Kapitel 30 - Pflegefamilie

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Da die Zwillinge nicht ganz so dumm sind, wie sie manchmal vielleicht wirken, ist ihnen aufgefallen, dass etwas nicht in Ordnung war. Auf dem Weg zur Sporthalle erzählte ich ihnen also, was heute los war. Somit war die Stimmung, als wir bei der Halle ankamen, eher bedrückt. Vor allem Atsumu schien das sehr nahe zu gehen. Osamu stupste seinem Bruder kurz in die Seite und flüsterte ihm was zu. Danach wendete sich der grauhaarige Zwilling mir zu. „Uns beiden tut wirklich leid, was ihr momentan durchmachen müsst. Wir unterstützen euch natürlich so gut, wie wir eben können."
„Das bedeutet mir wirklich viel, doch ich möchte euch nichts zumuten." erwiderte ich verlegen.
„Dafür sind Freunde doch da, aber nun gut. Wir sollten uns wohl erstmal umziehen gehen, sonst wird der Kapitän sauer." sagte Osamu dann und die Zwillinge liefen zu den Umkleidekabinen, während ich schonmal die Halle betrat und aufbaute, solange die Jungs mit umziehen und warm machen, beschäftigt waren.

Das Training verlief so wie sonst auch, nur das es diesmal ungewöhnlich ruhig war, allerdings hatte ich schon genug Sorgen, weshalb ich über den Grund dafür, erst gar nicht versuchte nachzudenken.

Nach dem Training fiel mir dann allerdings wieder mein Gespräch mit Osamu, von heute Morgen, ein.
Da ich bisher noch kein neues Handy hatte und ihm daher also nicht schreiben könnte, beschloss ich ihn vor den Kabinen abzufangen.
„Was meintest du heute Morgen, als du sagtest, es wurde über mich und meine Familie geredet?" fragte ich dann direkt, als er an mir vorbeikam.
Irritiert blieb er stehen, schien, als würde er kurz nachdenken müssen.
„Ach ja, hatte ich beinahe wieder vergessen. Ich weiß auch nichts genaues, aber frag doch einfach Atsumu, der war schließlich dabei. Er müsste sowieso gleich kommen."
Atsumu war tatsächlich der Nächste, der aus der Kabine kam.
„Tsumu, Sakiko will wissen, was gestern erzählt wurde." fing Osamu dann auch schon gleich an.
Atsumu schien zu verstehen, was sein Zwilling meinte und fing an zu erklären: „Sicher. Ein paar Mädchen, die für deinen Bruder schwärmen, haben einen alten Artikel aus der Zeitung gefunden, wo vom Unfall berichtet wurde, bei welchem deine Eltern starben. Die Mädchen haben den anderen davon erzählt und dann entstanden irgendwie die seltsamsten und abwegigsten Gerüchte."
Ich nickte kurz.
Es war kein Geheimnis, dass unsere Eltern nicht mehr am Leben sind, jedoch fand ich es auch nicht gut, wenn andere sich darüber die Mäuler zerreißen.
„Mach dir keine Sorgen, dass ist in ein paar Tagen schon wieder vergessen." versuchte der blonde Zwilling mich aufzumuntern.
„Hoffentlich." murmelte ich.

„Hey, sie warten schon. Wir müssen los." rief auf einmal mein Bruder uns zu.
Schnell verabschiedete ich mich von den Zwillingen und lief mit meinem Bruder zusammen zum Schultor, wo die zwei Mitarbeiter des Jugendamtes tatsächlich schon warteten.

Wir begrüßten uns kurz und stiegen dann alle in Motokos Auto ein.
Zusammen fuhren wir zum Krankenhaus. Auf dem Weg dorthin, erklärte Akemi uns, dass wir noch ein paar Dinge mit unserer Großmutter bereden würden und dann zum Jugendamt fahren würden.

