Kapitel 29

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Ansonsten passierte in der zweiten Ferienwoche nichts besonderes mehr. Sirius hatte recht, es war wirklich einfacher wenn man die Vergangenheit des anderen kannte. So taten wir einfach nichts, gingen nur bei schönem Wetter mal raus. Heute würde ich auch mal wieder einen Spaziergang machen, allerdings mal nicht mit Sirius oder Lily. Ich hatte mich mit Severus verabredet. Also schlüpfte ich, als ich mit Frühstück fertig war, einfach in meinem Wintermantel und verließ das Schloss. An der alten Eiche am Schwarzen See stand er schon. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn "Severus, schön dich mal wieder zu sehen." Er erwiderte meine Umarmung. Also machten wir uns auf den Weg um den See. "Wie geht es dir?" "Bis auf das ich hier ein bisschen einsam bin? Ganz gut. Wie geht es dir? Und noch wichtiger: Wie läuft's zwischen Sirius und dir? Habt ihr schon... mehr getan?" Ich schaute leicht verlegen zur Seite "Puh das waren viele Fragen. Also erstmal, ja mir geht's gut, zwischen mir und Sirius ist alles im Lot und nein, wir haben noch nicht mehr getan, dass liegt aber an mir." "An dir?" fragt er verwundert "Wieso?" "Weil ich nicht so tolle Erfahrungen gemacht hab..." erklärte ich zögerlich und er bohrte nicht weiter. "Ich hab hier übriges einen Brief den ich dir von Dumbeldore geben soll..." er kramte in seinem Umhang und zog einen weißen Brief ohne Absender hervor. "Von Dumbeldore, sagtest du?" Er nickte, dass heißt meine Eltern müssten diesen Brief Dumbeldore gegeben haben, und dieser lässt ihn mir zukommen. Vorsichtig, als könnte er Beißen, nahm ihn Severus ab. Doch die Rückseite des Umschlages fühlte sich irgendwie kosmisch an. Interessiert drehte ich ihn um und... mir stockte der Atem. Auf dem Blütenweißen Papier klebte Blut.

Nachdem Severus mir den Brief gegeben hatte, hatte ich mich zügig verabschiedet um ihn in Ruhe zu lesen. Ich hatte mich in den Raum der Wünsche zurückgezogen, der sich für meine geschundene Seele in ein einziges, riesiges Wasserbett verwandelt hatte. Im ganzen Raum waren Decken, Kissen und lebensgroße Taddybären verteilt. Ich setzte mich in die Mitte und lehnte mich an einen dieser Taddybären, der großer war als ich, und öffnete nervös den Brief. Auf den ersten Blick erkannte ich die Schrift meiner Mum:

Liebe Allie

Wir haben nicht viel Zeit, deshalb komm ich zum Punkt. Dad, Max und ich haben mit Dumbeldore gesprochen der uns über deine Magie informiert hat. Du bist in großer Gefahr. Voldemort und seine Anhänger dürfen von deiner Existenz nichts erfahren. Deswegen wird morgen dein Bruder dich abholen, damit du den Rest der Ferien bei ihm verbringst. Er wird auf dich aufpassen. Dein Vater und ich sind gerade sehr nah an dem Hauptlager von Voldemort und bereiten uns mit den restlichen Auroren auf einen Angriff vor. Falls wir den Angriff nicht überleben, weißt du was zu tun ist. Wir lieben dich Allie. Von ganzem Herzen. Bitte pass auf dich auf.

In aller Liebe

Mum und Dad

Mir rannen tränen über das Gesicht. Nein, nein, nein!!! Das darf nicht war sein! Das Überleben sie niemals! Und ich wollte sie doch noch einmal sehen... nur einmal im Arm halten. Sie werden sterben, dass wusste ich jetzt schon. Und so saß ich allein auf einem riesigen Wasserbett und schluchzte alle meine Sorgen und all meinen Schmerz ungehämmt in einen Taddy, der großer war als ich.

Am nächsten Morgen stapelte sich mein ganzes Gepäck schon vor der großen Halle. Nach dem Frühstück würde mich mein Bruder per Flonetzwerk abholen und ich würde die restlichen 1 1/2 Wochen mit ihm auf der Drachenfarm verbringen. Lustlos stocherte ich in meinem Müsli herum. Sirius saß dicht neben mir, eher gesagt saß ich schon fast auf seinem Schoß, und hielt meine Hand. Jedenfalls die, die ich nicht zum Essen benötigte. Er wollte nicht das ich gehe "Wie soll ich es hier nur so lange ohne dich aushalten?" hatte er schon mehrmals gefragt. Aber es war der Wunsch meiner Eltern - vielleicht ihr letzter - das ich die restlichen Ferien auf der Farm bin. "Komm schon, Allie, du musst was essen." sagte Lily mütterlich. Ich hatte, seit ich den Brief gelesen hab, keinen bissen mehr zu mir genommen. Ehrlich gesagt, war mir der Appetit vergangen. Andauernd sah ich Mum und Dad auf einem Schlachtfeld verbluten. Ich wollte einfach nicht mehr. Deshalb stand ich jetzt ruckartig auf und verließ die Halle. Ich spürte, wie die Blicke aller 20 Leute, die an dem gemeinsamen Tisch saßen, mir durch die Halle folgten. Erst als ich draußen war bemerkte ich Sirius Anwesenheit. "Es tut mir leid" murmelte ich "Es ist nur... wenn sie sterben, was mach ich dann nur... oder was wenn Voldemort mich in die Finger bekommt... dann bin ich tot... oder werde vielleicht dazu gezwungen meine Magie gegen euch zu verwenden... das könnte ich nie..." ich begann zu schluchzen und Sirius umarmte mich fest "Schsch Allie. Dein Bruder wird auf dich aufpassen, wir werden auf dich aufpssen wenn du wieder da bist, deine Eltern werden gegenseitig aufeinander aufpassen. Also atme mal tief durch." "Ich wäre lieber hier bei dir geblieben..." hauchte ich. "Ich weiß" seufzte er, mich immer noch in den Armen haltend. "Max kommt in einer halben Stunde, hilfst du mir mit dem Gepäck?" "Nur, wenn du mich noch einmal küsst." Ich lächelte leicht "Dann nicht" sagte ich neckisch. "Dann hol ich mir den Kuss eben!" knurrte er gespielt, beugte sich zu mir herab und schenkte mir einen dieser küsse, die dieses Schwerelose Gefühl in mir auslösen. Ich stellte mich auf die äußersten Zehenspitzen, streckte mich ihm entgegen und erwiederte den Kuss mit all meinen angesammelten Gefühlen. Liebe, Hass, Angst, Verzweiflung, Schmerz, Trauer, Freude, einfach alles. Und so standen wir eng umschlungen auf dem Gang neben meinem Gepäck und schmeckten den Abschied auf den Lippen des anderen.

Ich stolperte aus dem Kamin auf der Drachenfarm. Der Abschied war, obwohl er ja nur für 1 1/2 Wochen war, sehr traurig. Alle hatten mich umarmt und gesagt ich soll mir keine Gedanken machen soll und alles wird gut. Allerdings klangen sie selber nicht so überzeugt davon. Nach noch einem langen Kuss von Sirius war ich hinter meinem Bruder im Kamin in Dumbeldores Büro verschwunden und hier wieder angekommen. Ich war nicht zum ersten mal auf der Farm wo meine  Bruder arbeitete und ich kam sehr gut mit Drachen aus. Ich Verstand diese Tiere einfach. Max muss arbeiten, er hatte mein Gepäck nur schnell in mein Zimmer in seiner Hütte gestellt und war dann sofort verschwunden. Hier lag kaum Schnee, doch die Luft war eisig. Schnell zog ich mir bequemere Klamotten an und machte mich auf den Weg zum Drachengehege. Von Max hatte ich die Erlaubnis, mich um die Drachen zu kümmern und mit ihnen zu fliegen, da sie das, außer wenn ich da war, eh so gut wie nie tun konnten. Ich liebte diese Tiere einfach. So imposant und doch so verletzlich. Meine absoluten Lieblingstiere. Ich war so in Gedanken, dass ich den Jungen erst bemerkte, als ich mit ihm zusammenstieß.

"Allie Andrews?!" rief er überrascht aus und schaute auf mich hinab. "Damian Roth?!" fragte ich ungläubig. Mein ganzer Körper zitterte, so angespannt war ich. 'Das war der Arsch der mein erstes Mal versaut hast' schoss es mir durch den Kopf und instinktiv folgte ich meinem ersten Impuls. Ich holte aus und gab ich eine so starke Ohrfeige, dass sein Kopf zur Seite flog und ein roter Abdruck meiner kleinen Hand auf seiner Wange zu sehen war. "DU ARSCHLOCH!!" schrie ich ihn an und all meine Wut die sich angesammelt hatte kam zum Vorschein. "DU MIESES DRECKSSCHWEIN! WIE KANNST DU ES WAGEN DICH HIER BLICKEN ZU LASSEN!!" kreischte ich und wollte erneut nach ihm schlagen, doch Damian hielt meine Handgelenk fest. "Entspann dich-" fing er an, doch ich fiel ihm in's Wort "Entspann dich?! Hast du entspann dich gesagt!?! Ich glaubs nicht!!! Ich war wirklich in dich verliebt!! Echt heftig!! Und du Arschloch brichst mir einfach so das Herz und sagst - was? Ich soll mich entspannen?!? Weißt du eigentlich wie viele Tage ich wegen dir geheult hab? Wie lange es wehtat? Dass es jetzt immer noch wehtut? Du bist das größte Arschloch auf Erden und ich hasse dich abgrundtief. Aber jetzt entschuldige mich" meine stimme war auf Kühlschranktemperatur gesunken und ich riss meine Handgelenke gewaltsam los "Ich muss mich um die Drachen kümmern." Mit diesen Worten drehte ich mich von ihm weg und lief zügig zum Drachengehege.

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt