Kapitel 21

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Rezos Sicht:
Die letzten beiden Tage bei Julia waren einfach traumhaft. Heute sah ich Ju auch endlich mal wieder. Obwohl wir so gut wie Nachbarn waren, hatten wir uns seit seiner Entdeckung nicht mehr gesehen. Jetzt war also die perfekte Gelegenheit, um ihn über diese Skulls auszuquetschen. Vielleicht war ich auch komplett auf dem Holzweg und Ju wusste genau so viel wie Julia und ich, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass Ju mehr wusste. Wir machten ein Stadt, Land, Lachflash mit Rob, aber ich kam schon etwas früher, um etwas mit Ju zu quatschen, dachte er jedenfalls. Eigentlich wollte ich ihn nur nach diesen Typen fragen. Da ich wusste, dass ich das nicht unauffällig in ein Gespräch einbringen konnte, ohne dass er es merkte, würde ich ihn einfach direkt fragen. Diese Gedanken gingen mir durch em Kopf, während ich rüber zu Ju lief. Schon seit längerem hatte er mir einen Schlüssel für das Haus gegeben, da wir oft zusammen arbeiteten oder einfach nur abhingen. „Hallo!", rief ich, als ich die Wohnung betrat. Jedoch antwortete niemand. Vielleicht war dieser Typ wieder bei Ju eingebrochen und ihm war irgendwas passiert! Erstmal versuchte ich, die Ruhe zu bewahren. Falls diese Typen noch hier waren, würde es Ju auf gar keinen Fall was bringen, wenn ich jetzt die Nerven verlor. Zwar hätten die mich eh schon gehört, da ich Hornochse durch's ganze Haus posaunt habe, dass ich da war, jedoch schlich ich Vollidiot jetzt vorsichtig ins Wohnzimmer. Dort fan ich zu meiner Erleichterung Ju und jetzt verstand ich auch, warum er nicht auf mein „Hallo" reagiert hatte, er war abgelenkt. Ju saß auf der Couch und seine ganze Aufmerksamkeit galt Anni, die auf ihm saß. Zwei meiner besten Freunde saßen eng umschlungen auf der Couch und waren drauf und dran, den jeweils Anderen aufzufressen. Kein schöner Anblick für einen Außenstehenden, der die beiden schon seit Jahren kannte. Ich konnte mich noch glücklich schätzen, dass beide noch vollständig angezogen waren. Wie herzlos das auch war, räusperte ich mich, um mich bemerkbar zu machen, denn ich wollte den beiden keine weitere Sekunde bei ihrer Make-out Session zusehen. Als keine Reaktion kam rief ich: „Ju!" Erschrocken sahen mich die beiden an und Anni kletterte beschämt von Ju. Da keiner der beiden, die gerade vor Scham im Boden versinken konnten, das Wort ergriff, tat ich das: „Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber ich schätze, du musst Anni jetzt leider verabschieden, wir müssen arbeiten, falls du das vergessen hast." Dabei konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, „Auch wenn ich mich dafür interessieren würde, wie und wann ihr es dann endlich geschafft habt", neckte ich die beiden. Bevor Ju etwas sagen konnte ergriff Anni das Wort, die ihr Selbstbewusstsein wiedergefunden hatte: „Nicht, dass es dich etwas angehen würde Rezo, aber das läuft schon seit einigen Wochen, ich geh dann mal nach Hause, ihr müsst ein Video drehen." Mit diesen Worten ging sie in Richtung Haustür. Ju folgte ihr und bevor sie das Haus verlies, flüsterte er ihr noch etwas im Ohr und küsste sie zum Abschied. So ein Mist, jetzt musste ich ihn erst über Anni ausquetschen, dabei hatte ich doch einen anderen Plan. Jedoch würde ich sonst vor Neugier platzen. „Boa Rezo, du bist ne viertel Sunde zu früh", beschwerte sich Ju, der sich durch die Haare ging. Ich boxte ihm kumpelhaft an die Schulter „Hab ich euch unterbrochen?", fragte ich ironisch, „So, dann erzähl mal, wie ist es passiert und warum habe ich das so erfahren?", forderte ich Ju auf, mir alles zu erzählen. „Tja, da komme ich jetzt wohl nicht drumherum. Also vor, ich glaube so ungefähr drei Wochen, war Anni hier, um ein bisschen abzuhängen, es waren natürlich noch andere da. Sie hat dann noch aufräumen geholfen und ja, ich erzähl dir jetzt keine Details, jedenfalls hat sich das dann halt so ergeben. Und du wusstest es noch nicht, weil wir es erstmal für uns behalten wollten. Du hasst mir ja auch nicht gleich von Julia erzählt."  Wir unterhielten uns noch etwas und es war wirklich interessant, wenn ich auch den Eindruck hatte, dass es Ju immer noch etwas peinlich war, als ich die beiden eben „erwischt" hatte. „Das darfst du aber niemandem erzählen, ok?", meinte Ju auf einmal. „Nichtmal Julia?",  fragte ich. „Na gut, aber sonst wirklich keinem!" Damit konnte ich mich abfinden. Wir hatten ganz die Zeit vergessen und dann kam auch schon Rob. Innerlich ärgerte ich mich gerade grün und blau, dass ich vergessen hatte, Ju nach diesen Typen zu fragen,  aber ich genoss den Dreh mit Rob. Wir hatten echt viel Spaß, aber Achsen wir fertig waren meinte er, dass er später noch was vorhätte und leider schon bald gehen würde. Das machte er dann auch eine gute halbe Stunde später. „So, gehst du dann auch wieder rüber, oder gibt's noch was?", fragte Ju schließlich. Ich ärgerte ihn etwas: „Willst du mich etwa loswerden? Hast du Anni versprochen, dass du später beide vorbeikommst oder so?" Ju verdrehte genervt die Augen, was bedeutete, dass ich genau ins Schwarze getroffen hatte: „Mal wieder hast du Recht, aber falls du nichts mehr willst, würde dich ich jetzt rausschmeißen." Er saget das in einem überraschend ruhigen Ton, aber ich musste in enttäuschen, ich wollte ja noch was von ihm. „Leider musst du noch etwas warten, ich wollte dich nämlich noch was fragen." „Schieß los", forderte er mich auf, dass er so schnell wie möglich hier wegkam. „Also, weißt du wirklich nichts über diese Skulls, ich hatte den Eindruck, dass du irgendwas verschweigst", das klang irgendwie komisch, als ich es aussprach, als würde ich ihn verhören oder so. Ju wurde ganz nervös: „Wenn sowas nicht nochmal passiert müssen wir uns doch keinen Kopf machen, es ist ja niemandem was passiert." Diese Antwort bestätigte meine Vermutungen, da Ju meiner Frage auswich. Jedoch machte sie mich auch wütend, es ist ja niemand zu Schade gekommen. Ja, meine Freundin wurde nur fast von einem Pfeil abgeschossen und der Typ hat mich gegen ne Wand geschleudert. „Ist ja zum Glück nichts passiert?!", fragte ich im lauten Ton Ju, der etwas zurückwich. „Naja, jedenfalls nichts Ernstes", sagte Ju, als wäre es ihm komplett egal. Jetzt verlor ich die Fassung: „Es kann ja sein, dass dich das nicht sonderlich interessiert, aber ich werde nicht warten, bis der Typ nochmal aufkreuzt, dann vielleicht sogar mit Verstärkung! Dann trifft er vielleicht sein Ziel, dann können wir nichts mehr daran ändern! Nur weil man ein Problem ignoriert, heißt es nicht, dass es sich von selbst erledigt! Ich werde nicht rumsitzen und darauf warten, dass sowas nochmal passiert! Ich weiß ja nicht, ob du's gemerkt hast Julien, aber das ist kein Spiel oder so, in du nochmal alle resetten kannst, mit dem Leben spielt man ich und ich mache mir lieber mal einmal zu viel Sorgen, als einmal zu wenig! Mir ist Julia wirklich wichtig und wenn der Typ weiß, wo du wohnst, bist nicht nur du, sondern auch alle Anderen in Gefahr! Wenn denen etwas passiert bist du daran Schuld, weil du einfach nur rumgesessen und zugesehen hast! Wer weiß, was die noch alles wissen und ob die uns vielleicht sogar jetzt in diesem Moment beobachten oder so, dann sind nämlich noch viel mehr Leute in Gefahr, die uns beiden etwas bedeuten! Also, sagst du mir jetzt, was du weißt, oder ist diese Angelegenheit nicht so wichtig, dass du deine wertvolle Zeit damit verschwendest, in der du mit Anni rummachen könntest?!" Ich hatte total die Fassung verloren und war auf 180. Ju starrte mich wie erfroren an und sagte kein Wort. Als er sich schließlich aus der Starre gelöst hatte, meinte er ganz ruhig: „Ich glaube, du solltest dich setzen, dass ich dir alles erzählen kann." anscheinend hatte ihn mein Wutanfall überzeugt. Irgendwie tat er mir jetzt sogar ein bisschen Leid, aber er hatte das auch gebraucht. Ju ging in die Küche und kochte uns jeweils einen Kaffee. Er reichte mir die Tasse und deutet auf die Couch, um mir zu signalisieren, dass ich mich setzten soll, was ich auch tat. Er setzte sich und nach einer halben minute, in der er nichts sagte, setzte er schließlich an: „Also, ich bin mir nichtmal sicher, aber als ich noch ein Teenager war, ich glaube das war so, als ich so sechzehn, siebzehn war. Also da habe ich mit ein paar Freunden eine Gang gegründet und wir haben uns halt die Skulls genannt, wir fanden das cool. Nur haben ein paar Kumpels dann angefangen, zu klauen, zu kiffen und sich mit den falschen Leuten einzulassen, das fand ich nicht ok, deswegen wollte ich aussteigen. Nur hatte ich davor richtigen Mist gebaut, die haben mir da wieder rausgeholfen, was heißt, dass die Typen was gut bei mir hatten. Da war ich schon so neunzehn, also schon voll strafbar und ich wollte da unbedingt raus, das hatte sich in eine ganz falsche Richtung entwickelt. Aber die ließen mich nicht gehen, sie meinten sonst würden sie Leuten wehtun, die ich liebte, meine Familie und so. Ich habe sie dann irgendwann aus Verzweiflung an die Polizei verpfiffen. Mittlerweile hatten die schon richtige Straftaten, wie Überfälle und so begangen und ich wusste, dass die Abends in eine Bank einbrechen wollten. Das habe ich der Polizei gemeldet und die Typen wurden abgeführt. Irgendwie haben die dann herausgefunden, dass ich sie verraten hatte und haben geschworen, dass sie sich rechen würden. Ich habe aber nicht gedacht, dass sie das wirklich schaffen würden. Also habe ich mein Leben weitergelebt und als ich dann mit YouTube angefangen habe, wollte ich auf gar keinen Fall, dass sie erfahren, wo ich wohne. Mich hat es schon beunruhigt, dass bekannt war, dass ich in Aachen wohne, aber Aachen ist groß und ich hab mir keinen Kopf gemacht. Doch jetzt haben sie mich gefunden und ich weiß nicht, was ich machen soll. Von der Polizei hört man auch nichts neues, wegen der Anzeige." Ich war einfach nur platt, so eine tiefgründige Erklärung hatte ich nicht erwartet. Mein Kopf war wie leergefegt und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Als ich meine Stimme schließlich wiedergefunden hatte, meinet ich: „Oha, das habe ich jetzt so gar nicht erwartet. Warum hast mir nicht schon früher davon erzählt, das kann man doch unmöglich die ganze Zeit mit sich rumtragen." „Naja, ich hab keine Ahnung, wie oder warum ich das gemacht habe. Ich bin froh, dass ich dir das jetzt erzählt habe, das musste ich loswerden", antwortete Ju. Nach kurzer, angenehmer Stille fragte ich: „Was sollen wir denn jetzt machen, ich meine du bist ja echt in ernsthafte Gefahr?" „Das ist ja das Schlimme, ich weiß absolut nicht, was ich machen soll", beklagte sich Ju. „Verstehe, ich denke aber alles ist besser als nichts zu machen. Danke, dass du mir das erzählt hast, das war bestimmt schwer für dich. Und es tut mir leid, dass ich dich eben so angeschrien habe, ich hatte ja keine Ahnung", entschuldigte ich mich, „Jetzt geh ich dann mal nach Hause, ich muss ganz dringend mit Julia telefonieren, Ciao." Ich Hüfte mich von der Couch und brachte die, inzwischen leere Tasse in die Küche. Dann verabschiedete ich mich von Ju und ging zur Tür hinaus. Vielleicht war ich ja jetzt Paranoid, aber während ich über die Straße ging, fühlte ich mich irgendwie beobachtet. Ich versuchte mich unauffällig umzugucken, doch ich konnte niemanden entdecken. Außer einen Mann, der Mitte zwanzig war und mich komisch ansah. Er trug eine schwarze Lederjacke, darunter ein hellblaues T-Shirt und eine Bluejeans. Seine blonden Haare trug er in einer Kurzhaarfrisur und sein Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt. Plötzlich setzte er sich in Bewegung und kam auf mich zu. Mein Puls beschleunigte sich und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sollte ich wegrennen oder einfach an ihm vorbeigehen? Wahrscheinlich würde ich sehr viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen, wenn ich einfach davon rannte und wenn der Typ wirklich etwas von mir wollte, würde er mich wahrscheinlich verfolgen. Komischerweise spürte ich immer noch eine Blick im Nacken, obwohl der Mann ja von vorne kam. Vielleicht waren hier noch mehr von dieser Truppe und er diente nur der Ablenkung, oh Gott, was dann? Der Mann kam immer näher und ich ging auch einfach weiter auf in zu. Wie würde es denn aussehen, wenn ich auf einmal wie von der Tarantel gestochen losrannte, ohne dass etwas passiert war? Das konnte ich nicht machen, also lief ich einfach weiter. Auf die Idee, die Straßenseite zu wechseln kam ich natürlich nicht, dafür war ich viel zu abgelenkt. Mittlerweile war mein Herzschlag so laut, dass ich nicht mal meine eigenen Gedanken hören konnte. Der Mann war nur noch fünf Meter entfernt. Vier Meter...drei....zwei....einer.
~2108 Wörter

Puh, da ist ganz schön was passiert! Das Kapitel ist quasi ein doppeltes, normalerweise sind die nur so 1000 Wörter lang. Seht es als Entschädigung, dass vor dem letzten Kap so lange nichts kam. Ich hoffe es gefällt euch.
Ich suche immer noch nach einem anderen Namen für die FanFiction, Vorschläge gerne in die Kommis.

Rezo x Julia FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt