Kapitel 28 - Gerüchte

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Nun wieder aufzustehen und in die Schule zu müssen, bereitete mir definitiv keine gute Laune. Ausgelaugt, vom wenigem schlaf, machte ich mich für die Schule fertig und ging dann nach unten, wo ich auf meine Oma traf. Sie blätterte gerade durch einige Papiere und neben ihr stand ein Koffer.
„Was wird das, wenn's fertig ist?" fragte ich sie leicht irritiert.
„Ich sagte doch, dass sie zukünftig im Krankenhaus bleiben muss." ertönte unerwartet Shinsukes Stimme hinter mir. Mein Bruder war wohl gerade die Treppe runtergekommen.
Ich nickte kurz.
„Keine Sorge, ihr könnt mich, wann immer ihr wollt, besuchen. Es tut mir schrecklich leid, dass ich nicht mehr hier auf euch aufpassen kann, aber ich bin dennoch für euch zwei da und das solange ich eben kann." meldete sich nun auch unsere Großmutter zu Wort.
„Ich komme so oft ich kann." sagte ich schnell und lief zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen.
„Sakiko, wir müssen los." erinnerte mich kurz darauf allerdings mein Bruder.
Unfreiwillig löste ich mich von meiner Großmutter, trottete zu meinem Bruder und folgte ihm schließlich zu unserer Haltestelle.

In der Bahn, traf ich auf Osamu und Suna, welche, als sie mich entdeckten, zu mir kamen.
Nachdem wir uns alle kurz begrüßt hatten, wirkte Suna leicht verlegen und fragte dann: „Hast du von der Party gestern gehört?"
Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
„Egal, was du heute darüber hörst, ignorier es lieber." kam es dann von Osamu, nach einem genervten seufzen.
„Aber was denn überhaupt für eine Party?" hakte ich dann irritiert nach.
„Die Zuspielerin aus dem Volleyballteam der Mädchen, veranstaltet oft Partys, wenn ihre Eltern vereisen und gestern fand so eine dämlich Party eben statt, wo immer die halbe Schule eingeladen ist, allerdings werden da immer etliche Gerüchte verbreitet und Geheimnisse ausgeplaudert. Mein Bruder war auch da und hat mir erzählt, dass da auch einiges über dich und deine Familie erzählt wurde." erklärte mir Osamu gelangweilt.
Noch bevor ich hätte weiter nachfragen können, waren wir schon an der Schule angekommen und mussten erstmal aussteigen.
Auf dem Weg zum Schultor, konnte ich Osamu wegen der vielen Schüler nicht mehr entdecken, weshalb ich einfach zu meinem Klassenzimmer lief.

Dort angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz und kurz darauf, setzte sich Machi neben mich.
„Endlich bist du wieder da. Wie geht's dir?"
Kurz musste ich tatsächlich nachdenken. Ich war mir momentan nicht sicher, wie es mir geht.
„Mir geht's ganz gut, denke ich." antworte ich daher eher unsicher. Sie musterte mich streng, ließ es aber dann auf sich beruhen.
„Ich war gestern auf so einer Party und da habe ich gehört, dass Atsumu eine Freundin hat." erzählte sie dann mit gesenkter Stimme.
Ich nickte nur, damit sie wusste, dass ich ihr zugehört hatte.

In letzet Zeit, läuft wohl gar nichts mehr gut, dachte ich mir nur seufzend und wendete meinen Blick nach vorne.
Die restliche Zeit, bis der Lehrer kam, schwieg ich.
Ich dachte während dem Unterricht viel nach, bekam daher nicht mal wirklich mit, welches Thema wir gerade besprachen, schlief sogar beinahe ein. Ich war so unglaublich müde, weil ich wegen der unglaublich vielen Gedanken, kaum noch schlafen kann.
Durch ein lautes Klatschen, wurde ich dann aber aus meinen Gedanken gerissen. Mit einem finsteren Blick, schaute mich meine Lehrer an und sagte: „Wenn du nicht vor hast, am Unterricht teilzunehmen oder gar zuzuhören, kannst du den ganzen Stoff nach der Schule alleine nachholen. Die restliche Woche wirst du nachsitzen, schließlich ist das nicht das erste Mal, dass du offensichtlich nicht zuhörst, Sakiko Kita!"
„Nein, das geht nicht! Ich kann nach der Schule nicht länger bleiben!" protestierte ich dann allerdings schnell, da ich, wenn ich nachsitzen müsste, es nicht zu den Besuchszeiten ins Krankenhaus zu meiner Oma schaffen würde.
„Vor die Tür, sofort!" schrie er dann wutentbrannt durch den Raum, woraufhin ich ihn vor die Tür folgte.
„Du kommst jetzt mit zum Direktor und dort besprechen wir dann dein Verhalten."
Ich erwiderte nichts weiter und lief einfach meinem Lehrer nach. Beim Direktor angekommen, setzte ich mich in einen kleinen Flur, vor dem Büro und wartete, während mein Lehrer etwas mit dem Direktor beredete. Nach wenigen Minuten, kam mein Lehrer wieder zu mir.
„Ich werde jetzt wieder in den Unterricht gehen, aber du wirst hier warten und in der Pause werden wir über dein Verhalten reden und deine Eltern herbestellen. Ich hatte mehr von dir erwartet." erklärte er und verschwand Richtung Klassenzimmer.

Eltern herbestellen... wie soll das denn gehen? fragte ich mich gedanklich. Meine Eltern sind schon lange Tod und heutzutage denke ich auch nicht mehr viel an sie, weil jeder Gedanke an sie weh tut. Meine Panikstörung hatte sich nach ihrem Tod entwickelt und ich war einige Zeit in Behandlung deswegen. Shinsuke konnte besser damit umgehen, auch, wenn es ihn mindestens genauso traurig machte, wie mich.
Bis ich die Schulglocke hörte, dachte ich über früher nach, als ich noch klein war und keine Sorgen hatte.

Als ich dann meinen Lehrer auf mich zukommen sah, wurde ich etwas nervös. Ich hatte Angst, dass ich es diese Woche, wegen ihm, tatsächlich nicht schaffen würde, meine Großmutter zu Besuchen.
Ich folgte meinem Lehrer in das Büro des Direktors und setze mich dort still auf einen Stuhl.
„So, wir werden jetzt deine Eltern informieren. So kann das nun wirklich nicht weiter gehen. Ich hatte mehr von dir erwartet, schließlich ist dein Bruder sogar Jahrgangsbester und das mit Abstand. Du jedoch schaffst wohl kaum das Schuljahr, wenn du nie aufpasst." meckerte er drauflos, kaum war die Tür hinter ihm zugegangen.
„Zum Thema Eltern. Ich konnte in den Unterlagen keine Nummern oder Anschrift zu diesen ausfindig machen, nur eine Großmutter ist hier dokumentiert, doch die hinterlegte Nummer, ist nicht mehr aktuell." meldete sich daraufhin der Direktor zu Wort.
„Ich wohne... wohnte ja auch bei meiner Großmutter, aber die hat ihr Handy verkauft, weil sie es nicht verstanden hatte. Festnetz benutzen wir auch schon ewig nicht mehr und wenn sie telefonieren will, benutzt sie das Handy meines Bruders." erklärte ich kurz.
„Was heißt denn hier wohnte?" hakte mein Lehrer genervt nach, woraufhin ich erklärte, dass sie nun im Krankenhaus ist und wahrscheinlich auch nicht mehr zurück kommt.
„Sakiko, heißt das, dass du mit deinem Bruder alleine in dem Haus wohnst?" fragte nun wieder der Direktor mit ruhiger Stimme nach. Ich nickte kurz.
„Nun, dann verschieben wir dieses Gespräch wohl mal für eine Weile, es gibt wichtigeres. Sakiko, wir müssen das Jugendamt anrufen, damit sich jemand um euch kümmert." erklärte er dann und griff zum Telefon.
„Nein!" schrie ich und stand vom Stuhl auf. „Meine Oma hat doch schon genug Probleme mit dem Jugendamt, weil die finden, dass sie zu alt ist, um sich um und zu kümmern, aber bitte rufen Sie da nicht an. Ich möchte nicht, dass meine Großmutter Probleme bekommt oder sich Sorgen macht."
„Tut mir leid, aber das muss jetzt sein." erklärte er seufzend und wendete sich dann zu meinem Lehrer. „Würden Sie bitte Shinsuke Kita holen."
Mein Lehrer nickte und verschwand dann aus dem Raum. Ich bemühte mich, nicht in Tränen auszubrechen und krallte mich mit den Händen in meinen Rock.

Als mein Bruder nach wenigen Minuten mit meinem Lehrer zusammen den Raum betrat, hatte der Direktor schon längst beim Jugendamt angerufen.
„Ihr wartet bitte hier, wir kommen gleich wieder." sagte unser Direktor dann und verließ mit meinem Lehrer den Raum.
Ich war nun alleine mit meinem Bruder in diesem Büro. Shinsuke bemerkte, dass ich mich bemühte, nicht zu weinen, weshalb er versuchte, mich zu beruhigen.
„Dein Lehrer hat mir erzählt, worum es geht. Sakiko, es wird alles wieder gut. Mach dir bitte keine Sorgen."
Ich nickte nur.
„Ich verspreche dir, dass ich mich um alles kümmern werde." fügte er dann noch hinzu.

Lückenlos - Haikyuu FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt