Kapitel 18 - Du hättest nicht lügen sollen

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Der darauffolgende Morgen war zu meinem Glück eher entspannt. Nachdem ich aufgewacht war, war Atsumu schon weg, er wollte wohl schon früh morgens wieder joggen. Ich ging mir derweil also schnell einen neuen Zimmerschlüssel holen, damit ich mich fertig machen konnte.
Da jedem aus dem Team klar ist, dass ich ziemlich schusselig bin, hat es niemanden gewundert, dass ich meinen Schlüssel angeblich verloren hatte und das ich bei den Zwillingen übernachtet habe, hat niemand hinterfragt, was wohl daran lag, dass sich das niemand in der Anwesenheit von meinem Bruder traute zu hinterfragen. Shinsuke ist kein angsteinflössender Mensch, wirkt allerdings gelegentlich ziemlich autoritär und abschreckend.
Nach dem Frühstück gingen die meisten Jungs in den Gemeinschaftsraum. Ich ging stattdessen in mein Zimmer. Ich hatte den ganzen Morgen lang den Knutschfleck hinter meinen Haaren versteckt, doch beim Training würde ich später einen Zopf tragen, also muss der Fleck bis dahin irgendwie verschwunden sein.
Im Internet fand ich keine schnelle oder hilfreiche Lösung, also versuchte ich es einfach mit etwas Schminke. Er war somit zwar immer noch da, aber man konnte ihn nicht sofort sehen. Das sollte reichen.

Auch die Haut meines rechten Handgelenks war etwas blau gefärbt und schmerzte, was sich aber leicht durch ein Armband kaschieren ließ.

Gegen elf Uhr trafen wir uns dann vor der Unterkunft mit den Coaches. Sie erklärten uns, dass die Spieler der Partnerschule gleich hier sein würden, um uns schon einmal kennenzulernen. Später würden wir dann mit ihnen zusammen essen und dann bis zum Abend trainieren.
Tatsächlich ließen die Spieler der Kagaku-Gijutsu Oberschule auch nicht lange auf sich warten.
Die Spieler begrüßten sich gegenseitig und die Kapitäne und Trainer schienen ein paar Dinge zu klären.
Um niemanden im Weg zu stehen, stellte ich mich etwas abseits hin und beobachtete die beiden Teams. Sie schienen sich relativ gut zu verstehen, wobei es natürlich ein paar Ausnahmen gab, die nicht viel Interesse am jeweils anderem Team zeigten. So blieben Suna und Osamu beispielsweise eher unter sich, während Atsumu sich amüsierte, in dem er ein paar Spieler provozierte.

Nachdem sich die Spieler etwas besser kennengelernt hatten und zusammen zu Mittag aßen, gingen wir gemeinsam zu ihrer Schule. Das Schulgelände an sich schien nicht besonders groß zu sein und das Schulgebäude war auch relativ alt, dafür wurde die Sporthalle scheinbar erst vor kurzem renoviert, was die Jungs natürlich ziemlich freute.
Das Team der Kagaku-Gijutsu Oberschule hat keinen Manager oder Managerin, weshalb ich bei ihnen auch ein wenig aushalf, damit die Jungs sich mehr auf das Training fokussieren konnten. Wasserflaschen aufzufüllen, ein paar Bälle zuzuspielen und ein paar Notizen machen, waren zwar keine komplizierten oder schwierigen Aufgaben, allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass mein Handgelenk das weiterhin aushält.
Umso glücklicher war ich, als das Training für diesen Tag beendet wurde. Den restlichen Abend über, darf jeder für sich entscheiden, womit er seine Zeit totschlagen möchte. Einige blieben auch noch in der Halle, um noch weiter zu trainieren.
Ich beschloss, dass ich mich um mein Handgelenk kümmern sollte. In einer Apotheke würde ich bestimmt eine Salbe oder sowas in der Art finden.
Als ich dann aber gerade die Halle verlassen wollte, tauchte mein Bruder plötzlich vor mir auf und musterte mich streng.
Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, was jetzt kommen wird.
„Du hast irgendwas."
Wusste ich es doch, dachte ich mir und seufzte. Offensichtlich, ist ihm aufgefallen, dass etwas mit mir nicht stimmt und jede weitere Ausrede würde meine Situation verschlimmern, das wusste ich genau.
„Mein Handgelenk schmerzt." rückte ich vorsichtig raus. Das mein Handgelenk schmerzte, war keine Lüge, es war nur eben nicht alles, doch auch wenn ich ihm ungern alles anvertrauen würde, konnte ich mir auch nichts ausdenken.
„Zeig her."
Stumm nahm ich mein Armband ab und präsentierte ihm mein Handgelenk.
„Was ist passiert?" fragte er Stirnrunzelnd und musterte die blauen Flecken ganz genau.
„Umgeknickt oder so." nuschelte ich vor mich hin. Jetzt hatte ich wohl meine Bruder belogen, doch die Wahrheit zu sagen, erschien mir momentan nicht richtig, auch wenn es es mir auch nicht richtig schien, meinen Bruder zu belügen, egal wie banal die Lüge auch sein mag.
Seine Blicke durchbohrten mich förmlich und ich konnte mir denken, dass er mir nicht glaubte.
„So sieht ein Handgelenk nicht aus, wenn man umknickt. Du sollst mich nicht belügen, aber das besprechen wir später. Ich werde dir was für dein Handgelenk holen und du setzt dich auf die Bank und rührst dich nicht."
Ich nickte vorsichtig und ließ mich dann, wie befohlen, auf einer Bank nieder.
Shinsuke verließ die Halle und ich seufzte.
Was bin ich denn für eine Idiotin?
Was mir gestern passiert ist, ist schon idiotisch genug, also wieso führe ich mich dann jetzt noch so seltsam auf?
Kopfschüttelnd schlug ich mir eine Hand gegen die Stirn. Ich wusste einfach nicht, was mit mir in letzter Zeit los war. Erst das Mädchen Volleyball Team und dann das gestern. Ich frage mich langsam, ob ich vom Pech verfolgt werde.

Als Shinsuke wieder kam, trug er vorsichtig eine Salbe auf meinem Handgelenk auf und gab mir etwas zum Kühlen. Er sagte kein Wort und ging, als ich versorgt war, stumm weg.
Es kommt zwar nicht oft vor, aber ich würde wetten, dass er sauer oder enttäuscht ist und das ist das Schlimmste, was passieren kann.
Wenn mein Roboter Bruder sauer ist, dann fühlt sich das so an, als würde man erfahren, dass jemand gestorben ist.

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Uhm Hey,
bin ziemlich unzufrieden mit diesem Teil, konnte mich aber einfach nicht großartig Konzentrieren. Also entschuldigt, aber meine Mutter war heute Zuhause, weshalb heute eben ein ziemlich mieser Tag war.

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