Kapitel 26

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Jane wollte nicht aus diesem wundervollen Traum aufwachen, Maura hier bei ihr in Italien glich einem Sechser im Lotto. Jede Nacht hatte sie davon geträumt und nun erschien es ihr so real. Jane schüttelte ihren Kopf, versuchte das Gewicht von ihrer Brust zu drücken, doch irgendwas hinderte sie immer wieder daran. Verärgert darüber schnaubte sie auf, realisierte erst dann warum sie überhaupt auf dem Boden lag, weshalb sie ruhig atmen sollte. Wieder öffnete sie die Augen, doch das Bild änderte sich nicht. Sie erblickte wieder diese honigblonden Locken, die haselnussbraun-grünen Augen blitzten im Mondlicht auf. „Maur?"

Maura ließ sich in den warmen Sand fallen und Jane erkannte, dass sie sich nicht täuschte, Maura saß tatsächlich neben ihr. Verwundert riss sie ihre Augenbrauen nach oben, wollte aufstehen, wütend rumbrüllen, doch sie rührte sich nicht. Ihr Mund blieb geschlossen. In ihrem Kopf schwirrten so viele Fragen, Vorwürfe lagen ihr auf der Zunge, doch ein Blick in Mauras besorgtes Gesicht nahm ihr den Mut zu sprechen. Stumm musterte sie Maura, die ihre Lippen bewegte, etwas zu Jane sagte, doch nichts drang zu ihr durch. Maura versuchte Janes Aufmerksamkeit zu erhaschen, bemerkte jedoch auch wie sie sich langsam beruhigte. Vielleicht ist es gar nicht mehr nötig ruhig auf sie einzureden, sie aus ihrer Panik zu befreien. Vorsichtig zog sie ihre Hand von Janes Brustkorb, dachte darüber nach aufzustehen, Jane jedoch hatte andere Pläne. Ihre Hand schnellte nach oben und umschloss Mauras, drückte sie zurück auf ihren Platz. „Nicht." Maura tat wie ihr geheißen, Jane umschloss dabei weiterhin ihre Hand. Sie spürte sofort die Hitze von Janes Haut, welche ihre eigene Haut anfachte, das Feuer in ihr wiederbelebte. Tagelang, nein Wochenlang herrschte in ihr nur Kälte, eine innere Leere. Doch kaum wusste sie Jane wieder in ihrer Nähe, spürte sie die Leidenschaft, fühlte sich wie das Leben höchstpersönlich. Der Drang in ihr nach Jane war größer als jemals zuvor und bevor sie etwas dagegen tun konnte beugte sie sich schon über Jane. Jane blinzelte, betrachtete jedes noch so kleine Detail in Mauras Gesicht. Sie landete immer wieder bei diesen magischen Augen, der keine Definition gerecht wurde. Maura fühlte Janes Unsicherheit, verbarg ihre eigene so gut es ging und wollte zurückweichen, aus Angst Jane zu etwas zu drängen, was sie vielleicht gar nicht möchte. Jane sah wie Maura langsam ihren Kopf zurückzog, deshalb ließ sie ihre Hand los und legte sie an Mauras Wange. Vorsichtig zog sie Maura näher zu sich, Zentimeter für Zentimeter. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, hauchte Jane eine Frage die sie unbedingt beantwortet haben musste. „Träume ich, Maur?"

Maura lächelte als sie ihren Spitznamen hörte, schüttelte den Kopf und schloss die Lücke zwischen ihnen. Janes Lippen auf ihren zu spüren überforderte sie, ihre Gefühle spielten sofort verrückt. Ihr Herz schlug wild und laut, ihr ganzer Körper zitterte und ganz zu schweigen von dem Feuerwerk in ihrem Bauch. Auch Jane kämpfte gegen die nahende Ohnmacht, zumindest fühlte es sich so an. Ihr Kopf fühlte sich federleicht an, der Geschmack in ihrem Mund machte sie ganz benommen. Mauras Lippen glichen einer Droge, die ihren eigenen Körper in einen Fremdkörper verwandelte. Das Atmen fiel beiden deutlich schwer, weshalb sie keuchend voneinander abließen. Maura lag mittlerweile auf Jane, was das Gefühl in den beiden noch um einiges intensivierte, gierig nach mehr schloss Jane Maura in ihre Arme. Sie genoss das Gefühl ihr so nah zu sein, auch ohne zu wissen wann das nächste Mal sein würde. Für einige Minuten vergaßen sie alles um sich herum, doch Janes Gefühlschaos rührte von den letzten chaotischen Tagen her, sie brauchte Antworten. Sie drückte Maura leicht von sich, sodass sie ihr in die Augen schauen konnte: „Maur? Wir müssen reden. Ich..."

„Pssst...Jane...ich...es tut mir so leid...du hast da was falsch verstanden, das habe ich jetzt erkannt. Ich habe mich nicht für Ian entschieden, aber ich konnte nicht einfach die Koffer packen und abhauen... Ich musste Dinge regeln, manche Sachen mitspielen, immerhin ist er noch mein Ehemann. Der Vater meiner Kinder... Was auch immer du gesehen oder gehört hast, es stimmt nicht. Ich habe ihn verlassen, Jane..." Janes Augen füllten sich mit Tränen, Tränen der Freude, sie glaubte Maura sofort jedes Wort. Sie zweifelte nicht an ihren Worten, ihren Aussagen, sie sah es in ihren Augen. An Mauras Wangen kullerten nur so die Tränen, die Worte auszusprechen tat so weh und war doch eine Befreiung zugleich. Wie lange hatte sie überlegt was sie zu Jane sagen sollte, doch im Endeffekt landete sie immer wieder bei der banalen und knappen Wahrheit. Maura hoffte Jane könnte ihr verzeihen, irgendwann, auch wenn sie verstehen würde wenn sie es nicht kann. Sie suchte nach den nächsten Wörtern, Erklärungen, Jane jedoch brachte sie mit ihren Lippen zum verstummen.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt