauch Tommy ne kleine Ablenkung." Frankie schaute Tommy hinterher, nickte und eilte ihm nach. Jane seilte sich klangheimlich ab, sie wollte ihren Brüdern Zeit zu zweit gönnen, so ganz unter Männern.
Sie holte ihren Jutebeutel von der Terrasse und eilte die Treppen der Veranda hinunter. In der Ferne sah sie das Schimmern des Meeres, auch wenn es deutlich weiter entfernt lag als von Mauras Hotel. Doch sie liebte dieses Haus, diesen Ausblick. Morgens wenn sie aufwachte begrüßte sie die Sonne, die über dem Meer aufging. Es gab nichts Schöneres. Ihre Füße eilten über den Kies, der leise unter ihr knirschte, durch den kleinen Pinienwald, vorbei an Olivenbäumen die den Eingang zur Stadt säumten. Sie sog ein letztes Mal die Landluft ein, schlug dann den Weg zu Mauras Hotel ein. Vor ihr erstreckte sich wieder die kleine Gasse, die sich fast schon heimisch anfühlte und da tauchte auch schon das imposante Hotel vor ihr auf. Obwohl Maura ihr nachgereist war, verspürte Jane noch immer eine Aufregung sowie Unsicherheit. Was wäre wenn? Das fragte sie sich immer und immer wieder, sie träumte sogar davon. Was wenn Ian sie zurückgewann? Jemand anderes in ihr Leben trat? So viele Fragen löcherten Jane, doch am meisten Sorgen bereiteten ihr die Umstände ihrer Beziehung. Zu wissen bald wieder in Mauras Vorlesung zu sitzen, stimmte sie ein wenig missmutig. Zwei verschwendete Stunden in denen sie nicht die Lippen ihrer Dozentin küssen durfte. Mit leicht hängenden Schultern schritt sie durch die Hotellobby, welche hell durch die riesigen Kronleuchter in der Mitte des Saales erleuchtet wurde. Das Licht wirkte warm und schummrig, barg jedoch eine Stärke mit der alles gut ersichtlich wurde. Jane nahm nur am Rande wahr wie eine dunkelhaarige Frau sie anstarrte, sich nervös durch die Haare fuhr, in Gedanken war sie schon längst bei Maura. Gerade in dem Moment als sie ihren Fuß in den Aufzug setzen wollte, berührte eine Hand sie an der Schulter: „Scusa? Miss Rizzoli, Sind Sie wirklich Gast im Hotel, oder Schmuggeln Sie sich rein?" Jane wirbelte herum, irritiert darüber ihren Namen, sowie Anschuldigung in einem Satz zu hören. Doch als sie in das Gesicht von ihrer ehemals besten Urlaubsfreundin schaute, verschlug es ihr die Sprache. „Alessia? Oh mein Gott! Wir haben uns...7 Jahre nicht mehr gesehen?!" Alessia schlang ihre Arme um Jane, hob sie mit Leichtigkeit in die Luft und hauchte ihr zwei Küsse auf die Wangen. „8 um genau zu sein! Bist du mit deiner Familie hier? Und was suchst du hier im Hotel?" Alessia zog Jane mit zu einer Sitzgruppe in der Ecke der Rezeption, hier im Licht sah sie die lange Narbe auf ihrem Brustkorb. Es erinnerte sie an die schwere Zeit und wie viel sie zusammen erlebt haben. „8 Jahre, mein Gott. Du warst die letzten Jahre nicht mehr hier, wie kam es dazu? Ich bin mit meiner Ma und meinen Brüdern bei Nonna, so wie immer. Aber leider neigt sich unser Aufenthalt dem Ende, morgen geht's nach Hause. Und du? Arbeitest du etwa hier in diesem Palast?" Sie ließ bewusst Maura aus dem Spiel, bejahte und verneinte ihre Frage nicht, aber stellte genug Gegenfragen um sie von dieser Tatsache abzulenken. Sie profitierte von den Kursen an der Uni, den Büchern über Befragungstechniken in Verhören. Alessia schien es tatsächlich nicht zu bemerken, strahlend berichtete sie von ihren letzten Jahren, ihrem Umzug nach Italien. „Es ist so toll hier zu wohnen, du weißt ja, ich habe mich in New York nie wirklich wohl gefühlt. Meine Eltern spielen nun auch mit dem Gedanken zurück nach Italien zu ziehen. Du musst mich unbedingt Besuchen kommen, immerhin haben wir uns jetzt kaum gesehen. Hast du vielleicht Lust was trinken zu gehen?" Erwartungsvoll schaute sie Jane an, merkte jedoch wie sie zögerte. „Ist nicht schlimm wenn du keine Zeit hast. Aber dann versprich mir dich zu melden, warte. Ich schreibe dir meine aktuelle Nummer auf." Sie speicherte Alessias Nummer ein, erkundigte sich noch nach ihrem Freund Luca, der genau wie sie im Hotel arbeitete und ebenfalls zu der Urlaubsclique von Jane gehörte. „Ihm geht es gut, er hat heute frei, holt mich später aber ab. Wir sind übrigens zusammengezogen, kannst du dir das vorstellen? Damals haben wir noch im Dreck zusammen gespielt, darüber gewitzelt das Spielhaus auf dem Spielplatz wäre unser Haus und nun? Nun wohnen wir wirklich zusammen. Unglaublich, echt. Was ist mit dir? Hat deine Ma es geschafft dich mit...wie hieß er noch? Antonio? Hat sie es geschafft euch zu verkuppeln? Ich erinnere mich noch wie hartnäckig sie gewesen ist, selbst in eurem jungen Alter." Jane schaute auf, fühlte sich beobachtet und sollte Recht behalten, an der Bar am Ende der Lobby stand Maura, an einem Wein nippend und beobachtete sie durch ihre Haare. Jane spürte die Wärme in ihr Gesicht steigen, zappelte auf ihrem Sessel herum und wischte sich die Hände an ihrer Hose ab. „Nein hat sie nicht, gottseidank. Sie wollte es nie verstehen... Alessia? Es hat mich wirklich sehr gefreut dich wiederzusehen, aber ich muss los." Alessia sah für einen Moment enttäuscht aus, doch stand mit Jane auf und begleitete sie zum Aufzug, in dem kurz zuvor Maura verschwunden ist. „Ich freue mich dich wiederzusehen, Jane. Viel Spaß bei was auch immer." Sie wirkte leicht enttäuscht darüber nicht herausgefunden zu haben wohin Jane sich begab, sich von Janes Strategie ausgetrickst haben zu lassen. Doch sie umarmte sie und ging zurück zur Rezeption. Erleichtert darüber sie so leicht losgeworden zu sein, drückte sie den Knopf zu Mauras Etage. Sie schritt durch die Tür, die mit einem Ping aufging und lief direkt in Mauras Arme. Maura schlang einen Arm um Jane, küsste ihren Hals, knabberte leicht daran. „Ich habe dich vermisst." Die Beiden gingen auf Mauras Zimmer, in dem schon die gepackten Koffer standen. „Wann geht dein Flug, Maur?" Maura zog Jane hinter sich her, schritt mit ihr durch das Zimmer und begab sich auf den Balkon. Auf dem Tisch standen zwei Gläser Rotwein, Kerzen und ein paar Snacks. „Lass uns nicht darüber reden, sondern unseren letzten gemeinsamen Abend genießen, okay?" Jane setzte sich, musterte Maura im Stillen, die ihr Weinglas in die Hand nahm und mit diesem verweilte. Nach einer Weile schaute sie Jane an und grinste. „Heute Nacht um 5. Dein Blick wird dir später in deinem Job wirklich von Nutzen sein. Da kann man nicht anders als zu antworten", entgegnete Maura. Maura erwähnte nicht, dass ihr Privatjet zu jeder Zeit fliegen konnte, doch hat sie sich bewusst für den Nachtflug entschieden. Morgen stand viel ihm Hause Isles an, außerdem musste sie noch Vorbereitungen für ihre Vorlesungen treffen. Zwar gab es eine Vertretung für die verpasste Woche, doch das reichte Maura nicht. Sie hatte Vorbereitungen getroffen, im Internet Texte und Aufgaben hochgeladen, sowie ein Schulungsvideo. Doch all diese Dinge sollten nicht ihren letzten Abend mit Jane vermasseln, sie schob die Gedanken beiseite und griff nach Janes Hand. Diese schaute ein wenig verwundert auf Mauras, entspannte sich aber sofort als Maura sanft mit ihrem Daumen über ihren Handrücken fuhr. Beide blickten in den Himmel, verfolgten Flugzeuge am Himmel und bewunderten die vielen Sterne. Gerade in diesem Moment konnte es nichts Besseres geben, das Zirpen der Grillen, lauer Wind der vom Meer her kam und Maura neben sich, zufrieden lächelte Jane. „Ich hoffe nach diesem Semester einen Kurs an der Akademie belegen zu können, außerdem möchte ich ein Praktikum im Morddezernat machen. Eins wo ich auch wirklich mit eingespannt werde, nicht diesen Bürokram wie damals. Meinst du sie würden mich nehmen?" Jane setzte sich ein wenig auf um besser in Mauras Augen sehen zu können. „Du weißt ich kann dir nichts zu deinen Noten sagen, Jane... Aber ich glaube du hast sehr gute Chancen schon nach diesem Semester dort reinzukommen", antwortete sie ihr. Jane wirkte zu keiner Sekunde enttäuscht, nie im Leben wollte sie Maura in eine Lage bringen, in der sie ihren Job riskieren könnte. „Ich möchte sie auch gar nicht wissen, Maur. Ich weiß immerhin die Noten die ich geschrieben habe, ich denke das sollte vom Notenschnitt wirklich klappen. Aber meinst du...ich meine...sie würden jemand so junges nehmen? Du weißt sie nehmen die Meisten erst mit 21", argumentierte Jane. Es beschäftigte sie schon seit Monate, ihr größtes Ziel rückte näher, sie hoffte so inständig ihre Noten und ihr Fleiß würden sich auszahlen, dass es nicht um ihr Alter ging wenn sie sich bei der Akademie meldet. Das wäre ein Dämpfer, ein großer Dämpfer, den sie nicht mit einplante. Sie wollte es jetzt schaffen, doch der Eignungstest lag auch noch vor ihr, für den übte sie schon seit mehr als einem Jahr. „Jane, du bist fleißig, gebildet und hast einen starken Willen. Die Prüfung wirst du locker bestehen, dann wird einem Eintritt nichts mehr im Wege stehen, dessen bin ich mir sicher. Ich glaube sie werden, wenn du ein gutes Ergebnis ablieferst, wovon ich ausgehe, nicht auf dein Alter achten. Wenn du für den schriftlichen Teil Hilfe brauchst, sag mir einfach Bescheid. Ich kenne mich zwar nicht so aus, aber ich kann es mir aneignen." Jane stand auf, stellte sich hinter Maura und nahm sie in den Arm. Sie atmete den Duft ihrer Haare ein, drückte ihr einen Kuss auf ihren Schopf. „Ich weiß gar nicht womit ich dich verdient habe, Maura. Vielleicht könntest du mir bei Forensik helfen, da wärst du eventuell eine gute Hilfe", witzelte Jane. Maura haute ihr spielerisch auf den Unterarm, küsste sofort die getroffene Stelle und zog sie näher an sich. „Sehr gerne, Jane. Mal schauen ob ich mir das Wissen in diesem Bereich aneignen kann, sehr, sehr schwer." Sie verbrachten Stunden auf dem Balkon, quatschten, witzelten und küssten sich. Die Zeit, die so wertvoll für die Beiden war, genossen sie in vollen Zügen. Gegen 2 Uhr in der Nacht machte Jane sich auf dem Weg nach Hause, da Maura bald zum Flughafen aufbrechen würde. Auch wenn sie sie Morgen schon wiedersehen würde, vermisste sie sie schon.
