Kapitel 28

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Unknown POV:
Gerade wurde mir mitgeteilt, dass er aufgewacht war, also war ich auf dem Weg zu ihm. Meine Schritte hallten in der großen Halle, die ich gerade durchquerte und ich spürte die Vorfreude in mir hochkommen. Jetzt würde dieser Verräter endlich bekommen, was er verdiente, jeden verdammten Tag, den wir im Knast verbracht haben würden wir nun rechen und ihm alles nehmen, was er liebte. Nun war ich an der dicken Tür angekommen, hinter der meine Komplizen schon auf mich warteten und als ich sie aufschob, quietschte sie laut. Mir blickten drei Gesichter entgegen, die ich schon erwartet hatte und ich fragte mit meiner tiefen Stimme: „Er ist also aufgewacht?" Statt mir zu antworten, nickten alle einfach nur mit einem ehrfürchtigen Blick zu Boden. Mit dem Schlüssel, den ich aus meiner Hosentasche zog, öffnete ich die schwere Stahltür, die in der rechten Ecke des Raumes war. Als ich die Tür aufschob, fiel Licht in den dunklen Raum und meine Augen mussten sich erstmal an die Dunkelheit gewöhnen. In dem immer größer werdenden Lichtkegel konnte ich in einer Ecke Julien erkennen, der die Augen aufgrund der plötzlichen Helligkeit zusammenkniff. Seine Hände waren sorgfältig gefesselt, genau wie seine Beine. Das Tuch, das einer meiner Komplizen ihm in den Mund gestopft hatte, lag neben ihm auf dem Boden, er hatte es anscheinend ausgespuckt. „Soso, wen haben wir denn da? Lange nicht gesehen alter Freund", begann ich und kostete meine Machtposition voll aus, „Ach nein, durch diesen kleinen Vorfall sind wir ja keine Freunde mehr, wie konnte ich das nur vergessen, wo wir doch dadurch elf Jahre sitzen mussten", fuhr ich in sarkastischem Ton fort. Julien warf mir nur einen bösen Blick zu, oder er versuchte es zumindest, da seine Augen sich immer noch nicht an das Licht gewöhnt hatten. Außerdem konnte ich seine Angst förmlich riechen. „Hallo Viktor", knurrte er. „Du kennst mich noch! Ich hatte schon Angst, du hättest mich vergessen." Ich ging einige Schritte auf ihn zu und, wie ich erwartet hatte, rutschte er noch näher an die Wand. „Keine Angst, wir wollen dir nicht wehtun, jedenfalls jetzt noch nicht. Wir wollen nur ein paar Informationen von dir, nichts weiter", erklärte ich in einem übertrieben freundlichen Ton. „Aus mir kriegt ihr nichts heraus!", entgegnete er bestimmt. Daraufhin murmelte ich: „Das werden wir ja noch sehen." ich trat noch einen paar Schritte an ihn heran. „Wir wollen für's Erste nur wissen, wo deine kleine schlampen Freundin wohnt." Bei diesen Worten versuchte Julien aufzuspringen, doch er hatte wohl vergessen, dass seine Knöcheln gefesselt waren und so fiel er direkt auf sein Gesicht. Da seine Hände ebenfalls zusammengebunden waren, konnte er sich nichtmal abfangen, so hatte er eine blutige Nase, als er sich wieder umdrehte. Er stöhnte vor Schmerz und schimpfte dann: „Nenn Anni noch einmal so und du hast ein großes Problem!" Darüber konnte ich nur schmunzeln, falls er es noch nicht gemerkt hatte, war ich hier derjenige in der Machtposition und nicht der kleine Scheißer. „Jaja, schon gut Prince Charming hat den Ball flach. Also wo wohnt deine Kleine?" „Ich bin doch nicht dumm, als ob ich euch das verrat, dass ihr sie auch noch verschleppen könnt!", kam als Antwort. Natürlich hatte ich mit so etwas gerechnet und jetzt kam der Teil, der Spaß machte, doch ich würde mir für diesen Drecksack nicht selbst die Hände dreckig machen, es reichte mir vollkommen, ihn leiden zu sehen. Ich trat aus der Tür und gab Ben ein Zeichen. Die Holzbirne begann dumm zu grinsen und zeigte so seine gelben Zähne, deren Anblick mich anekelte. Er erhob sich und schlurfte in Richtung der Tür, aus der ich zuvor getreten war. Direkt nach ihm ging auch ich in den Raum, um Juliens verängstigten Gesichtsausdruck, bei Bens Anblick zu genießen. Ihm stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Einmal holte mein Komplize weit aus, um seine Faust nur Augenblicke später auf sein Gesicht niederdonnern zu lassen. Kurz darauf hörte ich einen Schmerzensschrei, der wie Musik in meinen Ohren klang, dieser Mistkerl hatte es so verdient! „Wo wohnt deine Freundin?", fragte ich erneut, mit einem leicht freundlich, aggressiven Ton. Doch er weigerte sich immer noch, mit den Infos rauszurücken, also schlug Ben nochmal zu, diesmal etwas fester. Durch meine Ohren drang ein lautes knacken und als Ben mir nicht mehr ein Sicht zu Julien versperrte, sah ich seine zerstümmelte Nase, die stark blutete, für einen kurzen Augenblick hatte ich sogar fast Mitleid. „Ok ok, ich sag's euch ja!", schrie er. Das ging schneller als gedacht, aber er ist eben ein Weichei. Nachdem er uns die Adresse genannt hatte, schickte ich sofort zwei meiner Komplizen dort hin, um sie herzubringen. Während meine Jungs auf dem Weg zu ihr waren unterhielt ich mich ein wenig mit Julien: „Jetzt wirst du dein ganzes restliches, erbärmliches Leben mit dem Wissen leben, dass du für die Qualen verantwortlich warst, die sie erleiden wird." Daraufhin funkelte er mich mit seinem verunstalteten Gesicht an. Voller Vorfreude verließ ich den kleinen Raum und schloss die schwere Stahltür, um mich an den runden Tisch in dem Raum davor zu setzten. Irgendwie dauerte es zu lange für meinen Geschmack, doch erstmal wollte ich mir keinen Kopf zu machen. Schließlich kamen die beiden wieder zurück, schon bevor sie durch die Tür traten, hörte ich die hallenden Schritte in der riesigen Halle. Wahrscheinlich irrte ich mich, aber irgendwie passten die Schritte nur zu zwei, und nicht zu drei Personen. Als sich die Tür dann endlich öffnete, war ich gespannt, was für eine Ausrede ich mir jetzt anhören durfte, denn wie ich erwartet hatte, kamen nur zwei Gestalten durch die Tür. „Das verdammte Gör war nicht da, niemand war in der Wohnung. In dem Haus wohnten sonst nur alte Leute", platzte einer meiner Komplizen heraus. Seufzend griff ich mit zwei Fingern an den Nasenrücken und spürte heiße Wut in mir aufkochen. Wutentbrannt stürmte ich zu Julien in den Raum und schrie: „Du verlogener Versager hast uns angelogen!" sichtlich überrascht schreckte er hoch und antwortete verwirrt: „Was? Nein, ich hab nicht gelogen." Diese Antwort machte mich nur noch wütender. „Hast du sie irgendwie gewarnt?" Doch auch das stritt er ab, es hätte mich auch sehr gewundert, da wir ihm jegliche Geräte abgenommen hatten. Auch wen es extrem unbefriedigend war, musste ich mich wohl damit abfinden, dass sie zufällig einfach nicht da war. Schließlich gab ich den eben erst zurückgekehrten Arbeitsgenossen den Auftrag, das Haus zu überwachen, bis Anni nach Hause kam, ich würde sie schon noch kriegen!

Rezo x Julia FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt