Kapitel 26

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Am nächsten Morgen war ich ultra schlecht gelaunt. Erstens ging es mir körperlich nicht sonderlich gut. Meine Füße taten mir immer noch weh und ich hatte unglaubliche Kopfschmerzen. Zweitens, das bemerkte ich allerdings erst beim betreten der Halle, machte mir die Stimmung zu schaffen. Heute um 13 Uhr würde am Bahnhof Hogsmeade der Hogwarts-Express alle die nach Kings Cross bringen, die über die Ferien nach Hause fuhren oder verreisten. Ich hatte inzwischen so viel 'Stimmungsfühlen' geübt, dass mich die ganzen Gefühle, die auf mich einstürzten, total überforderten. Da war die Freude auf Ferien und Familie, die Trauer, seine Freunde drei Wochen lag nicht wiederzusehen, die Angst ob alles gut lief und die nervösität vor langen fahrten. Überall war geplapper zu hören. Wo man seine Ferien verbringt, wie oft man sich schreibt, wann und wo man sich mal in den Ferien trifft... das übliche halt. 'So sollte ich auch mitreden können' dachte ich wehmütig. Ich vermisste meine Eltern. Aber wenigstens würde ich in der letzten Ferienwoche mit Ben auf's Quidditchspiel gehen. Darauf freute ich mich schon. Apropos, ich muss in den nächsten Tagen mal noch meine Weihnachtspost verschicken... aber gut, Weihnachten war erst in fünf Tagen, ich hatte also noch ein bisschen Zeit. Erst jetzt bemerkte ich Lily, die mit der Hand vor meinem Gesicht herumwedelte. "Was?" fragte ich erschrocken. "Ah du hörst auch mal zu" sagte Sirius neckend. "Ha ha ha sorry das ich auch sowas wie ein Gehirn habe und es ab und zu zum denken benutze!" fauchte ich genervt. "Da ist wohl jemand schlecht gelaunt" meint Sirius nüchtern. "Sei nicht gleich beleidigt, Sirius" winkt Lily ab "Die ist schon den ganzen Tag so drauf. Kann man aber auch verstehen. Stell dir vor, du könntest jetzt die Gefühle aller Menschen im Raum sehen. Ich mein, natürlich bekommt man von diesem wirr-warr Kopfschmerzen!" Sirius schaute mich entschuldigend an "Tut mir leid, Schatz. Daran hab ich echt nicht-" "Schon okay" unterbrach ich ihn "Was wolltet ihr jetzt von mir?" "Wir wollten sagen, dass wir später alle, die gehen, am Bahnhof verabschieden wollen. Kommst du mit?" "Gerne".

Wir standen am Bahnsteig und winkten dem scharlachrotem Hogwarts-Express hinterher. Je weiter er sich entfernt, wurden meine Kopfschmerzen schwächer und die geballte Gefühlslawine verschwand mit dem Zug hinter der ersten Kurve. Vor fünf Minuten war dieser Bahnhof noch von Schülern, Eulen und Gepäck belagert gewesen. Jetzt jedoch wirkte er ausgestorben. Es fing wieder an, stärker zu schneien und ich fröstelte. Sirius zog mich näher an seinen muskulösen Oberkörper und hielt mich fest umschlungen. James packte Lilys Hand und rief über das rauschen des Windes uns zu "Kommt, wir sollten wieder zum Schloss!" Also kämpften James, Lily, Remus, Sirius und ich uns einen Weg durch das Schneegestöber Richtung Schloss. Als wir das schwere Schlossportal hinter uns schlossen, empfing uns zwar behagliche Wärme, ich zitterte aber immer noch. Wir legten im Turm unsere nassen, kalten Wintermäntel ab und Sirius schlüpfte gleich aus seinen Pullover und reichte ihn mir "Zieh ihn an". "Aber dann ist dir doch kalt" lehnte ich ab. "Ich frier nicht so schnell" meinte er und drückte mir den Pulli in die Hand. Also schlüpfte ich hinen und stellte fest, dass er mir fast bis an die Knie reichte. Aber er roch mach seinen tollen Duft nach Sommergewitter und Freiheit und war, da Sirius ihn vor mir getragen hatte, noch warm. Zufrieden kuschelte ich mich in ihn hinein. Den Rest des Tages saßen wir im Gemeinschaftsraum, machten die wenigen Aufgaben, die wir über die Ferien aufbekommen hatten, spielten Zauberschach oder lümmelten einfach auf den Sofas vor dem Kamin herum. Erst als es Zeit für's Abendessen, machten wir auf den Weg in die Halle.

Das Abendessen war.... ungewöhnlich. Die vier Haustische waren an die Ränder der Halle geschoben worden und in der Mitte stand nur ein einziger Tisch, an dem wir alle aßen. Mit wir alle meinte ich Professor Dumbeldore und Professor McGonagall, die als einzige Lehrer dageblieben waren, wir fünf und noch zwei Viertklässler aus Gryffindor, Severus und noch eine Zweitklässlerin aus Slytherin, drei Ravenclaws, unter ihnen auch Ronja und Michi, diese verrückten Runenmädchen, und vier Hufflepuffs. Das waren alle, die über die Ferien hier geblieben waren. Erst kam kein richtiges Gespräch in Gang, aber schließlich kamen wir auf des Thema Qiddich, und da konnte jeder in irgendeiner Weise seinen Senf abgeben. Nach diesem interessanten Abendessen zogen sich alle ein wenig zurück und ließen den Abend auf ihre eigene Weise ausklingen. Ich duschte erst ausgiebig und kuschelte mich danach in den mir geliehenen Pullover zu Sirius auf ein Sofa und döste, den Kopf in seinem Schoß, ein wenig vor mich hin. So gegen elf Uhr legten wir uns dann aber beide in unsere Betten. Allerdings schlief ich nicht lange... Nach zwei Stunden unruhigen Schlaf schreckte ich verschwitzt aus einem Alptraum auf, in dem meine Eltern sterben, langsam, qualvoll, und ich ihnen nicht helfen kann. Mein puls war auf 180 und an schlafen war nicht mehr zu denken. Doch ich wusste, was mir helfen würde, mich zu beruhigen. Also schlich ich barfuß aus unserem Schlafsaal.

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt