Kapitel 22

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Rezos Sicht:
Einfach weiterlaufen Rezo, ermahnte ich mich selbst. Zu meiner Überraschung ging der Mann einfach so an mir vorbei uns mein Puls beruhigte sich wieder, doch dann sprach der Mann, der sich mir umgedreht hatte: „Entschuldigung", mein Herz begann wieder zu rasen, „Können wir vielleicht ein Foto machen?" Als ich diese vertrauten Worte hörte, atmete ich erleichtert aus, ohne gewusst zu haben, dass ich überhaupt die Luft angehalten hatte und entspannte mich. „Na klar, gerne!", antwortete ich möglichst gelassen, um mir nichts anmerken zu lassen. Überglücklich holte der Mann sein Handy heraus und stellte sich neben mich, um das Foto zu machen. Dann bedankte er sich und ging dann wieder weiter, genau wie ich. Komischerweise wurde ich das ungute Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Zu Hause angekommen, kramte ich mein Handy heraus und rief Julia an, um ihr die ganze Geschichte von Ju zu erzählen. Genau wie ich, als Ju es mir erzählt hatte, war meine Freundin sprachlos und es dauerte eine ganze Weile, bis sie etwas sagte. „Oh Gott, das hab ich jetzt absolut nicht erwartet, der Arme", war das Erste, was sie heraus brachte. „Ja, ich habe auch keine Ahnung wie er das die ganze Zeit mit sich herumtragen konnte." Wir unterhielten uns noch weiter darüber, dass wir einfach nichts unternehmen können. Sie bot an, hier her zu kommen, doch ich meinte, dass das wirklich nicht nötig war. Daraufhin lies sie ab, jedoch bezweifelte ich, dass ich sie wirklich von dem Gedanken abbringen konnte, das schaffte ich in den wenigsten Fällen. Nach einem fast zweistündigen Telefonat verabschiedeten wir uns voneinander und legten auf. Ich war todmüde, was ein Tag, da musste ich erstmal ne Nachte drüber schlafen.
Zu meiner Überraschung wurde ich am nächsten Morgen von einem sanften Kuss geweckt. Als ich die Augen aufschlug sah ich in zwei wunderschöne, blaue Augen. „Was machst du denn hier?", fragte ich meine Freundin müde und überglücklich zugleich. Nach einem kurzen Schmunzeln antwortete Julia: „Gestern hab ich Ju noch angeschrieben, er hat mir freundlicherweise den Schlüssel gegeben." Ein Lächeln huschte über meine Lippen, also hatte ich mit meiner Vermutung gestern richtig gelegen, dass ich Julia nicht wirklich von dem Gedanken abbringen konnte. Ich rollte mich zu Seit, um auf meinen Wecker, den ich nie benutzte, zu sehen: 9:26. Daraufhin fragte ich: „Wann bist du denn aufgestanden, dass du schon hier bist?" „Naja, so um sieben, aber das ist jetzt nicht so wichtig." Daraufhin stand ich auch endlich auf und gab Julia einen Kuss, danach sagte ich mit sanfter Stimme: „Ich hab dich vermisst." Sie erwiderte: „Du hast mir auch gefehlt. Aber jetzt zieh dir mal was an!" Bei diesen Worten glitt ihr Blick an mir herunter. Zum Schlafen hatte ich eine Boxershorts und ein weites T-Shirt an, was ich sehr bequem fand. „Jaja Mama, ich mach ja schon", scherzte ich und ging zu meinem Kleiderschrank. Meine Wahl fiel auf einen hangry-Hoodie von Julia und eine schwarze ripped Jeans. Als Julia, die sich gerade daran machte, den Tisch zu decken, mich sah scherzte sie: „Auf wessen Beerdigung gehts du denn?" Für diesen Kommentar boxte ich sie leicht an die Schulter, doch dann half ich ihr, den Tisch zu decken. Nachdem wir gefrühstückt hatten, einigten wir uns darauf, dass wir die Videos von Vorgestern morgen um 12 Uhr hochladen würden. Darüber kamen wir auf die Frage, wie lange Julia da bleiben würde. Sie meinte, dass sie ein paar Klamotten mitgenommen hatte, die für ca zwei, drei Tage reichen würden. Natürlich freute ich mich darüber, dass sie noch etwas bleiben würde, doch das bedeutete auch, dass sie in Gefahr war. Wenn diese Skulls sich wirklich an Ju rechen würden, dann waren wir alle in Gefahr, doch um Julia machte ich mir am meisten Sorgen, ich liebte sie und wollte sie auf gar keinen Fall verlieren. „Ist alles ok? Du siehst irgendwie nicht so gut aus, dein Gesicht ist ganz blass", riss Julia mich aus meinen Gedanken. „Ich mach mir Sorgen, dass dir etwas passieren könnte, wenn du hier bist, schließlich wissen wir jetzt, dass mit diesen Typen nicht zu spaßen ist." Daraufhin antwortetet sie: „Ich kann schon auf mich selbst aufpassen, aber ich denke wir sollten vielleicht zu Ju, er sollte ja die meiste Angst von allen haben." Da fiel mir etwas ein, gestern war. Ich so durch den Wind, das ich ganz vergessen hatte, Julia von Ju und Anni zu erzählen. Also tat ich das jetzt. „Julia, ich muss dir noch was erzählen", begann ich in einem leicht amüsierten Ton. „Schieß los!" „Rate mal, wen ich gestern bei Ju getroffen habe, als ich angekommen bin." „Keine Ahnung", antwortete Julia, die anscheinend schon ahnte, in welche Richtung es ging. Schnell erzählte ich weiter: „Also, ich bin die Tür reingekommen und hab 'Hallo' gerufen, aber es hat niemand reagiert. Dann hab ich erstmal Panik geschoben, dass dieser Typ nochmal bei Ju eingebrochen ist und ihm irgendwas passiert ist. Ich bin erstmal ins Wohnzimmer gegangen und da saß Ju seeeehr beschäftigt auf der Couch", bei meiner komischen Betonung fing Julia an zu grinsen, „Anni saß auf ihm und die beiden haben sich fast aufgefressen, so sah das aus. Es war ihnen erst recht peinlich, aber dann hat Anni mich ein bisschen angeschnauzt, weil ich gesagt hab, dass Ju und ich jetzt arbeiten müssen. Sie ist dann gegangen und Ju ist fast im Boden versunken, hat mir dann aber nach mehrerem Nachfragen erzählt, dass das schon seit ca. drei Wochen geht und es nach ner Party angefangen hat." Nun war ich fertig und Julia meinte nur: „Das hat ja auch lange genug gedauert, bis die's endlich auf die Kette bekommen haben." Bei diesem Kommentar musste ich lachen, ich hatte etwas Ähnliches gedacht. Schließlich meinte Julia: „So, jetzt sollten wir aber los. Vielleicht sollten wir uns ja anmelden, dass wir sie nicht stören, du hattest ja Glück, dass keiner von beiden halbnackt war." Sie lachte kurz, oh Gott, das wollte ich mir garnicht vorstellen. Ich meine, Ju hatte ich ja schon oft ohne Shirt oder nur in Badehose gesehen, aber Anni... Das wäre dann erst richtig unangenehm gewesen. Julia, die meinen angeekelten Gesichtsausdruck voll Vergnügen beobachtete lachte nur: „Ach Rezo, wie wär's, wenn du ihm einfach schreibst?" Das tat ich auch, jedoch kam keine Antwort und er las es auch nicht, wahrscheinlich war er wieder mit Anni beschäftigt. Diesmal wollt euch ihnen ihren Spaß lassen, immerhin hatte ich die beiden ja schon einmal unterbrochen. „Anscheinend hat er gerade zutun", meinte ich in einem vielsagendem Ton. Julia sah mich an und wackelte mit den Augenbrauen, bevor sie in ein schallendes Gelächter ausbrach, genau wie ich.

Rezo x Julia FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt