Kapitel 13

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Thomas' Atem geht ruhig. Manchmal macht er witzige Geräusche, wenn er schläft. Ich fühle mich ein wenig wie ein Stalker, als ich ihn dabei beobachte. Dennoch kann ich nicht damit aufhören. Er sieht so unschuldig aus. Wie ein Baby.

Irgendwann wird es mir dann doch zu langweilig, als er keine lustigen Geräusche mehr macht. Ich ziehe mir einen Pullover von ihm an, der mir leicht zu groß ist. Noch eine Boxershorts und ich bin bereit, um sein Haus zu erkunden.

Im Flur vor seinem Schlafzimmer hängen mindestens ein Dutzend Fotos von ihm, Sophie, Freunden und auch von Lucy, die auf manchen Geburtstagsfotos zu sehen ist.

Lucy hat sich von Thomas vor sechs Jahren scheiden lassen, weil sie sich in einen anderen Mann verleibt hat, wie er mir erzählt hat. Aber für Thomas war das okay, weil er schon lange mit dem Gedanken gespielt hat. Er sagt, die Luft war einfach raus.

Interessiert betrachte ich die Bilder an der Wand. Eines zeigt Sophie mit ihrer Mutter und ihrem Vater an ihrem achten Geburtstag. Wie süß. Ein weiteres zeigt Thomas mit ein paar Freunden beim Brunchen. Der Mann rechts neben ihm sieht ihn an, als wolle er ihn abstechen.

Ein wiederum anders Bild zeigt Thomas mit Sophie. Er legt einen Arm um seine schätzungsweise vierzehnjährige Tochter, die gerade ein Eis verdrückt. Ich bin so in den Bildern vertieft, dass ich gar nicht merke, wie jemand die Treppe hinauf kommt.

"Was machst du da, in den Paps Klamotten?" Erschrocken zucke ich zusammen und sehe in Sophies Gesicht. Hilflos suche ich nach einer Ausrede, aber mir fällt keine ein. Shit. Was soll ich denn jetzt sagen?

"Bilder ansehen", bringe ich stotternd heraus. Jetzt wäre es gut, wenn ich wenigstens mittelmäßig lügen könnte. "Und warum trägst du die Klamotten meines Vaters?" Wow. Sophie kann echt streng sein.

Missbilligend verschränkt sie die Arme vor der Brust und sieht mich eindringlich an. "Weil er sie mir leiht." Ich bin so schlecht. "Und warum?" Hut ab. Sophie hat definitiv eine Zukunft als Anwältin. Auf jeden Fall hat sie das Zeug mich einzuschüchtern.

Genau in dem Moment kommt- wie sollte es auch anders sein?-Thomas aus dem Schlafzimmer. Immerhin hat er sich vollständig angezogen. Aber seine Haaren verraten ihn und mich. Er sieht so knuffig aus mit verstrubbelten Haaren.

Als er seine Tochter sieht, erstarrt er auf der Stelle. "Paps", flüstert Sophie ungläubig. Sein Blick wechselt zwischen mir und Sophie hin und her. Ich weiß jetzt schon, dass das nicht gut ausgehen wird.

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