Der Flug nach Hause schien endlos zu sein und Tommy und Frankie stritten sich die Hälfte der Zeit. Angela döste Weg, während Jane zwischen den Beiden schlichten musste. Nie war sie glücklicher gewesen endlich wieder zu Hause zu sein, die Möglichkeit zu haben ihre Zimmertür abzuschließen und ihre Brüder auszuschließen. Das Einzige was sie nicht erfreute als sie Heim kam war ihr Vater, der sie mit einem typisch italienischen Abendessen überraschte. Sie brachte es kaum ein Lächeln über die Lippen, selbst Tommy wirkte distanzierter als sonst. Er musterte seinen Vater, als würde er nach Dingen suchen die auf einen Ausrutscher hindeuten könnten. Jede seiner Bewegungen nahm er wahr, schaute wie er sich gegenüber seiner Schwester verhielt. Nicht noch einmal wollte er seine Schwester hängen lassen, sie beschuldigen oder ihrem Vater aussetzen. Er hatte verstanden. Jane dagegen sah es ein wenig lockerer, sie mied ihrem Vater einfach so gut es ging, sie sprach das Nötigste mit ihm, doch ausgerechnet ein Thema sprach er am Tisch an, sodass jeder davon mitbekam. Da konnte sie nicht still bleiben, es meiden am Gespräch teilzunehmen. „Janie. Deine Chefin war hier, sie hat nach dir gefragt und behauptet die Kündigung sei nicht auf ihrem Mist gewachsen. Fang da bloß nicht wieder an, nur weil die reich sind glauben sie was Besseres zu sein. Taucht sie hier einfach auf und will wissen wo du bist, als hättest du hier nicht tagelang geweint." Sie warf ihrem Vater einen bösen Blick zu, Angela zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Janies Chefin war hier? Und das sagst du erst jetzt? Sie hat den Job geliebt, Frank. Melde dich bei ihr, Schatz!" Jane schlug mit den Fäusten auf den Tisch, wusste nicht woher ihr Ausbruch kam. Vier Augenpaare richteten sich erschrocken auf sie. „Danke, Pops. Es ist alles geregelt. Ich arbeite ab Morgen wieder dort." Frank kniff die Augen zusammen, ihm missfiel wie seine Tochter sich verhielt, sich der Familie für die sie arbeitete so verpflichtete. „Du brauchst das Geld nicht, Janie. Wir haben genug. Die Familie ist wahnsinnig dich so zu behandeln, meine einzige Tochter!" Jane kam die Galle hoch bei diesen Worten. Ihr Vater verhielt sich so als wären die letzten Wochen nie passiert, voller Wut und Hass stand sie auf, stützte sich auf dem Tisch auf und beugte sich zu ihrem Vater. „Ich will dein Geld nicht, ich verdiene nun selbst. Ich bin erwachsen und möchte weiterhin dort arbeiten. Sie haben mich besser behandelt als du in den letzten Wochen!" Im Raum herrschte eine gespenstige Stille, eine die auf den Brustkorb drückte und die Luft zum atmen nahm. Frank und Angela wurden leichenblass, wobei Frank vor Wut anfing zu zittern. Ihrer Mutter schien es die Sprache verschlagen zu haben. Frankie und Tommy standen ebenfalls auf, klopften Jane auf die Schulter. „Nimm den Job, Janie. Er hat dich glücklich gemacht", munterte Frankie sie auf. Tommy nickte und bugsierte seine Schwester nach oben. Die drei schlossen die Tür hinter sich und setzten sich auf Janes Bett. Das erste Mal seit Monaten liefen Janes Tränen vor ihren Brüdern, die es wortlos hinnahmen und ihr eine Schulter zum ausweinen gaben. Sie fragten nicht, sie drängten nicht, für diesen Moment sind sie so für ihre Schwester da, wie sie es immer gewesen ist. Sie lenkten sie ab, schauten mit ihr fern bis in die späten Abendstunden. Gegen 23 Uhr fielen ihnen vor Erschöpfung die Augen zu und dösten bis zum nächsten Morgen in ihrem Bett.
Jane wachte mit Rückenschmerzen auf, doch ein Grinsen lag auf ihrem Gesicht. Auch wenn der Abend anders verlaufen ist als erhofft, hat sie ihre Brüder von einer liebevollen Art und Weise erleben dürfen, eine die ihr Herz von innen heraus erwärmte. Sie weckte die Beiden, nachdem sie geduscht hatte und alle machten sich für die Schule fertig. Tommy musste zuerst los, sein Bus stand schon in den Startlöchern. Jane nahm Frankie mit, setzte ihn an seiner Schule ab und fuhr mit quietschenden Reifen Richtung Uni. Ihre Eltern haben noch geschlafen, vielleicht sind sie ihnen auch extra aus dem Weg gegangen, sie traute es ihnen zu. Doch sie verschwendete keine Gedanken mehr an die Beiden, als sie Frost auf seinem vertrauten Parkplatz entdeckte. Sein Grinsen war aus 100 Kilometer Entfernung zu sehen, auch Jane konnte sich ihres nicht verkneifen. Er nahm sie schwungvoll in den Arm, drückte sie ein wenig zu fest und strahlte sie an. „Rizzoli! Ich hab dich vermisst!" Auf dem Weg zum Saal berichtete sie in Kurzfassung von ihrem Trip nach Italien, der auch für Frost überraschend gekommen ist. Immerhin waren keine Ferien und Jane wollte nicht mehr mit, doch irgendwas hatte sie veranlasst einfach abzuhauen. „Jane? War Becca bei dir? Sie ist nach einer Woche wieder hier aufgetaucht, total aufgelöst, schlecht gelaunt und manchmal auch verweint... An Grant kann es nicht gelegen haben." Es brachte nicht es zu verneinen, also nickte Jane und blickte sich um. Becca sah sie nirgends, aber immerhin war es auch nicht ihr Flur auf dem sie sich befanden. „Ja...es hat geendet bevor es eigentlich angefangen hat. Ich hoffe ich muss ihr nicht gleich heute unter die Augen treten. Sie hat mir mehrere SMS geschrieben, sie möchte unbedingt reden, obwohl schon alles geklärt ist. Ich habe da heute keinen Nerv zu, mein gestriger Abend war schon anstrengend genug." Frost fragte nicht weiter, deutete an ihrem Blick woran es gelegen haben muss. Ihr Vater. Er stieß die Tür zum Saal auf und stellte mit Verwunderung fest, wie das Grinsen auf Janes Gesicht zurückkehrte. Er versuchte zu ergründen woran es lag, er scannte die Studenten und entdeckte nur Chloe. Konnte sie der Grund für Janes Grinsen sein? Nein, das glaubte Frost nicht. Immerhin kannte er Jane und ihre Einstellung zu Chloe. Wer schaffte es also ihr so gute Laune zu verschaffen und das nur durch die bloße Anwesenheit? Seine Augen suchten wieder die Menschen im Raum ab, er kniff sie zusammen, versuchte schlau aus Jane und ihrer Reaktion zu werden. Er schaute zur Seite und sah wie Janes Gesicht rot anlief. Wer zur Hölle schaffte das bei ihr? Noch nie hat er sie so erlebt, so verliebt. Irritiert beobachtete er seine beste Freundin, das Mädchen in welches er seit Jahren verliebt ist. Das Mädchen, das ihn abblitzen ließ und nun verliebt zu sein schien. Sie gingen zu ihren Plätzen, die Dozentin der Beiden schaute auf. "Miss Rizzoli, Mister Frost. Schön Sie zu sehen."
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From Elephants and Tortoises (girlxgirl)
FanfictionJane Rizzoli ist 18 Jahre und ihrem Traum als Detective zu arbeiten endlich ein Stück näher: sie studiert an der BCU in Boston. Dort lernt sie eine Frau kennen, die all ihre Grundsätze durcheinander bringt: sich niemals zu verlieben. Doch Dr. Maura...