Kapitel 39

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„...und im Moment sitzen wir in einer Sackgasse. Ich meine wie schrecklich ist das? Der falsche Mann saß Jahrzehnte lang unschuldig in Haft und der wahre Täter? Mordet so viele Jahre später einfach weiter! Detective Korsak wird in den nächsten Tagen mit dem damaligen Chefermittler reden, hoffentlich ergeben sich daraus neue Erkenntnisse, ansonsten fangen wir wirklich wieder bei null an. Die DNA ist nämlich nicht in unserer Datenbank verzeichnet", Jane holte tief Luft und schaute Frost erwartungsvoll an. Es fühlte sich komisch an wieder mit ihm zu reden, noch lag er im Krankenhaus, aber bald würde auch er wieder in der Universität umherstreifen und ebenfalls versuchen einen Job im Department zu bekommen. „Das klingt ganz schön verzwickt. Habt ihr schon geschaut ob es damals Zeugen gabt, die ihr eventuell noch einmal befragen könntet? Manchmal erinnern sich Zeugen auch Jahrzehnte später noch an Dinge, die sie damals nicht über die Lippen gebracht haben, mal aus Angst, oder auch weil sie es vor Aufregung vergessen haben", grübelte Frost laut. Er strich sich übers Kinn und rollte die Augen nach oben, im ersten Moment sah es gruselig aus, da Jane das Weiße seines Auges sehen konnte, doch sie kannte diese Geste. Frost dachte angestrengt nach, dabei rollte er oftmals die Augen nach oben, keine Ahnung wann er sich das angewöhnt hatte. „Das sieht eklig aus, Frost. Wie oft soll ich dir das noch sagen?", lachte Jane. Er grinste sie nur schelmisch an und notierte etwas auf dem Notizblock der vor ihnen lag: „Kontrollier die Zeugen Jane, ihr müsst diesen miesen Typen fassen! Es dürfen nicht noch mehr Frauen sterben." Jane nickte zustimmend und schaute sich im Zimmer um. Das Sonnenlicht wirkte blass und kraftlos, typisch für den nahenden Winter in Boston, macht den Staub sichtbar auf den alten Möbeln im Krankenhauslook. Auf einem Regal links vom Fenster stand ein Bilderrahmen, Jane erinnerte sich nicht daran ihm beim letzten Mal dort gesehen zu haben, doch aus der Ferne konnte sie nicht erkennen was für ein Bild darin war. Sie stand langsam auf, Frost merkte es im ersten Moment nicht einmal und ging langsam näher.

„Jane...", seufzte Frost auf, „...ich kann das erklären." Doch Jane grinste als sie ihn unterbrach: „Wie alt waren wir da? Sechs oder Sieben? Ich erinner mich als wäre es gestern gewesen, wie stolz wir auf diese Kostüme gewesen sind. Eine Uniform hat uns schon immer gut gestanden, Frost. Du wolltest unbedingt eine Uniform mit Emblem von unserem Department in der Innenstadt und Ma hat sie besorgt und angenäht. Bei uns Beiden, obwohl ich es nicht mal ausgesprochen habe, wollte dir das nicht nachmachen, aber sie kannte mich zu gut. Und erinnerst du dich daran, dass dein Dad extra von seinem Einsatz mit den Marines zurückgekehrt ist, nur um bei dem Karneval von den Erstklässlern dabei zu sein?" Frost verzog leicht das Gesicht, nicht genug damit Fremde es registrieren würden, doch Jane sah es selbst aus ihren Augenwinkeln. „Sorry, Frost. Hat er sich immer noch nicht gemeldet?" Er schüttelte den Kopf, legte den Block auf seinen Nachttisch und richtete sich vorsichtig auf. Ein leichtes Brennen signalisierte ihm auf dieser Höhe zu stoppen und er schob sein Kopfkissen hinter seinen Rücken: „Seit sie sich getrennt haben, hat er nicht mal mehr angerufen. Selbst nicht als ich mein Studium begonnen habe, obwohl er immer sagte er wäre stolz wenn ich diesen Weg gehen würde. Ich habe...ich habe gedacht er würde sich melden, hat er aber nicht..." Eine Stille legte sich über die Beiden und Jane ging langsam zu seinem Bett, setzte sich auf die äußerste Kante, weit genug weg damit er sich nichts dabei denken konnte und zog eine Augenbraue nach oben. „Vielleicht kommt er einfach nicht damit klar, dass deine Mutter schon jemand Neues hat...", sie sprach nicht aus was sie wusste, was jeder in ihrem Viertel wusste, sie wollte Frost ersparen darüber nachzudenken. Seine Mutter verließ seinen Vater für eine Frau, sie lebten seit einem Jahr zusammen. Frost sah nur den Fakt, dass seine Mutter mit einer Frau zusammen war, aber nicht dass sein Vater jahrelang auf See war und sich nicht um seine Frau und seinen Sohn kümmerte. Er verstand nicht wieso sie sich trennten, ahnte auch nicht, dass sein Vater schon seit Jahren fremdging.
Jane schüttelte allein der Gedanken, es erinnerte sie alles zu sehr an Dinge die in ihrem eigenen Leben vorgingen und sie lenkte das Gespräch wieder auf das Foto: „Bald tragen wir eine echte Uniform und dann stellen wir das Bild nach, was denkst du darüber?" Ein schiefes Lächeln zierte sein Gesicht, es erhellte sich sogar ein wenig und er stimmte zu: „Das wäre cool. Hast du die Unterlagen mit?" Jane kramte in ihrem Rucksack, zog einen Umschlag hervor und reichte ihn Frost. Der Poststempel signalisierte ihnen, dass er vom Präsidium kam, doch Frost ahnte es noch nicht. Zufrieden lächelnd wartete Jane ab, kaute versunken in Gedanken an ihrer Lippe und sah zu wie er den Umschlag aufriss. Er zog die Zettel hervor und begann zu lesen, Fassungslosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht wider, doch kein Ton entwich seinen Lippen. Seine Hände sanken auf die gestreifte Bettdecke, sie zitterten leicht und er starrte Jane an: „Wie? Ich verstehe nicht?" Sie lachte laut auf und schlug leicht auf das Bett weil sie ihre Freude nicht zügeln konnte: „Naja, du warst einige Zeit nicht da und deshalb hatte Mister Devert keine Chance mit dir zu reden, wendete sich anstatt dessen an mich um dir die Bestätigung für die Zulassung zu geben. Ich habe sie schon ans Präsidium weitergeleitet, ich hoffe das war okay...und nun ja, du bist genommen. Du bist im Programm, genau wie ich. Natürlich fängst du etwas später an, da du dich noch ausruhen musst, aber in einem halben Jahr könntest du die nächste Eignungsprüfung in Anspruch nehmen..." Frosts Freude ließ sich nicht in Worten ausdrücken und er riss erfreut die Arme in die Luft, nur um kurz danach die Luft scharf einzuziehen, da der Stechende Schmerz in der Brust noch nicht ganz verschwunden war: „Ich kann es nicht fassen...das bedeutet wir werden wirklich Detective. Du eher als ich...aber ich auch... Unglaublich. Wann ist deine Eignungsprüfung, Jane?" Fast hätte sie die Prüfung vergessen, aber Maura lag ihr auch schon seit Tagen damit in den Ohren. „Nächste Woche. Keine Ahnung wie die Zeit so schnell vergangen ist. Vor kurzem war es noch ein Monat", sie knetete ihre Hände, dachte darüber nach ob sie es wohl schaffen wird und was passierte wenn nicht. Ihre Zukunft lag in greifbarer Nähe, nur sie konnte jetzt den Anfang davon beeinflussen. Entweder ab nächste Woche fest im Ausbildungsprogramm zu sein oder nächstes Jahr. Sie hasste diese Zeit. „Du schaffst das Jane. Das weißt du, dass wissen wir. Deine Eltern, deine Brüder, deine Freunde...selbst die Dozenten. Dr. Isles", beim letzten Namen schaute er Jane durchdringend an, doch sagte nichts weiter. Jane fühlte sich unwohl und rutschte ein Stück weiter von ihm weg. „Ich muss los, Frost. Lernen und ein paar Runden laufen. Ich komme Morgen wieder", sie stand auf, griff nach ihrem Rucksack und setzte ihn auf. Jane drehte sich erst in der Tür wieder um und hob die Hand zum Abschied, Frost flüsterte ein „Bis Morgen" und schloss die Augen. Jane schlüpfte durch die Tür und versuchte nicht darüber nachzudenken was das gerade wieder sollte.

„Konzentrier dich Jane. Unter welchen Umständen kann ein psychisch kranker Täter Lockerungen im Maßregelvollzug erhalten?", Maura stöckelte nun schon zum vierten Mal an Jane vorbei, welche ihre Augen nicht von Mauras Hintern nehmen konnte. Wie zur Hölle sollte sie sich da konzentrieren? Sie trug ihre Haare zum Dutt, doch einige Strähnen hingen ihr locker über die Schulter, wellten sich und umspielten ihren Hals. An diesem traten wie immer die Sehnen leicht hervor, was Jane schon immer unheimlich attraktiv an ihrer Dozentin fand. Ein hautenges Kostüm umspielte ihre Silhouette, zeigte genau an den richtigen Stellen nackte Haut, schmeichelte ihrer Traumfigur. Besonders ihr Hintern stach hervor, wölbte sich perfekt und machte Jane ganz verrückt. „Du sollst nicht meinen Hintern anstarren, der verrät dir die Lösung auch nicht", sie stand mit dem Rücken zu Jane, doch spürte ihren Blick ganz genau auf sich ruhen, bemerkte jedoch nicht wie Jane sich langsam anschlich und nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stehen blieb. Sie atmete flach und versuchte unbemerkt zu bleiben, erst Sekunden später trat sie näher heran, berührte sie fast und doch nicht und hauchte ihr von hinten ins Ohr: „Bist du dir sicher?" Janes Hand legte sich auf Mauras angespannten Hintern, umspielte dessen Form und streichelte dabei leicht über ihre Oberschenkel. Maura keuchte auf und stolperte ein Stück nach vorne, geriet jedoch dank Janes schneller Reflexe nicht ins Stolpern. Jane umfasste die Taille von Maura und zog sie so eng an sich, bis kein Blatt Papier mehr zwischen sie passte. „Patienten, die per Gericht in einer Forensisch-psychiatrischen Klinik untergebracht werden, ergibt sich ein zunächst zeitlich nicht begrenzter Freiheitsentzug", nuschelte sie in Mauras goldenes Haar. Mauras Nackenhaare stellten sich beim rauchigen Klang in Janes Stimme auf und sie presste sich unbewusst enger an sie. „Weiter...was für Lockerungen...?", brachte Maura mühsam hervor. Alles in ihr brannte, ihr Körper kribbelte und reagierte sofort auf Janes Körpernähe. Jane drückte ihre Hand fester auf Mauras Bauch, wobei ein Finger gen Süden zeigte und die Haut unter sich zum Glühen brachte. „Lockerungen wie die Pflege von sozialen Kontakten, begleitete Ausgänge oder auch die Ausübung von Arbeit. Diese bekommen sie nur wenn sie therapiefähig und –willig sind. Bei Forensik-Patienten, die aufgrund von Persönlichkeitsstörungen straffällig geworden sind, bestehen größere Hürden der Lockerung. Ziel dieser Lockerungen ist die Erprobung der Alltagstauglichkeit und Belastungsfähigkeit, als Vorbereitung auf die bevorstehende Entlassung...soll ich wirklich noch weiterreden?", ihre Hand rutschte Mauras Bauch hinab und landete zwischen ihren Beinen, wo sie bestimmend zudrückte und Maura ein Stöhnen entfuhr. Auf das Stöhnen folgte ein Knurren und Maura versuchte sich aus Janes Umarmung zu lösen. „Du...solltest...dich...wirklich...vorbereiten...", presste sie hervor. Jane lächelte bei Mauras Stoßatmung und ihre Finger vollführten weiter ihre Arbeit, die Maura so zum Stöhnen brachte. Alles was Maura versuchte führte zu nichts, sie konnte sich nicht mehr wehren, sie wollte es auch gar nicht. Sie presste ihre Beine nicht mehr zusammen und Jane erlangte besseren Zugang und vergrub ihre Hand in Mauras Unterhose. Mauras Körper zitterte unter ihr, Schweißperlen rannen an ihrem Hals hinunter, die Jane einfach wegküsste. Sie hielt Maura weiterhin fest, damit sie nicht auf den Boden fiel und genoss jede Sekunde in der Maura tiefer und stärker atmete.

„Dr. Isles? Sind Sie in ihrem Büro?", der Türknopf drehte sich, doch die Tür blieb verschlossen. Die tiefe Stimme die hinter der Tür nach ihrer Anwesenheit fragte, überhörten die Beiden beim ersten Mal, doch dann ertönte die Stimme ein weiteres Mal: „Maura? Ich muss mit Ihnen sprechen. Sind Sie da? Ein Kollege vom gleichen Gang meinte sie seien hier." Jane hörte abrupt auf Maura zu verwöhnen, welcher die Panik ins Gesicht geschrieben war. Ihre Hand sank und sie ließ Maura vorsichtig los, darauf bedacht ihr noch Halt zu geben, da ihre Beine noch immer zitterten. Maura drehte sich zu Jane und zeigte auf ihren begehbaren Schrank im Büro. Jane verstand und knöpfte im Gehen ihre Bluse wieder zu. Sie bedeutete Maura ihre Haare zu richten und den Rock vom Kostüm nach unten zu ziehen, ein Blick in den Spiegel verriet Maura wie durchgenommen sie aussah. Fluchend stützte sie sich auf das Waschbecken ab und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. „Dr. Isles?", wieder diese nervige Stimme, kombiniert mit einem aufdringlichen Klopfen. Mister Shelton wusste wie man schlechtes Timing am besten nutzte. „Einen Moment bitte, Mister Shelton", krächzte Maura. Ihre Stimme brach, sie musste unbedingt etwas trinken, ihr Hals fühlte sich so unheimlich trocken an. Mit zitternden Händen drehte sie am Schraubverschluss ihrer Trinkflasche und stürzte an die 200ml einfach hinunter. Sie strich ihren Rock glatt, riss das Fenster in der hinteren Ecke auf und versprühte etwas von ihrem Parfüm, was sie immer bei sich hatte. Hoffentlich überdeckte es den Geruch von Schweiß und Sex, sie betete eindringlich dafür. Wacklig stöckelte sie zur Tür und schloss auf, ein entnervter Mister Shelton blickte ihr entgegen. Er stürmte durch die Tür, ohne abzuwarten ob er willkommen ist und Mauras Blick huschte für eine Sekunde zum Schrank in der rechten Ecke. Hoffentlich gab Jane kein Geräusch von sich, hoffentlich blieb sie still.

Mister Shelton setzte sich auf den schwarzen Sessel und wartete ab bis Maura sich setzte. Während Mister Shelton etwas von der nahenden Konferenz in zwei Wochen erzählte, schob Maura unauffällig Janes Rucksack mit ihren Füßen unter ihren Tisch. Ein leises Wischen verriet ihre Tat, doch Mister Shelton bemerkte es nicht. Er achtete überhaupt nicht auf seine Umgebung, sondern sog das fantastische Parfüm von Dr. Isles ein. Er redete ohne Punkt und Komma, Maura unterdrückte ein Gähnen und schielte wieder zurück zum Schrank. Keine Regung. Was Jane wohl dachte? „Und da dachte ich mir, vielleicht würden Sie mich dorthin begleiten?", beendete er seinen Monolog. In seinem Redefluss ist es ihm komplett entgangen, dass Maura kein Wort erwidert hatte, doch die Aufregung ließ ihn blind werden. Maura riss ihren Kopf herum und blickte ihn irritiert an. „Wohin begleiten?", fragte sie mit zitternder Stimme. Mister Shelton verzog das Gesicht, doch fasste sich schnell wieder: „Wollen Sie meine Begleitung zu der Forensischen Konferenz sein? Ich habe noch einen Platz frei." Er zwinkerte ihr zu, er zwinkerte ihr ernsthaft zu. Wie gut, dass Jane nur hörte was der Direktor sagte und nicht sah wie anzüglich er Maura betrachtete. Mauras Kopf drehte sich und sie überlegte fieberhaft was sie entgegnen sollte, immerhin handelte es sich um ihren Chef. „Mister Shelton, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen, aber