Kapitel 7

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Sport glich einem Ritt durch die Hölle. Jane lag japsend auf dem Hallenboden, wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht und blickte zu Frost: „Ich kann nicht mehr. Das kann doch nicht sein Ernst sein! Ich laufe nicht noch eine Runde!" Frost lächelte sie müde an und stemmte seine Hände in die Hüfte: „Mir reicht es auch. Hoffentlich macht er nun Schluss!" Ihr Trainer kam um die Ecke und entdeckte seine Studenten am Boden. Er grinste hämisch und tippte auf seine Armbanduhr: „Allein für euer Nickerchen hier auf dem Boden, müsste ich euch eine Strafrunde laufen lassen. Aber ihr habt Glück, die Stunde ist um. Geht duschen." Erleichert zog sich Jane an der Wand nach oben und eilte zur Dusche. Wieder musste sie sich beeilen, um rechtzeitig zu ihrer Vorlesung bei Maura zu kommen. Sie duschte nur spärlich und nutzte die übrig gebliebene Zeit,  um ihre Haare zu trocknen. Jane wollte Maura nicht wieder eine Möglichkeit bieten, sie ins Büro zu zitieren. Immerhin würden sie sich später eh bei ihr zu Hause sehen, das bedeutete mehr Zeit mit ihrer Dozentin als ihr lieb war. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, Maura könnte etwas ahnen. Ihr sorgenvoller Blick heute Morgen, ist ihr nicht entgangen.
Joggend sprang Jane durch die Tür, gerade noch rechtzeitig, denn Maura wollte gerade ihre Tür schließen. Maura zog nur eine Augenbraue nach oben und beobachtete Jane, die zu ihrem Platz ging. Ihre Schultern hingen nach unten, ihre Muskeln wirkten angespannt und Maura sah auch Janes Augenringe. Jane wirkte total fertig, Maura war froh sie in der vordersten Reihe im Auge behalten zu können. Jane konnte sich kaum auf den Unterricht konzentrieren, ihre Augen fielen immer wieder von allein zu, ständig riss sie sie wieder auf, oder kniff sich in den Unterarm. In der kleinen Pause wollte sie zur Cafeteria flitzen, sich einen Kaffee holen, anders würde sie diesen Tag nicht überstehen. Noch musste sie 15 Minuten durchhalten und sich den Aufgaben widmen, doch da Maura nicht im Saal war, machte sie niemand. Seufzend legte Jane ihren Kopf auf den Tisch ab, sie blendete den Lärm aus und achtete auf ihre Atmung. Eigentlich wollte sie nur kurz durchatmen, um die Aufgaben zu meistern, doch irgendwie muss sie eingeschlafen sein. Ein sanftes Ruckeln am Arm schreckte sie auf und als sie nach oben blickte, schaut sie in die Augen von Maura. Sie wirkte aufgebracht, aber besorgt zugleich, Jane schaute sich verlegen um. Ihre Kommilitonen schienen alle draußen zu sein, ein Blick auf die Uhr bestätigte Jane, dass sie ihre kleine Pause hatten. Wortlos hielt Maura Jane einen Kaffee entgegen und stakste dann zurück in ihr Büro. Sie wollte Jane nicht sehen lassen, wie besorgt sie war, sie wollte sie auch nicht mit Fragen löchern, die ihr auf der Zunge lagen. Im Büro atmete sie mehrmals ein und aus, ihr Puls beruhigte sich nur langsam, aber ihre Pupillen entspannten sich allmählich wieder. Zitternd stellte sie ihren eigenen Kaffee auf dem Schreibtisch ab, zog ihre High Heels aus und rollte eine Matte auf dem Boden aus. Sie musste meditieren, sonst würde dieser Tag sie noch verrückt machen. Immerhin eine richtige Entscheidung hat sie heute Morgen getroffen, eine Jeans zu tragen. Sie setzte sich im Schneidersitz auf die Matte, regulierte ihre Atmung und blendete ihre Umgebung aus. Sie war eins mit sich, sie konnte ihr Blut in den Ohren rauschen hören, das stetige auf und ab ihres Oberkörpers intensiv wahrnehmen. Maura schaffte es, nicht an Jane denken zu müssen, was einem Wunder glich, immerhin schlich sie sich immer wieder in ihre Gedanken. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür, versuchte Maura zu ignorieren, doch ein leichter Luftzug der ihr Gesicht umspielte verleitete sie dazu, ihre Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Jane lehnte an ihrem Türrahmen und beobachtete Maura, sagte jedoch kein Wort. „Ja Jane? Was gibt es?", fragte Maura, bedacht darauf freundlich zu klingen. Jane schreckte auf, fühlte sich ertappt Maura beim Meditieren zu beobachten und schlürfte an ihrem Kaffee: „Ich wollte mich nur für den Kaffee bedanken." Sie kratze sich verlegen am Kopf, wollte sich gerade wieder umdrehen und zurückgehen als Maura sprach: „Ich will ja nicht, dass du meine ganze Vorlesung verschläfst." Ihr Ton klang bissiger als gewollt, Maura konnte sehen wie Jane zusammenzuckte. „Tut mir leid", nuschelte sie und schlüpfte nach draußen. Bevor Maura antworten konnte, war sie schon verschwunden, Maura fühlte sich schlecht. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie so mit Jane sprach, ihr Versuch wieder zu Meditieren schlug fehl. In ihrem Kopf schwirrte nur noch das eben gehaltene Gespräch und Janes Ausdruck auf dem Gesicht. Fünf Minuten später stand sie wieder vor ihrem Kurs als wäre nichts gewesen, doch Jane mied ihren Blick, immerhin blieb sie für den Rest der Vorlesung wach. Nach dem Unterricht verschwand Jane, Maura bekam es nicht so schnell mit, da sie einem Studenten bei einer Aufgabe helfen musste.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt