Kapitel 35 - Letzer Wille (letzes Kapitel)

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Niemand war Sauer, weil ich nicht bei der Beerdigung war.
Shinsuke hat mir erzählt, dass es wirklich schön war und Oma sich wahrscheinlich darüber gefreut hätte, wenn eine schöne Beerdigung, denn ein Grund zur Freude wäre.

In der Schule hatte sich auch schnell herumgesprochen, was passiert war.
Das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso mein Bruder und ich dauerhaft mitleidig angeguckt wurden und der Grund dafür, dass ich mir keine dummen Sprüche mehr anhören muss.

Doch trotz allem, kehrt langsam wieder die Normalität in den Alltag zurück und die Tränen werden weniger, auch, wenn sie nicht ganz verschwinden.
Shinsuke nimmt wieder normal am Training teil, ich erfülle wieder meine typischen Manager Aufgaben, wir gehen wieder normal zur Schule und unternehmen was mit unseren Freunden, welche uns, so viel sie eben können, unterstützen.

Heute ist ein wunderschöner Tag.
Die Sonne scheint und man sieht keine Wolken am Himmel.
Meine Großmutter liebte solche Tage.

Vielleicht sollte ich endlich zu ihr gehen, dachte ich, während ich von der Schule nach Hause ging. Heute findet kein Training statt, also wäre jetzt wohl ein guter Zeitpunkt, um endlich zu ihrem Grab zu gehen.
Ich denke, es ist wichtig, hinzugehen, um damit irgendwann klar zu kommen.

Natürlich würde ich aber nicht alleine zum Grab gehen, soweit war ich nun auch wieder nicht. Ich schrieb meinem Bruder und Atsumu, um sie zu fragen, ob sie mich begleiten würden. Sie sagten, dass wir uns in einer am Eingang des Friedhofes treffen würden und Shinsuke sagte mir, dass Machi auch kommen würde.
Machi und Shinsuke sind zwar kein Paar, zumindest noch nicht, doch Machi ist oft bei ihm. Sie ist für ihn da und achtet auf ihn.
Mein Bruder redet nicht oft über seine Gefühle und kann sie manchmal auch nicht gut ausdrücken.
Gerade deswegen, bin ich froh, dass Machi bei ihm ist und ihm zur Seite steht, schließlich ist es wohl nichts verwerfliches, dass Shinsuke mit mir, seiner kleinen Schwester, nicht immer über alles sprechen möchte, auch, wenn er das natürlich könnte.

Da ich noch Zeit hatte, bevor wir uns treffen, beschloss ich, noch etwas zu Besorgen.
Anstatt nach Hause zu gehen, ging ich also zu einem kleinem Blumenladen, der in der Nähe ist.
Ich sah mich ein wenig im Laden um, bevor ich mich dann dafür entschied, einen bunten Blumenstrauß zu kaufen.
Der Strauß sah sicher nicht typisch aus, für einen Strauß, den man sonst auf dem Friedhof findet, doch ich fand, dass er perfekt zu meiner Großmutter passte.

Mit den Blumenstrauß im Schlepptau, lief ich dann zur nächsten Bushaltestelle und fuhr zum kleinen Friedhof am Stadtrand.
Von weitem, konnte ich schon Atsumu, Machi und meinen Bruder erkennen.
Ich ging also zu ihnen und anschließend gingen wir gemeinsam zum Grab meiner Oma, während Atsumu meine Hand hielt.

Als wir uns alle um das Grab verteilt aufstellten, herrschte erstmal Stille, bis Shinsuke sich irgendwann zu Wort meldete und sagte: „Sakiko, Oma hat mir vor einiger Zeit, als es ihr langsam immer schlechte ging, etwas gegeben. Sie sagte ich soll es mit dir zusammen öffnen, wenn sie nicht mehr unter uns weilt. Ich denke, dass jetzt ein guter Zeitpunkt wäre."
Ich legte den Blumenstrauß aufs Grab und nahm meinem Bruder eine Schachtel aus den Händen, welche er mir zuvor hingehalten hatte.
Stumm öffnete ich sie und sah, dass sich ein Brief darin befand.
Ein Brief von meiner verstorbenen Großmutter. In meinen Augen sammelten sich wieder einige Tränen, als ich ihre Schrift erkannte.
Deswegen hielt ich Atsumu den Brief hin und bat ihn, den Brief für uns vorzulesen, was er auch tat.

Liebe Sakiko und lieber Shinsuke,

ich liebe euch beiden abgöttisch und es tut mir leid, was ihr momentan alles erlebt.
Ihr seid sicher traurig oder auch überfordert, doch das wird vorbei gehen und das soll es auch.
Ich weiß, dass ihr mich niemals vergessen werdet, aber ihr werdet irgendwann euer eigenes Leben weiter leben und weniger an mich denken und das ist auch gut so.

Lückenlos - Haikyuu FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt