Kapitel 17 - Hilfe

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Vor mir standen zwei Jungs, welche in etwa genauso alt sein müssten wie ich, wenn nicht sogar jünger und genau diese zwei Jungs drücken mich gerade gegen die Mauer und halten meinen Mund zu.
„Du gibst uns jetzt dein Geld und all deine Wertsachen oder du wirst es bereuen." flüsterte der kleinere von Beiden in mein Ohr, während er mein Handgelenk zusammendrückte.
Der Größere machte sich daran meine Jackentaschen zu durchsuchen und nahm sich dabei mein Handy. Er hielt es hoch und schaute sich mein Hintergrundbild an. „Na sowas, ist das etwa dein Freund? Der hilft dir jetzt auch nicht." Er fing an höhnisch zu Lachen und steckte mein Handy in seine Tasche. Auf dem Bild sah man meinen Bruder und mich bei meinem letzten Geburtstag. Der kleinere drückte mein rechtes Handgelenk immer fester zusammen und durch seine Hand, welche er auf meinen Mund und auch meine Nase presste, bekam ich kaum Luft. Eine einzelne Träne bannte sich einen Weg meine Wange hinunter und ich dachte verzweifelt darüber nach, was ich tun sollte.
„Oh, wieso flennt die kleine Göre denn jetzt? Hast du etwa Angst, dass dein Freund sauer wird, wenn du in einer Gasse zwei anderen Jungs so nah kommst?" Der Kleinere näherte sich meinem Hals und verpasste mir einen Knutschfleck und der Größere lachte, während er meine Hosentaschen nach Wertgegenständen oder Geld durchsuchte, wobei er meine Schlüssel fand, welche er sich ebenfalls einsteckte.
„Jetzt hast du ein Andenken am Hals. Wie willst du das nur deinem Freund erklären?" hauchte der Kleinere mir provokant ins Ohr, nachdem er sich von meinem Hals gelöst hatte.
Ich wurde unglaublich wütend und biss ihm, als er kurz seinen Griff etwas lockerte in die Hand, weshalb er unabsichtlich mein Handgelenk los ließ. Ich schubste ihn schnell weg. Der Andere stand mir allerdings immer noch im Weg. Er war viel größer und wahrscheinlich auch stärker als ich. Ich nahm einen Müllsack, der an der Mauer lehnte und warf ihm diesen ins Gesicht, um dann schnell an ihm vorbei laufen zu können, während er kurz abgelenkt war. Ich lief so schnell ich konnte, doch die Beiden Jungs waren dicht hinter mir. Ich bin sicherlich noch nie so schnell gerannt, wie in diesem Moment. An der Unterkunft angekommen, waren die Beiden immer noch hinter mir. Bei der Unterkunft waren mittlerweile alle Lichter aus und am Eingang angekommen, musste ich feststellen, dass die Tür sich ohne Schlüssel nicht mehr von außen öffnen lässt, was um die Uhrzeit wohl kein Wunder ist. Panisch klopfte ich an die Tür und hoffte, dass es jemand hört.
Plötzlich wurde ich dann aber von hinten zurück gezerrt und auf den Boden geschubst. „Was sollte das denn? So einfach kommst du nicht davon." Beide Jungs kamen mir bedrohlich nah und auch wenn sie wahrscheinlich nicht viel älter waren als ich, machten sie mir fürchterlich dolle Angst. Der Kleinere zerrte mich wieder vom Boden hoch und hielt meine Arme hinter meinem Rücken zusammen. Ich schrie so laut ich konnte nach Hilfe, bevor der größere mir dann ein Tuch in den Mund stopfte und „ich will ja nicht, dass du wieder beißt." flüsterte.
Auf einmal hörte ich dann, wie sich die Eingangstür der Unterkunft öffnete und Atsumu und Osamu herauskamen.
„Ihr kleinen Mistkäfer lasst sie jetzt besser los, wenn euch euer Leben lieb ist." sprach Atsumu und seine Stimme klang äußerst bedrohlich.
Der kleinere ließ sofort los und rannte weg, wobei der Größere zu überlegen schien. „Ihr werdet bereuen, mir den Spaß kaputt gemacht zu haben." entgegnete er Atsumu und schubste mich dann mit voller Kraft auf den Boden und machte sich dann auch aus dem Staub. Ich stand schnell wieder auf, um Atsumu festzuhalten, welcher Anstalten machte, die Typen zu verfolgen. „Nicht, ist schon gut." versuchte ich ihn zu beruhigen.
Atsumu drehte sich nun zu mir und sah mich an. Sein wutentbrannter Blick wurde zu einem höchstbesorgten. Osamu ging auf uns zu und musterte mich. „Wir sollten wohl die Polizei rufen." stellte er fest und sah auf das Tuch am Boden, welches mir einer der Typen in den Mund gestopft hatte. „Nein, nicht! Auf keinen Fall!" protestierte ich schnell und hob das Tuch auf. Für diese Aussage kassierte ich besorgte als auch verwirrte Blicke.
„Es ist ja nichts schlimmes passiert, mir geht's gut." versuchte ich die Gemüter der Zwillinge zu besänftigen, allerdings gucken diese nun nur noch besorgter. „Ich denke, du solltest erstmal erzählen, was passiert ist und dann sehen wir weiter." schlug Osamu vor. Ich nickte kurz und wir gingen zusammen wieder rein. Ich folgte den Zwillingen in ihr Zimmer und ich setzte mich zu Atsumu auf sein Bett, Osamu saß uns gegenüber, auf seinem Bett.
Ich erzählte ihnen alles und senkte danach meinen Blick zum Boden.
Ich fühlte mich letztendlich einfach nur hilflos. Erst dachte ich, ich würde es hinbekommen, doch am Ende weiß ich nicht, was passiert wäre, wenn die Zwillinge nicht da gewesen wären.
„Vielleicht sollten wir Kita holen." meldete sich Osamu vorsichtig zu Wort. Atsumu schwieg die ganze Zeit schon und reagierte auch jetzt nicht.
„Nein, bitte nicht. Er würde sich nur unnötig Sorgen machen." wendete ich ein.
„Die Sorgen wären wohl kaum unangebracht oder gar unnötig." meldete sich nun Atsumu zu Wort, klang dabei allerdings schon fast sauer.
„Tsumu, beruhige dich. Sakiko ist wahrscheinlich noch geschockt, mach es nicht noch schwerer für sie."
„Nein, Atsumu hat wahrscheinlich recht. Ich hätte das nicht sagen sollen. Es ist nur so, dass in letzter Zeit bei uns Zuhause viel los ist und ich möchte ihm einfach nicht noch mehr aufbürden, auch euch möchte ich eigentlich nicht mit meinem Problemen belasten."
Es bereitete mir ein schlechtes Gewissen, dass ich die Zwillinge in dieses Schlamassel mit reingezogenen habe, dennoch war ich ihnen auch unglaublich dankbar, dass sie mir geholfen haben.
„Na gut, wir holen ihn nicht und nur damit das klar ist: Du belastest uns nicht." gab Osamu nach und seufzte.
„Es ist schon spät. Ich gebe dir für die Nacht ein paar Anziehsachen von mir und dann kannst du in meinem Bett schlafen." Atsumu stand auf und öffnete eine Schrankhälfte und kramte ein paar Sachen hervor. Leicht irritiert starrte ich ihn einfach an.
Ich soll hier schlafen? Das geht doch nicht, oder?
Atsumu war meine Verwirrung nicht entgangen.
„Du sagtest, dass dein Handy und deine Schlüssel, also auch der für dein Zimmer geklaut wurden und wenn Kita nichts erfahren soll, dann schläfst du wohl hier." erklärte er und überreichte mir ein Stapel Kleidung.
„Du kannst dich im Bad umziehen." fügte er dann noch hinzu und ich stand langsam auf und machte mich auf den Weg.
Nachdem ich mir die kurze Hose und das T-Shirt angezogen hatte, fiel mir der Knutschfleck an meinem Hals auf. Ich hatte mir schon gedacht, dass er da war, allerdings bereite es mir eine Gänsehaut, ihn auch zu sehen. Ich verdeckte ihn schnell mit meinen Haaren und ging dann wieder zu den Jungs rüber. Sie hatten sich scheinbar auch umgezogen und Atsumu räumte gerade noch ein wenig auf.
„Du kannst in meinem Bett schlafen, ich schlafe auf dem Boden." Atsumu deutete auf sein Bett.
„Das geht doch nicht. Ich werde auf dem Boden schlafen." erklärte ich schnell, doch Atsumu lachte nur.
„Als würde ich das zulassen und jetzt geh schon ins Bett, es ist schon spät."
Ich setzte mich aufs Bett und zog dann Atsumu an seinem Handgelenk neben mich auf die Matratze. „Würdest du neben mir schlafen? Ich möchte nicht, dass du auf dem Boden verweilst und ehrlich gesagt, möchte ich auch nicht alleine sein." Verlegen wendete ich meinen Blick von ihm ab, wobei mir auffiel, dass Osamu scheinbar schon eingeschlafen war. Atsumu seufzte kurz und lief dann zum Lichtschalter, um diesen auszuschalten. Danach kam er zu mir und legte sich neben mich.
Seine Nähe beruhigte mich und ich fühlte mich dadurch besser.
Ohne ihn hätte ich wohl auch nicht einschlafen können.

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