wie Sie wissen...", er hob die Hand um sie zum Schweigen zu bringen. „Falls Sie mir jetzt sagen wollen, dass Sie eh zu den geladenen Gästen gehören, ich weiß das. Sie stehen auf der Liste der wichtigsten Personen dieser Konferenz, Sie halten dort eine Rede, ich weiß doch. Ich möchte lediglich von Ihnen wissen ob Sie meine Begleitung sein wollen, oder in Ihrem Fall wäre wohl eher ich Ihre Begleitung..." Er wusste von der Trennung ihres Mannes, er würde sie nicht dorthin begleiten und alleine dort aufzutauchen? Das trauter er ihr zwar zu, aber ein Mann an ihrer Seite sicherte ihr Ansehen, ihr Auftreten ist dadurch gefestigt. Er hoffte inständig ihre Zustimmung zu bekommen, wie lange schob er diese Frage jetzt schon auf. Die Einladung lag immerhin schon seit zwei Monaten auf seinem Tisch. Maura schluckte und wieder ertappte sie sich dabei wie sie in Janes Richtung, die noch immer in ihrem Schrank hockte und eben noch ihre Hand in ihrer Unterhose vergrub, blickte. Verstand sie alles was sie hier sagten? Wie sauer auf einer Skala von 0 bis 100 mochte sie sein?

Sie versuchte sich auf den Mann vor sich zu konzentrieren und räusperte sich lautstark. „Es tut mir leid, ich habe schon eine Begleitung", ihr fiel einfach nichts Besseres ein. Es gab niemanden der sie begleiten konnte, aber mit dem Direktor dort aufzutauchen? Niemals. Sie ahnte warum er fragte, sie bemerkte seine Blicke in der Vergangenheit, seine anzüglichen Kommentare. Bisher sagte sie nie etwas dazu, doch langsam aber sicher wurde er hartnäckiger. Mister Sheltons Blick verfinsterte sich und er senkte den Kopf. „Ich verstehe, schade. Warum haben Sie eben abgeschlossen?" Maura ballte ihre Hände im Schoß, froh darüber dass er das nicht sehen konnte und entgegnete: „Mache ich immer wenn ich Arbeiten korrigiere und Akten sortiere. Manchmal platzen die Studenten einfach rein und es stört mich bei der Arbeit. Aber natürlich bin ich immer bereit wenn sie Hilfe brauchen." Mister Shelton nickte, atmete ein letztes Mal tief den Duft des Raumes ein und stand auf: „Dann sehen wir uns trotzdem auf der Konferenz? Ich würde Sie gerne auf ein Glas Champagner einladen." Maura lächelte, gezwungenermaßen: „Aber natürlich. Sehr gerne." Er ging einen Schritt auf Maura zu, legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte leicht zu: „Sehr schön, das freut mich." Mister Shelton grinste und wieder zwinkerte er ihr zu und verschwand durch die dunkelbraune, massive Holztür. Maura schnaubte auf und Jane kam aus ihrem Versteck geschlendert und musterte Maura: „Mit wem gehst du hin?" Maura schaute sie fragend an, verstand nicht was sie da fragte und Jane lächelte sie an. „Na zur Konferenz? Wer begleitet dich?" Maura ging auf Jane zu, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Na du."

Die Tür wurde ruckartig aufgerissen und Jane sprang in letzter Sekunde einige Zentimeter zurück, bückte sich nach einem Ordner und hielt ihn Maura entgegen. Mister Shelton starrte Jane an und fragte sich wie sie so schnell in Mauras Büro gekommen ist, immerhin ist er doch erst vor einem Augenblick verschwunden. „Oh, entschuldigen Sie. Miss Rizzoli. Was machen Sie denn hier? Ich habe meine...Aktentasche hier vergessen", er deutete auf die Ecke zum Sessel und schaute noch immer irritiert zwischen den beiden Frauen hin und her.
„Ich helfe Dr. Isles Ihre Ordner zu sortieren, habe ich gerade aus dem Saal mitgebracht", sie kratzte sich unbeholfen an ihrem Hinterkopf und Maura stimmte ihr zu. „Genau. Sie kam kurz vor Ihnen herein. Ein bisschen Hilfe schadet nie." Mister Shelton beließ es dabei und verließ das Büro wieder. „Das war knapp", murmelte Jane. Maura, mittlerweile kreidebleich sagte nichts dazu, sondern sank auf ihren Stuhl: „Also, begleitest du mich, oder nicht?" Grinsend ging Jane auf Maura zu und küsste ihre Wange: „Sehr gerne, Dr. Isles. Wenn ich Sie auf ein Glas Champagner einladen darf?"

Erst gegen Abend befand Jane sich auf dem Heimweg nach Hause, Frankie rief sie nachmittags an und bat sie ins Haus der Familie Rizzoli zu kommen. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, der Gedanke auf ihren Vater zu treffen drückte ihre Stimmung. Im Moment brauchte sie nicht noch mehr negative Gedanken, immerhin stand ihre Prüfung kurz bevor und sie wollte glänzen, sie mit Bravour bestehen. Das Licht im Haus brannte und Jane brauchte nicht den Schlüssel ins Schloss stecken, Tommy öffnete ihr schon die Tür. „Janie!", er schlang seine mittlerweile ziemlich kräftigen Arme um seine Schwester und ihr blieb kurz die Luft weg. „T. Schön dich zu sehen", sie schob ihn zurück ins Haus und roch schon auf dem Hausflur die leckeren Spaghetti ihrer Mutter. Ihre Beine zitterten ein wenig als sie zur Küche ging, sie erwartete ihren Vater am Tisch sitzend zu sehen, Frankie der schweigend daneben saß, doch das Gegenteil trat ein. Sie entdeckte ihren Vater nirgends, nur Frankie und Angela die gemeinsam am Herd standen. Tommy eilte zu ihnen und stampfte weiter die Tomaten. Angela drehte sich zu ihrer Tochter und schlang ebenfalls ihre Arme um sie, wie sehr sie Jane vermisst hatte. „Knetest du den Teig für den Nachtisch?", bat sie ihre Tochter. Jane ging zu ihrem gewohnten Platz und begann den Teig zwischen ihren Händen zu formen. „Ma...ich...", begann sie, doch Angela zischte um sie zum Schweigen zu bringen. „Es tut mir so leid, dass wir dich einfach allein gelassen haben. Doch ich glaubte du bist dort wo du warst, am besten aufgehoben. Ich habe das gespürt, Janie. Frank ist fort...und das meine ich todernst", ihre Stimme klang stark, stärker als Jane sie jemals gehört hatte. Sie glaubte ihrer Mutter, dafür brauchte sie keine Beweise. „Mir ging es gut", mehr brauchte sie nicht sagen, es sagte alles was ihre Mutter wissen musste. Angela grinste wissend und beobachtete ihre Kinder beim kochen, sie wirkten so friedlich wie schon lange nicht mehr. An diesem Abend brannten einige Kerzen nieder, Gespräche die geführt werden mussten fanden statt und zufriedene Menschen gingen ins Bett, Angela sah wie glücklich es ihre Kinder machte, dass sie die richtige Entscheidung traf.

Am Türrahmen ihrer Tochter blieb sie stehen und klopfte zaghaft. „Jane? Schläfst du schon?", flüsterte Angela. „Nein, Ma, komm rein", Jane zog ihr Shirt runter und drehte sich zu ihrer Mutter, die die Tür hinter sich schloss. Angela nahm ihre Tochter in den Arm und verdrückte zwei kleine Tränen. „Ich sehe wie glücklich du bist und ich weiß...dahinter muss eine wundervolle Frau stecken...Also falls du sie mal zum Essen mitbringen möchtest, würde ich mich sehr freuen." Jane verschlug es die Sprache, aber ihre Mutter brauchte auch keine Antwort. Sie drückte noch einmal zu und verließ das Zimmer von Jane. Diese lag noch einige Stunden wach und zerbrach sich den Kopf, doch das Glück in ihr wuchs und mit einem Lächeln im Gesicht fand sie endlich ihren wohlverdienten Schlaf. Das war ein verdammt langer und ereignisreicher Tag.

From Elephants and Tortoises (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt