Kapitel 15 - Kannst du die Klappe halten?

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Machi konnte sich natürlich kaum noch zusammenreißen, nachdem sie erfahren hatte, dass ich definitiv etwas für den blonden Zwilling übrig hatte.
Jedesmal, wenn wir ihm über dem Weg liefen oder er in den Pausen auch nur ansatzweise in der Nähe war, kicherte sie und starrte ihn geistesgegenwärtig an. Man könnte fast meinen, dass sie diejenige ist, die in den blonden Zuspieler Verliebt ist.
Auch heute hat sie mir durch ihr Verhalten viel Energie geraubt. Jedesmal musste ich mich bemühen, sie zurückzuhalten, um zu verhindern, dass sie sich verplappert.
Ich mag Machi. Sie ist eine wirklich gute Freundin, aber sie kann einfach nichts für sich behalten.
Genau das führt auch gerade dazu, dass ich nervös in der Cafeteria sitze und auf sie an unserem gewöhnlichen Tisch warte, während sie sich noch etwas zu essen holt und vor ihr in der Schlange die Zwillinge stehen.
Ich hoffe inständig, dass sie einfach die Klappe hält.

Etwas verwundert sah ich sie dann an, als sie grimmig guckend auf mich zu kam.
„Ist was passiert?" fragte ich daher, während sie ihr Tablett auf den Tisch knallte und sich dann setzte.
„Diese Beiden Idioten haben gerade über einen Liebesbrief gesprochen, den Atsumu bekommen hatte." erklärte sie aufgebracht und schaute die Zwillinge mit einem finsterem Blick an.
„Beruhig dich mal, dass heißt doch erstmal nichts." beschwichtigte ich die Situation erstmal, damit sie nicht noch das Aufsehen der ganzen Cafeteria mit ihrem Verhalten erweckt.
„Wie kannst du denn so ruhig bleiben, wenn du was für ihn empfindest?" überdreht warf sie ihre Hände in die Luft und seufzte.
„Einer muss ja ruhig bleiben." antworte ich lachend und sie plusterte beleidigt ihre Wangen auf.
„Was ist denn hier so lustig?" ertönte nun eine mir allzu bekannte Stimme und ich schaute lächelnd zu Suna, welcher sich gerade zu uns gesetzt hatte.
„Machi übertreibt mal wieder maßlos." antworte ich ihm kichernd.
„Stimmt doch gar nicht! Ich verstehe überhaupt nicht, wieso dich das so kalt lässt!" murrte sie daraufhin.
Suna lachte und fragte dann amüsiert: „Was ist denn passiert?"
Machi erklärte ihm die Situation.
„Hmm, die Zwillinge haben tatsächlich viele Bewunderer, auch außerhalb der Sporthalle." erklärte er und warf dann einen kurzen Blick zu den Brüdern rüber, welche passender weise gerade von ein paar Mädchen belagert werden.
Ich bin keineswegs eine besonders eifersüchtige Person, doch dieser Anblick tut natürlich schon ein wenig weh.
„Suna, was meinst du denn mit Bewunderern außerhalb der Sporthalle?" hake ich nach, während ich meinen Blick immer wieder zu den Zwillingen schweifen lasse.
„Die Beiden sind relativ beliebt. Bei Spielen kommen Ja auch viele Schüler mit, daher spricht sich natürlich rum, dass die Zwillinge wirklich gut sind, außerdem echt nicht hässlich." erklärte er kurz, wobei er beim letzen Teil leicht rot wurde.
Machi wusste nicht, dass Suna schwul ist, würde über so eine Aussage aber auch niemals weiter nachdenken. Sie hinterfragte selten solche Aussagen.

Nachdem Machi aufgegessen hatte, stand sie auf. „So, ich muss leider schon los. Muss vor dem Club noch zum Sekretariat." erklärte sie und marschierte zur Tür.
Als ich mich zu Suna drehte, sah ich, dass auch er gerade aufstand. „Sorry, muss auch schon los. Sehen uns ja später in der Sporthalle." und schon war auch Suna durch die Tür verschwunden.
Seufzend stand ich also auch auf und machte mich auf den Weg zum Schulhof. Ich ließ mich auf einer eher abgelegenen Bank nieder und machte einfach schonmal ein paar Hausaufgaben.
Ich brauchte nicht lange und beobachte, nachdem ich fertig war, einfach nur stumm die Geschehnisse um mich herum. Ein paar Schüler liefen hier rum oder saßen auf irgendwelchen Bänken verteilt, so auch einige Mädchen des Volleyballclubs. Ich musterte diese Mädchen aus der Ferne, wobei mir plötzlich auffiel, dass eine von ihnen auf mich zukam. Leicht panisch stand ich also auf und wollte gehen, allerdings war sie da schon bei mir.
„Was fällt dir ein, dass du andauernd mit den Jungs des Volleyballclubs rumhängst, sogar mit ihnen zur Schule kommst, isst und beim Training dabei bist, hmm?" Bedrohlich schnipste sie mir gegen die Stirn und drängte mich wieder näher zur Bank, bis ich mich auf jener fallen ließ.
„Ich bin doch ihre Managerin und wir sind befreundet." entgegnete ich ihr schließlich kleinlaut und versuchte ihrem Blick auszuweichen.
„Lügnerin! Bisher hat noch niemand den Kapitän und den Coach überzeugen können, gut genug dafür zu sein." Wutentbrannt hielt sie mich am Kragen und rüttelte mich kurz. Ich tat leicht geschockt nichts anderes, als dabei kurz zusammenzuzucken.
Das mein Bruder als schwer zu überzeugen gilt, wunderte mich nicht. Mich wunderte eher, dass ihr Kapitän nicht erwähnte, dass Shinsuke mein Bruder ist. Das sie es ihrem Team nicht sagte, war mir aber auch recht, schließlich wollte ich mich nicht immer hinter Shinsuke verkriechen.
Vorsichtig nahm ich ihre Hand von meinem Kragen und stand von der Bank auf.
„Ich ähm... muss jetzt los." Ich drehte mich um und ging mit schnellen Schritten immer weiter.
Plötzlich wurde ich allerdings kräftig von hinten geschubst und ich konnte mich nur leicht mit den Händen vor dem Boden abfangen. Ich hörte ein hämisches Lachen und nach einem kurzen Blick hinter mich, sah ich, wie das Mädchen von eben Händereibend und grinsend wieder zu ihren Teamkollegen geht.
Etwas wehleidig zischend stand ich dann auf und klopfte vorsichtig den Dreck von meinen Sachen.
Ich konnte nur kleine Schrammen und Schürfwunden an meinen Knien und Händen feststellen. Sie bluteten nicht dolle, waren aber unglücklicherweise voller Dreck und kleinen Kieselsteinen vom Boden.
Ich machte mich schnell auf den Weg zu den Toiletten um dort meine kleinen Wunden mit Wasser auszuspülen. Als ich die Treppen rauf lief, verspürte ich ein wirklich unangenehmes Gefühl in meinen Knien.

Noch gerade rechtzeitig zum Klingeln, war ich fertig. Man sah kaum noch was, nur noch kleine Schrammen an den Händen und ein paar Kleinigkeiten an den Knien. Es tat zwar ein bisschen weh, war aber nicht dramatisch, allerdings waren meine Strümpfe nun kaputt und meine Knie schmerzten beim Treppenlaufen enorm. Als ich wieder vor einer Treppe stand, blieb ich erstmal stehen, weil ich wirklich darauf verzichten konnte, da jetzt runterzugehen. Allerdings musste ich, schließlich muss ich jetzt zur Sporthalle.
„Was machst du denn da?" ertönte plötzlich die monotone Stimme meines Bruders neben mir.
Ich drehte mich zu ihm und deutete auf meine Knie. Er nickte nur kurz verstehend und stellte sich dann eine Treppenstufe weiter unten vor mich.
Huckepack trug er mich dann einfach zur Turnhalle und ließ mich dort erst auf der Bank wieder runter. Auf dem Weg wurden wir natürlich von vielen Schülern komisch angeguckt und es war mir auch ein wenig unangenehm.

Ich war nur froh, dass Shinsuke mit dem ausquetschen, woher diese Wunden kamen, bis nach dem Training wartete. Nicht so froh war ich dann allerdings, als ich bemerkt hatte, dass auch ein paar andere Teammitglieder dieses Gespräch mitbekamen. Es war mir sichtlich unangenehm, dass auch die anderen hörten, was passier war.

Als wir Zuhause ankamen versorgte meine Großmutter die kleinen Wunden nochmal und ich ließ mich dann einfach erschöpft in mein Bett fallen.

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