Als wir dann am Krankenhaus angekommen waren und kurze Zeit später tatsächlich vor dem Zimmer meiner und Shinsukes Großmutter standen, war ich unglaublich glücklich. Motoko und Akemi sagten, dass wir die Möglichkeit hätten, kurz alleine mit unserer Oma zu sprechen, weshalb sie erstmal in die Cafeteria gingen.
Ohne überhaupt zu klopfen, stürmte ich in das Zimmer und fesselte meine Großmutter sofort in einer Umarmung.
Auch Shinsuke kam langsam rein und machte bei der Umarmung mit.
Nachdem wir uns wieder lösten, sagte meine Großmutter: „Mir wurde schon berichtet, was heute passiert ist und es tut mir schrecklich leid, dass ich mich darum nicht vorher gekümmert habe, doch ich war egoistisch und wollte euch nicht weggeben. Ich wollte immer, dass es euch gut geht, habe aber einfach ignoriert, dass es euch bei mir mittlerweile nicht mehr gut gehen kann."
„Nicht doch. Mach dir keine Sorgen." warf ich daraufhin sofort ein.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit, doch ein paar Dinge möchte ich euch noch sagen. Ich weiß nicht ob wir uns nochmal wieder sehen werden, also hört mir genau zu." fing unsere Großmutter mit ernster Stimme an. Sie räusperte sich kurz und fuhr dann fort: „Ihr seid zu zwei wundervollen Menschen herangewachsen und das, obwohl ihr so oft alleine kämpfen musstet. Ich möchte aber, dass ihr niemals vergesst, dass ihr einander habt und bitte denkt immer daran, dass es in Ordnung ist, anderen Menschen zu vertrauen und sie in euer Leben zu lassen. Wenn ich nicht mehr bin, heißt das nicht, dass ihr alleine seid. Die Welt ist groß und ihr werdet Menschen finden, die eure neue Familie werden können und das ist auch vollkommen in Ordnung. Zu guter letzt... Denkt daran, dass euch immer jemand zusieht, also macht euch keine Sorgen und handelt nicht unüberlegt."
Weder meinen Bruder noch mich ließen ihre Worte kalt. Wir kämpften beide mit den Tränen, weshalb wir nur stumm nicken konnten.
„Ich liebe euch beide so sehr! Ich bin furchtbar stolz auf euch!" sagte sie und zog uns in eine Umarmung.

Erst als es an der Tür klopfte, lösten wir uns.
Akemi und Motoko traten ein. „Tut mir leid, aber wir müssen jetzt etwas mit eurer Großmutter besprechen. Wartet doch schonmal am Auto." erklärte Akemi ruhig.
Wir drückten unsere Oma nochmal fest und gingen dann stumm zum Auto.
Wir warteten etwa eine Viertelstunde, bis die Beiden kamen.
„Kleine Planänderung. Wir fahren nicht zum Jugendamt. Ihr seid keine kleinen Kinder mehr, somit ist es auch in Ordnung, wenn ihr erstmal bei Freunden unterkommt. Wir fahren also erstmal zu euch nach Hause, damit ihr ein paar Sachen packen könnt und dann fahren wir euch zu Freunden. Wir haben schon mit den Eltern gesprochen, also ist alles geklärt." verkündete Motoko, als wir zusammen im Auto saßen.
„Hä, aber wir konnten Sie denn mit den Eltern sprechen? Welche Freunde denn überhaupt?" hakte ich irritiert nach.
„Keine Sorge, eure Großmutter hat uns die Nummer gegeben." erklärte Akemi.
Seufzend ließ ich es einfach auf sich beruhen, auch, wenn mir immer noch nicht gesagt wurde, zu welchen Freunden wir fahren würden.

Nachdem wir Zuhause einige Sachen geholt hatten, stellte sich heraus, dass wir zu den Zwillingen fahren. Ich hatte keine Ahnung, wie meine Oma auf die Idee kam, dass wir bei den Zwillingen bleiben sollten und woher sie die Nummer hatte, doch das hinterfragte ich nun einfach mal nicht, schließlich hatte ich definitiv andere Sorgen.

Bei den Zwillingen angekommen, erwarte uns auch schon die Mutter der Brüder.
„Ah, da seid ihr ja. Geht ruhig schonmal rein, wir werden gleich essen. Ich bespreche noch kurz etwas mit den Herrschaften hier." erklärte sie lächelnd.
Wir grüßten sie kurz und gingen dann an ihr vorbei ins Haus.
Drinnen, trafen wir dann auf die Zwillinge, welche schon in der Küche warten. Wir setzten uns zu ihnen und warteten auf ihre Mutter.
Als diese dann kam, fingen wir gemeinsam an zu essen.
„Es tut mir wirklich leid, was ihr momentan durchmachen müsst. Ihr könnt natürlich solange bleiben, wie ihr möchtet." fing sie dann ein Gespräch an. Wir bedankten uns natürlich bei ihr.

Nach dem Essen, führte Atsumu meinen Bruder und mich zu seinem Zimmer, wo ich schonmal übernachtet hatte. „Ihr beide werdet hier schlafen, ich schlafe bei Osamu." verkündete er und deutete auf sein Bett und die Matratze, die daneben hergerichtet ist.
„Danke, entschuldige die Umstände." sagte Shinsuke, während er den Raum betrat.
„Nicht doch." erwiderte Atsumu lächelnd und ließ uns dann alleine.

Atsumus Lächeln bereitet mir jedesmal aufs neue Schmetterlinge im Bauch. Ich würde mir am liebsten jeden Tag einfach nur sein Lächeln ansehen.


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Heyyy,

Kleine Anmerkung:
Diese Geschichte wird noch etwa fünf Kapitel bekommen und dann enden.

Anlässlich dazu, möchte ich mich nochmal vielmals bedanken!
Dass so viele Leute diese Geschichte verfolgen, bewerten und/oder ein Kommentar hinterlassen, ist schließlich nicht selbstverständlich, bedeutet mir aber auch wirklich viel!
Alsoooo... nochmals vielen, vielen Dank :)

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