10.

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Wir müssen jetzt alle ganz stark sein...
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Jungkook POV

Ich ging mit langsamen Schritten durch das Tor. Ich kam jedes Mal hierher, wenn ich konnte. Fast jeden Tag. Aber dennoch fiel es mir immer schwerer zu dem Ort zu gehen.

Ich kam dort an und sah Namjoon Hyung am Grabstein meines Bruders stehen.

Ich war überrascht. Normalerweise schob er um diese Zeit immer Überstunden. Vor allem, seitdem er und Jin...

Ich kniff meine Augen zusammen, weil es mir selbst wehtat, dass seine Beziehung zerbrochen ist. Seine und Yoongis.

Ich trat näher an ihn heran, doch blieb stehen, als ich hörte, was er zu meinem Bruder redete.

„Und... Und Jin kam dann in das Büro." Ich war geschockt darüber, dass er weinte.
„Ich... I-Ich hab ihn angesehen und... er hat mir nicht mal einen Blick gewürdigt. Dabei vermisse ich ihn doch so sehr. Es tut so weh Hobi. Nachdem du von uns fortgegangen bist, ist alles viel komplizierter geworden. Erinnerst du dich, als Jin und ich dir erzählten, dass wir beschlossen hatten ein Kind zu adoptieren? Wir wollten einem Kind ein tolles zu Hause anbieten, mit tollen Onkel, die sich genauso liebevoll um das Kind kümmern könnten, wie wir. Und gestern... gestern kam dann der entscheidende Anruf. Nach über einem Jahr, aber... aber Jin und ich sind nicht mehr zusammen. Er... er hat mich dafür verlassen, dass ich zu Jungkook stand. Er hat mich dafür verlassen, dass ich an Jungkooks Seite war und ihn selbst nicht mehr verlieren wollte. Ich wollte dem Knaben, der für mich wie mein kleiner Bruder ist, nicht noch mehr wehtun. Er hatte schon einmal, genauso wie du, jemandem vertraut. Natürlich mag ich Jimin. Ich mag ihn immer noch. Aber Jungkook... Jungkook kenne ich schon länger. Auch, wenn das vielleicht falsch von mir war, wollte ich nicht, dass Jungkook wieder abstürzt. Nach... nach deinem Tod hat er so viel leiden müssen. Wir alle. Aber er, er am meisten. Schließlich ist er dein leiblicher Bruder. Und ich... ich wollte ihn daher nur beschützen. Und jetzt... habe ich trotzdem einen geliebten Menschen verloren.
Und als würde das nicht reichen, habe ich Jin angelogen und gesagt, dass ich ihn und mich als potenzielle Eltern im Heim aus der Liste streichen ließ. Ich wollte... ich wollte einfach nur sehen, wie er reagiert. Ich wollte wissen, ob er noch an unserer Beziehung interessiert war. Aber es kam keine Reaktion. Ich hatte es ihm gesagt, weil ich einfach so wütend war.
Jin kommt mir nämlich so vor, als würde er die Trennung gut wegstecken. Natürlich ist es ein Jahr her, aber... dennoch war unsere Beziehung lang und könnte nicht einfach so vergessen werden, nur... weil ich Jungkook beschützen wollte.
Ich wollte all meine geliebten Menschen beschützen, jetzt habe dennoch Jin und Taehyung verloren. Ich habe versagt. Ich habe versagt dieses Team zu beschützen. Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir Hobi."

Ich schaute ihn entsetzt an. Das war das erste Mal, das ich Namjoon Hyungs wahren Gefühle über diese Situation zu hören bekam.

Noch bevor er mich sehen konnte, sah ich zu, dass ich hier schnell wegkam.

Mit schnellen Schritten ging ich fort. Man konnte schon fast sagen, dass ich lief. Und binnen Sekunden verwandelte sich mein schneller Gang in ein Rennen.

Ich rannte. Ich rannte vor der Realität weg, die ich verursacht hatte.

Namjoon Hyung litt. Und das nur, weil er das Team beschützen wollte. Wegen mir?

Beim Laufen hatte ich einen Stein übersehen, über das ich stolperte und landete mit den Händen auf dem Asphalt, die mir schmerzende Schrammen hinzugefügt haben.

Aber ich stand nicht auf. Ich konnte nicht aufstehen. Ich wollte, aber ich konnte nicht.

Ich fing an zu weinen. Ich weinte wie ein kleines Kind. Die Vergangenheit holte mich ein und ließ mich weinen wie ein kleines Kind.

Alte Bilder kamen in mir hoch. Ich weinte, genauso sehr wie an dem Tag, an dem ich meinen Bruder verlor.

Hobi Hyung... du hast mir gesagt, dass alles wieder gut werden würde. Du hast es mir selbst gesagt. Auch, wenn es nur ein Traum war, indem du mit mir gesprochen hast, sagtest du, dass irgendwann alles wieder gut werden würde.

Und wann war dieses ‚irgendwann'?

Ich kann nicht mehr. Ich hatte nicht nur mein Leben durch mein Handeln verändert, sondern auch die, meiner Familie.

Ich war am Ende. Dabei wollte ich doch nur mich und das Team vor einem erneuten Vertrauensmissbrauch beschützen. Aber ich hatte versagt.

Ich weinte bitterlich. Noch immer. Ich war am Boden. Wort wörtlich. Ich war am Boden und zerstört. Genauso, wie ich mit daran schuld war, dass Leben meines eigenen Bruders zerstört zu haben. Das Leben meines eigenen Bruders und unseres Teams.

Genauso wie mein Leben.

Ich hatte versagt und mein Selbstschutz wurde regelrecht zu einem Selbstmord.




03.05.2020


...denn sind hier nicht irgendwie alle in dieser Story Opfer eines schweren Schicksalsschlags? 🥺

Lost Trust [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt