Verlegen sehe ich ihn an. Thomas nimmt es zum Glück mit Humor, dass ich ihn viel älter geschätzt habe. "Ich bin schlecht im Alterraten."
"Schon okay. Ob vierzig oder fünfundvierzig, da liegt nicht viel Unterschied zwischen." Ich hätte ihn einfach nach seinem Alter fragen und nicht raten sollen. "Kann ich deine Nummer haben?" Thomas antwortet nicht. Er steht auf und schreibt etwas auf einen Zettel.
"Hier." Lächelnd nehme ich den Zettel mit seiner Nummer. "Ich will nicht wieder wie ein Arschloch rüberkommen, aber naja, meine Tochter ist jeden Moment hier und ich...ich will nicht, dass sie hier von weiß." Verständnisvoll nicke ich und mache mich dann auf den Weg.
Zufrieden lasse ich mich auf mein Bett fallen. Sogleich speichere ich seine Nummer in meinem Handy ein.
Aufgeregt stürmt meine Mutter in mein Zimmer. An ihrem wütenden Blick erkennt man deutlich, wie sehr ich es versiebt habe. "Was fällt dir ein?" Gleich bekomme ich eine lange Moralpredigt. "Weißt du wie spät es ist? Wir haben ein Uhr nachts." Ich war wohl ein wenig lang bei Thomas.
"Tut mir leid, ich war noch bei Malte und wir haben ein wenig zu lange gezockt." Missbilligend schüttelt meine Mutter den Kopf. "Mach das nie wieder. Wenn du später nach Hause kommst, dann sagst du mir bescheid!" Mit diesen Worten lässt sie mich wieder allein.
Erschöpft lasse ich mich nach hinten aufs Bett fallen.
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Mom sieht mich misstrauisch an, als ich mir am nächsten Morgen mein Brot schmiere. Aber ich weiß, dass sie nie lange sauer sein kann, besonders nicht bei so etwas nichtigem.
Malte begrüßt mich freudig, als ich ins Klassenzimmer komme. "Ist hier noch frei?" Vor mir steht ein schwarzhaariges Mädchen. Ihre Locken fallen ihr lässig auf die Schultern. Ich nicke schlicht und somit setzt sie sich auf den freien Platz neben mir.
Malte boxt mir gegen den Unterarm. "Die ist voll hübsch." Sein Blick sagt mehr als tausend Worte. Augenverdrehend sehe ich zur Tafel. Malte weiß seit zwei Monaten, dass ich schwul bin. Dennoch preist er mir ständig Mädchen an, einfach aus Gewohnheit. Er hat sich schon tausend Mal entschuldigt, aber lassen kann er es dennoch nicht.
Frau Reimer verdonnert uns für diese Biostunde zu Stillarbeit. Nach zehn Minuten merke ich, wie jemand immer wieder auf mein Blatt sieht. Ich sehe zu dem Mädchen, welches definitiv von mir abschreibt. Da ich ein sehr netter Mensch bin, oder manchmal sein kann, schiebe ich mein Blatt mit den richtigen Lösungen näher zu ihr.
Dankend lächelt sie mich an. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Es ist, als hätte ich dieses Lächeln schon einmal gesehen.
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He is mine.
Romance"Das ist jetzt eine echt beschissene Idee, aber es gibt eine Erinnerung, die ich jetzt gerne nachstellen würde", flüstert der Ältere, wobei seine Augen angriffslustig flackern. Ich weiß, was dieser Ausdruck bedeutet. So wie Thomas mich gerade ansieh...