Kapitel 20

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Wütend laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Das was meine Mutter mir gestern erzählt hat macht mich rasend. Mein Vater ist echt ein Arschloch!

Ohne weiter darüber nachzudenken schnappe ich mir meinen Geldbeutel mitsamt Busfahrkarte, ziehe mir meine Jacke und Schuhe an und marschiere zur Bushaltestelle, um den Nachmittagsbus zu bekommen.

Der bekommt jetzt etwas zu hören. Ich hätte ihn auch einfach anrufen können, aber das schien mir für ihn nicht genug. Ich bin so sauer auf ihn!

Ich bin sauer auf ihn. Auf sein Verhalten mir und meiner Mutter gegenüber. Ich bin sauer auf Sophie. Sauer auf Thomas. Ich bin sauer auf mich und die ganze Welt. Und diese Wut nehme ich zu meinem Vater mit. Wenn er sich so schlecht verhält, muss er eben als mein Ventil herhalten.

Nach einer halben Stunde Busfahrt komme ich drei Straßen von seiner Wohnung entfernt an. Den Rest muss ich laufen. Im Eiltempo sprinte ich zu ihm. Ich bin wie elektrisiert, wie aufgeladen.

Mein Vater öffnet innerhalb einer Minute die Tür, nachdem ich geklingelt habe. Er ist jeden Montag schon um vier Uhr zu Hause. Verdutzt sieht er mich an. Mein Gesichtsausdruck ist wütend.

Binnen Sekunden dränge ich mich an ihm vorbei in die Wohnung. Im Wohnzimmer sitzt eine Frau. Sie hat blondes Haar, ist groß gebaut und schlank wie sonst was. Ich beachte sie kaum, so wie jede von seinen Freundinnen, die er bis jetzt nach Mama hatte.- Es waren unzählige.

Langsamen Schrittes kommt mein Vater mir nach. Die Frau auf der Couch lächelt ihn sofort liebreizend an. Ich könnte kotzen.

"Lion, das ist-" Mit einer hektischen Handbewegung schneide ich ihm das Wort ab. "Was fällt dir eigentlich ein?" Mit einem Mal sieht mein Vater mich nicht mehr skeptisch, sondern verdutzt an. "Was meinst du?" Sein Tonfall ist überraschend leise.

"Was dir einfällt die Unterhaltszahlungen zu verweigern", wiederhole ich. Diesmal ruhiger und eindringlicher. Miss Barbie-Magersüchtig geht daraufhin in die Küche. Gut so.

"Lion, das ist etwas zwischen deiner Mutter und mir", versucht mein Vater abzublocken, aber ich lasse das mir nicht gefallen. "Das ist ein Scheiß! Das Geld zahlst du, weil du gesetzlich dazu verpflichtet bist Mama wegen mir finanziell zu unterstützen." Echt unglaublich, dass man seinem Vater den Begriff "Unterhalt" erklären muss.

Mit jeder verstreichenden Sekunde wächst die Wut in mir. Das entgeht meinem Vater natürlich auch nicht. "Lion, auf wen bist du in wirklich wütend?" Oh Nein. Seine Küchenpsychologie kann er sich in den Allerwertesten schieben.

"Du zahlst Unterhalt, oder du hörst eben von einem Anwalt. Du hast ein Kind in die Welt gesetzt und jetzt musst du dafür zahlen!" Mit diesen Worten verlasse ich türknallend die Schickimicki-Wohnung meines Vaters.

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