Kapitel 5 - Ende

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Die darauffolgenden Wochen waren alles andere als eine Verbesserung zum vorherigen Stand der Dinge.
Zugeben, es gab auch ein paar positive Aspekte, wie meine Freundschaft zu Machi und der Tatsache, dass ich mich auch mit Suna anfreunden konnte, der Junge, der uns damals die Schule gezeigt hatte. Mit Suna hatte ich mich durch einen Zufall angefreundet, als wir festgestellt hatte, dass wir das gleiche Videospiel lieben, weshalb wir es zusammen spielten.

Somit habe ich nun also zwei gute Freunde auf dieser Schule. Toll, oder?
Naja, es ist toll, allerdings gibt es da etwas, was eben so gar nicht toll ist.

Das Team des Mädchen Volleyball Clubs - die Hölle auf Erden.
Ich hatte ja schon früh begriffen, dass ich nicht sonderlich beliebt bei ihnen war und sie mich nur gerne ausnutzen, damit sie keine nervigen Aufgaben erledigen müssten.
Dass ich andauernd länger bleiben musste, um etwas für sie zu erledigen, war auch echt nicht cool, aber kein Drama.
Die Tatsache, wie sie mich allerdings ansahen, beschimpften und demütigten, war schon ein Drama, zumindest für mich. Sie haben mir Streiche gespielt, fiese und verletzende Dinge an meinen Spind geschrieben und mich auch sonst beleidigt und über mich gelacht.
Mein Selbstbewusstsein war im Keller angelangt und  ich wusste nicht mehr, wieso ich überhaupt noch in diesem Club war.... Naja, wahrscheinlich, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Ich wollte eben unbedingt Managerin sein.

Im Moment, ignorierte ich diese Sorgen allerdings, da zu meinem Glück Wochenende war und ich vollstes vertieft in mein Videospiel war.

Ich verließ kaum noch mein Zimmer. Ich ging nur raus, um in die Schule zugehen. Die ganze Sache nahm mich eben ziemlich mit und immer wenn ich nach Hause kam, war ich einfach Todmüde.

Gerade als ich mit meinem Videospiel fertig war, klopfte es an meiner Tür.
Seufzend blickte ich zur Tür, eigentlich wollte ich niemanden sehen.
„Ja?"
Langsam öffnete sich die Tür und mein Bruder kam rein, gefolgt von Suna, was mich etwas verwirrte.
„Sakiko, Suna hat mir erzählt, dass er sich Sorgen macht." erklärte mein Bruder sein Anliegen.
Suna, dieser Verräter, dachte ich mir im ersten Moment. Ich hatte ihm nicht alles erzählt, aber von ein paar Situationen weiß er, in denen die Mädchen Mal wieder gemein waren.
Suna sah mich mit einem entschuldigenden Blick an und ich seufzte. Ich konnte ihm deswegen nicht böse sein, nicht weil er sich sorgte, das wäre nicht fair.

Nach einer kurzen Debatte in meinen Gedanken, beschloss ich also beiden zu erzählen, was los ist.
Während ich den Jungs vor mir also mein Herz ausschüttete, musste ich mir oft verkneifen, augenblicklich in Tränen auszubrechen.
Teilweise hatte ich das Gefühl, dass Shinsuke tatsächlich besorgt oder sauer aussah und nicht wie ein Roboter - seltener Anblick.

Als ich mit meinen Erzählungen fertig war, schaute ich die beiden Abwechselnd und auf eine Reaktion wartend an.
Mein Bruder schien, als würde er nachdenken, während Suna als Erster das Schweigen beendete.

„Wieso hast du nichts gesagt?"
Leicht verlegen blickte ich auf den Boden.
„Ich hatte Angst. Ich wollte nicht, dass mich jemand für schwach oder so hält."
„Suna, ich werde morgen nicht pünktlich zum Training kommen, fangt ohne mich an." meldete sich nun mein Bruder mit monotoner Stimme zu Wort und ignorierte derweil meine vorherige Aussage vollkommen.
Suna schien genauso überrascht wie ich über seine Worte. Weder Suna noch Ich konnten uns erklären, was er vor hatte, doch fragen wollte auch keiner. Wir wussten nur, dass es ihm nicht ähnlich sah, sowas zu sagen. Shinsuke ist äußerst zuverlässig und würde nie einfach so später zum Training erscheinen.

Am Nächsten Tag, erfuhr ich dann, was er mit seinen Worten meinte.
Nach dem Unterricht ging Shinsuke, anders als sonst, nicht zum Training, sondern begleitete mich.
Ich war verwirrt und wusste nicht genau, was er damit bezwecken wollte.
Wir schwiegen den ganzen Weg über und blieben dann in der Halle stehen. Mein Bruder sah sich kurz um, schien etwas oder jemanden zu suchen, als dann die Kapitänin auf uns zu kam.
„Kita, schön dich hier zu sehen! Was verschafft uns denn die Ehre?"
„Ihr behandelt meine kleine Schwester schlecht, deswegen wird sie diesen Club verlassen. Das ist alles, wir gehen jetzt." und schon wendete er sich ab und machte sich auf den Weg, die Halle zu verlassen.
Mir war nun klar, weshalb er mitgekommen ist. Er wusste, dass ich mich niemals getraut hätte, zu sagen, dass ich den Club verlasse.
Ich war erst etwas überfordert mit der Situation, doch als ich dann meinem Bruder nach wollte, um ihn zu fragen, wieso er mit mir da nicht vorher drüber geredet hat, wurde ich am Arm zurück gehalten. Kikuchi hatte mich am Handgelenk gepackt und zu sich gezogen, vor ihr blieb ich stehen.
„Dann hast du also gelogen, hmm? Du sagtest, du hättest keinen Bruder!" Sie schien ziemlich aufgebracht und zerquetschte mir beinahe mein Handgelenk. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, verstand auch nicht, was ihr Problem war.
„Was soll Kita denn nun von mir denken? Du dummes Gör hast ihm doch irgendwelche Lügen erzählt!" zischte sie, als ich immer noch nichts sagte.
Langsam dämmerte es mir allerdings, stand sie auf meinen Bruder? Mir fiel keine andere Begründung für ihr komisches Verhalten ein.
„Du stehst auf ihn." sprach ich meine Gedanken aus, was ich allerdings schnell bereute, als ich ihre Hand in meinem Gesicht spürte.
Sie hatte mich geschlagen.

Ich torkelte ein paar Schritte zurück und spürte, wie mir Tränen über die Wangen kullern.
Sowohl mein Handgelenk als auch meine Wange brannten förmlich vor Schmerz und ich war froh, als ich meinen Bruder entdeckte, welcher gerade auf mich zu kam.
Er nahm mich in den Arm und ich schmiegte meinen Kopf an seine Brust.
Beruhigend strich er mir über den Rücken, bevor er sich wieder von mir löste und sich mein Gesicht und mein Handgelenk ansah. Er seufzte kurz, nahm dann meine Hand und schleifte mich wortlos aus der Halle.

Lückenlos - Haikyuu FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt