Kapitel 34

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5. September 23:50 Uhr

Aufgeregt stehe ich in der Mitte des Parks, wo wir uns heute verabredet haben. Laue, schon kühlwerdende Abendluft, umhüllt mich, doch mir ist warm.

Meine Hände zittern, mein Herz flattert, meine Aufregung steigt von Minute zu Minute. Optimistisch sehe ich dem Augenblick entgegen, wo er endlich vor mir steht.

Er wird langsam und verheißungsvoll auf mich zu gehen, mein Gesicht in seine Hände nehmen. In mein Ohr flüstern wie schön ich doch sei und mich anschließend küssen. Innig, aber gierig zugleich. Er wird sanft sein, sowie ungeduldig.

Ich schließe meine Augen, um es mit besser vorstellen zu können. Ich gebe mich voll und ganz dem Traum hin. Als ich die Augen wieder öffne, ist es schon drei Minuten nach zwölf. Enttäuscht betrachte ich das Handydisplay.

Er verspätet sich ein wenig, das ist ganz normal. Versuche ich mich zu beruhigen. Nervös laufe ich hin und her.

Ich warte. Ich warte zehn Minuten, zwanzig, dreißig. Vielleicht hat er ja mit dem Auto eine Panne, oder wurde aufgehalten. Rede ich mir ein.

Eine weitere Viertelstunde vergeht, in der ich Thomas so um die zehn Nachrichten geschickt habe. Keine Antwort. Es ist, als wäre er vom Erdboden verschluckt worden.

Die Kälte der Nacht schleicht sich still und leise, aber brutal unter meine Klamotten. Zitternd warte ich weiter auf der Bank.

Ein böser Gedanke will an die Oberfläche gelangen, aber ich drücke ihn immer wieder zurück. Er wird kommen! Was weiß ich, was ihn so lange aufhält, aber er wird kommen! Er wird auf meine Nachrichten antworten, dass er bald vor mir stehen und mich in seine Arme schließen wird.

Es vergeht eine Stunde. Mittlerweile fröstel ich schon, ob wegen Kälte oder Frustration, weiß ich nicht. Immer noch habe ich keine neue Nachricht. Was hält ihn auf?

Ich entschließe wieder auf und ab zu gehen, damit ich nicht erfriere. Mein Herz rast, bei dem Gedanken, dass er schon fast drei Stunden zu spät ist. Aus Verzweiflung heraus, rufe ich ihn an. Es gibt noch nicht einmal ein Freizeichen. Ernsthaft? Er hat sein Handy ausgeschaltet. Warum kommt es mir so vor, als würde er mich absichtlich ausschließen? Schnell verdränge ich diesen Gedanken wieder.

Noch eine Stunde vergeht. Meine Nerven werden immer gespannter. Meine Hoffnung schwindet mit jeder Minute. Ein verirrter besoffener Penner sucht sich in meiner Nähe einen Schlafplatz. Bevor er sich zum Schlafen legt, brabbelt er etwas Unverständliches in meine Richtung. Ich entferne mich ein Stück weit und ignoriere ihn.

Eine halbe Stunde beobachte ich den vor sich hin schnarchenden Penner. Thomas lässt immer noch auf sich warten. Die Erkenntnis, dass er nicht mehr kommen wird, rüttelt an mir. Sie droht mich zu zerreißen, aber ich halte beständig an der kleinen Hoffnung fest. Er wird kommen.

Die Minuten verstreichen. Es wird mittlerweile wieder ein wenig wärmer und heller. Ich kann schon wieder meine Hand einigermaßen erkennen. Von Müdigkeit spüre ich nichts. Dazu bin ich viel zu verzweifelt und frustriert.

Fünf Uhr morgens. Wie ein sich ankündigender, aber dennoch heftiger Schlag tritt die Erkenntnis ein, dass ich hier vergebens warte. Still und leise kullern die ersten Tränen meine Wange hinab. Ich stand hier die ganze Zeit umsonst. Umsonst habe ich auf ihn gewartet! Er hatte nie vor zu kommen. Und ich wusste es schon vor vier Stunden, habe aber trotzdem gewartet.

Verzweifelt lasse ich mich auf den Boden fallen. Warum? Es wäre zu schön gewesen. Es war wie ein Traum, mein Traum, dass er kommt. Anscheinend liebt er mich nicht. Nicht so, wie ich ihn.

Ich weiß nicht, was mehr schmerzt. Die Tatsache, dass er nicht da ist wo er hätte sein sollen, oder der Fakt, dass ich einen Mann liebe, der mich nicht liebt und nie geliebt hat.
Hasserfüllt starre ich auf mein Handy, bis ich es quer durch den Park werfe.

Erst als ich zu Hause ankomme, mit gebrochenem Herzen und einem beschädigten Handy, lassen die Tränen und das Schluchzen nach. Leise schleiche ich mich in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich um und lege mich ins Bett. Aber an Schlafen ist gar nicht zu denken.

Warum tut er mir das an? Verzweifelt, wütend, frustriert, ängstlich greife ich nach meinem Handy, entsperre das zerkratzte Display und lösche seine Nummer. Es ist vorbei.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03 ⏰

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